Freitag, 29. Juni 2012

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 22

E gscheides Hinkl leet aah als newer's Nist.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 19. Juni 2012

De Pipatsch-Dorfbesm beim Johrmarker Musikanteowed


Schun wiedrum mir in Johrmark sin!
Do is halt immer was zu gsiehn.  
Der Ort is scheen, beriehmt un groß
un, wie mer gsieht, drin aach was los,  
beriehmt halt net so umesunscht:  
Do lebt de Sport, do lebt die Kunscht!  

Un Blechmusich - mer glaabt bal schun,  
daß die in Johrmark is erfun.
Zu dem, was mer schun gheert un weeß
hat mer vor korzem wiedrum gles:
Die Blaskapell vun aus dem Ort  
- im Wettbewerb war so weit fort  
un hat e Goldmedailln gwunn!  
De Scheef: de Mathias Loris jun.  
Es Dorf is uf die Leit gar stolz,  
die wu do blose "Blech" un "Holz",  
uf Hundsleder tun kloppe, singe  
un Goldmedailln hem tun bringe.  
A Feier han se gemach for die  
goldmedaillierti Blospartie,  
doch han vun dere Feier grad  
die Musikante wenich ghat;  
han gspielt, geblost die ganzi Zeit  
un unerhal die Gäscht, die Leit.
Drum hat mer die heit repetiert,  
a "Hogyvolt" vun dem Fescht prowiert  
for daß de Musikant aach mol  
sich selwer unerhale soll.  
De Pipatsch-Besm hat des gheert  
un is, wie sich schun so was gheert,  
zur Feier aach uf Johrmark hin,  
die "goldni" Musikante gsiehn.  
Hat Glick gewunsch dort, tuts aach do:  
Ihr Johrmarker, machts weiter so!  
Derbei han mir dann rausgfun glei,  
wie die do steht, die Bloserei:
In Johrmark scheints, de "gute Ton",
der fangt mit Musich mache on!  
Beim Loris Matz, dem ältre, is  
a Musikantewerkstatt gwiss.  
Mer kennt schun saan, bal industriell  
geht die "producţie" vun der Stell.  
Ja, Blose is do Tradizion,
es lernt die viert Generation  
mit Eifer un mit Ambizion,  
des gibt die Qualifikazion! 
De Ignaz Rosar, der sitzt dort  
als ältschte Musikant im Ort  
am Ehreplatz. Gut 80 er;  
em Alter gheert aach do die Ehr.  
De Traian Meşter newedran,  
de Bürgermeister, mer kann saan,  
die ganzi Gmeindeowrichkeit  
is kumm! A Ehr fors Dorf, die Leit.  
De Lukas Michl fiehrt uns dann  
- Kulturheimd'rektor do der Mann -  
im Saal rum, stellt a Mann uns vor,  
in Johrmark glebt un do gebor,  
de Michl Tritz, Soloflieglhornist,  
wu vleicht de beschte Bläser is!
Ja, gut un besser, extra gar
is do die Musikante-"War".  
Des kann mer heere un aach gsiehn,
des stecht im Blut, im Bode drin.
Doch lebt nor des un kummt aach weit,  
was - iwerhol vun jungi Leit -  
aach weitergfiehrt werd ernscht un gut,  
wie mers in Johrmark mache tut. 
Do is an junger Kraft ke Not  
un manchi schun ganz gut gerot.  
De Jingschte stelle mir eich vor,  
(hat langi Hoor) un erscht zwelf Johr,  
Bassflieglhorn sei Instrument  
un Reinhardt Junginger genennt.  
Nor drei Johr älter is de Pheder,
de Pesch, den kennt do aach jeder  
am Flieglhorn schun an seim Ton.  
- Die Meistre fange fruh halt on...
Vun "Lorise" es Dorf is voll
un "Loris Matze" sogar soll
es achtzehn, zwanzich Stick gar gin.  
A Spitzname muss jeder kriehn,  
sunscht kann mer jo die Leit net kenne.  
A paar so "Matze" will mer nenne:
"Vum Lothringen de Turmann Matz,  
de Alt-Gass-Schwowe-Vetter-Matz",
nor zwei vun zwanzich Mann des sin
mit "Loris Matz" im Buletin ...  
- Inzwische war die Stimmung gstieh
un wärmer gin die "Harmonie",  
mit Lied un Tanz de Saal do voll ...  
Gelee hats net am - Alkohol,  
gelee hats ewe an die Leit,  
an Freindschaft un Gemietlichkeit.  
Mir han uns gut gfiehlt alli zwei  
un ware gere do derbei.  
Han Scheenes gsiehn un viel erfahr,  
nor een Froch ohni Antwort war:  
Wieviel im Dorf sin Musikant?  
Die Zahl is groß, doch unbekannt.  
In dem brauch mer ke Sorch do schleppe,  
mer kann do ausm Volle scheppe.  
Mir mache Schluß, adje, ihr Leit,  
es hat uns gfall, es hat uns gfreit.  
Mir kumme gere wiedrum her;  
es Fortfahre fallt do nor schwer ...

Ufgschrieb vum Michl Gradaus
Gemolt vum Bittenbinder Franzi

aus NEUE BANATER ZEITUNG / PIPATSCH
Temeswar, 15. September 1974

Donnerstag, 14. Juni 2012

Joseph II. - Volkskaiser oder nur Kolonisationskaiser?

Der Tod des letzten kommunistischen Tyrannen Osteuropas hat das Gedenken an den Tod des letzten habsburgischen Monarchen, der die Südosteuropakolonisation vorangetrieben hat, Joseph II., völlig verdrängt. Während mit der Hinrichtung Ceauşescus der Abtritt der Banater Schwaben, der letzten Donauschwaben, von der südosteuropäischen Völkerbühne beschleunigt wird, geht eine fast dreihundertjährige Folgeerscheinung habsburgischer Ostpolitik ihrem Ende entgegen. Zwei Kaiser und eine Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation aus dem Hause Habsburg haben im 18. Jahrhundert die Kolonisation des Banats vorangetrieben: Karl VI. (1685 - 1740), Maria Theresia (1717 - 1780) und Joseph II. (1741 - 1790).
Unter Joseph II. wurde die Besiedlung des Banats praktisch beendet, obwohl auch nach 1800 noch kleine Gruppen von "Reichskolonisten" dort eingetroffen sind. Wegen der vielen Reformen des Kaisers findet seine Siedlungspolitik nur wenig Beachtung bei den Historikern. Vielmehr scheint die Person des Kaisers die Geschichtsschreiber und Biographen fasziniert zu haben. Als Reformkaiser in die Geschichte eingegangen, bleibt Joseph II. auch heute ein umstrittenes, oft sagenumwobenes Geschichtssujet.
Joseph II. in Dragoneruniform.
Gemälde von J. Hickel
(Kunsthistorisches Museum, Wien)
In seinen Kinderjahren mehr von Hofdamen als von seinen 15 Geschwistern umgeben, wuchs Joseph zu einem Jüngling heran, dessen Erneuerungsdrang in stetigem Widerspruch zur Weltanschauung und Politik seiner königlichen Mutter Maria Theresia stand. Der neunzehnjährige Joseph heiratete 1760 Isabella von Parma. Diese angeblich glückliche Ehe endete bereits nach drei Jahren durch den Tod Isabellas. Im Jahre 1764 wurde Joseph in Frankreich zum römischen König gekrönt, und ein Jahr später wurde er nach dem Tod seines Vaters, Franz Stephan von Lothringen, als Joseph II. deutscher Kaiser. Im selben Jahr heiratete er Maria Josefa von Bayern, mit der er nicht glücklich wurde. Maria Theresia machte den jungen Kaiser nun auch zum Mitregenten in den österreichisch-habsburgischen Ländern. Seine Regierungstätigkeit wurde allerdings auf die Außenpolitik und das Heerwesen beschränkt. Durch diese Einschränkungen dämpfte Maria Theresia bewußt den ungestümen Reformdrang ihres sich ganz dem Staatswesen hingebenden Sohnes. Dieser, von der Mutter dem Sohn auferlegte, Enthaltungszwang führte zu vielen Sohn-Mutter-Konflikten und bewog den pflichtbesessenen Kaiser, sein Heil in der Ferne zu suchen. Auf langen Reisen durch das große Habsburgerreich, oft inkognito als "Graf Falkenstein", lernte er die Nöte seiner Untertanen kennen und sammelte die Einsichten und Überzeugungen für seine späteren Reformen. In den Jahren 1768, 1770 und 1773 weilte Joseph II. auch im Banat.
Am 29. November 1780 starb Maria Theresia und Joseph II. war nunmehr Alleinherrscher in den habsburgischen Ländern. Er ging mit einer Eile an seine geplanten Reformen, als hätte er gewußt, daß ihm nur 10 Jahre zu ihrer Verwirklichung bleiben werden. 6000 Edikte und 11.000 Gesetze soll er in seiner Regierungszeit erlassen haben. Darunter waren ebenso zukunftsprägende wie auch solche, die zu Nationalitätenunruhen in der Vielvölkermonarchie führten.
Joseph II. war auch von der Idee der weiteren Expansion seines Reiches beseelt und dachte an eine Neuaufteilung Europas nach dem sich andeutenden Untergang des Halbmondes. Bereits 1780 traf er sich mit Zarin Katharina II. in Mohilev und sprach von Zukunftsplänen, die sich nie verwirklichten: Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei zu einem unabhängigen Königreich Dazien und von einem christlichen Reich an Stelle des Osmanischen Reiches.
Innenpolitisch begannen die josephinischen Reformen besonders durch die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Gleichstellung der Konfessionen (Toleranzedikt) im Jahre 1781 konkrete Formen anzunehmen und bereits erste Widerstände hervorzurufen. Der aufgeklärte Kaiser liebäugelte sogar mit dem Gedanke, die österreichische Staatskirche von Rom unabhängig zu erklären, was den besorgten Papst Pius VI. zu einer Reise nach Wien veranlaßte (1782). Das Banat, als ehemalig kaiserliches Kronland, war gerade erst (1778) dem Königreich Ungarn einverleibt worden, als Joseph II. 1781 Temeschburg zur königlichen Freistadt erhob. Diese Tat war, ebenso wie die drei bereits erwähnten Banatbesuche - einmal soll der Kaiser im Ulmbach-Neupetscher "Kaiserhaus" übernachtet haben - ein klares Bekenntnis zur deutschen Kolonisation im Banat und ein überaus deutlich erhobener Zeigefinger an die Adresse der ungarischen Magnaten, die bereits Ungarisch als offizielle Sprache für das Banat beanspruchten.
Andererseits hatte das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft (im Banat erst seit 1785) sowohl die Ansiedlungsbedingungen als auch die Lebensverhältnisse der Nichtdeutschen positiv verändert. Erstmals konnten sich auch Protestanten im Banat ansiedeln (Liebling und Kleinsemlak), und den Rumänen, Serben und anderen Nationalitäten wurde der Zugang zum Handwerk und auch zu Verwaltungsstellen gewährt. Zu den Bestimmungen seiner ersten Regierungsjahre zählte auch das Entlassen vieler Banater Dörfer aus dem Besitz der Wiener Hofkammer in Privatbesitz, was wiederum in krassem Widerspruch zur Aufhebung der Leibeigenschaft stand und für viele Neusiedler eine Verschlechterung ihres Frondaseins bedeutete.
Zu einem allzeit überschau- und kontrollierbaren Zentralstaat, wie Joseph II. ihn sich wünschte, gehörte eine einheitliche Amtssprache, die nach kaiserlichem Wille Deutsch sein sollte. Ohne die nationalen Identitätsbestrebungen der vielen Völker und Volksgruppen des östlichen Teiles seines Reiches (Ungarn, Slowaken, Ruthenen, Walachen, Serben, Slawonen, Kroaten, Slowenen) zu berücksichtigen, ließ Joseph II. am 6. März 1784 die deutsche Sprache als Gesetzes- und Amtssprache erklären.
Die Beamten wurden verpflichtet, in drei Jahren Deutsch zu lernen. Besonders in Ungarn löste dieses Gesetz großen Unmut aus. Auch in Siebenbürgen gärte es. Die Aufhebung der Leibeigenschaft wurde von dem Adel nicht respektiert, was zum Ausbruch eines Bauernaufstandes führte. Drei Bauernheere, angeführt von Horia, Cloşca und Crişan, zogen gegen Klausenburg, Arad und Temeschburg. Dieser Aufstand mündete in seiner entscheidenden Phase in eine nationalistisch geprägte Auseinandersetzung zwischen dem ungarischen Adel und dem unterdrückten rumänischen Bauerntum. Nur zögernd griff der Kaiser ein, um die Erhebung der Geknechteten zu unterdrücken. Die Anführer des Aufstandes wurden im Februar 1785 in Alba Iulia hingerichtet.
Joseph II. nahm auf die politische Stimmung im Reich keine Rücksicht und setzte seine Reformen konsequent durch. Die Einführung der österreichischen Gesetze und des Wiener Verwaltungssystems in den österreichischen Niederlanden (Belgien) schuf im Jahre 1787 einen neuen Unruheherd im Westen des Reiches. Das Gesetz der gleichmäßigen Grundsteuer sowohl für alle Länder als auch für den bäuerlichen und herrschaftlichen Besitz (1789) war für viele Mitglieder des Adels ein weiterer Anlaß zur Rebellion gegen die Monarchie.
Im Jahre 1788 umgab Joseph II. wieder kurzfristig eine Welle der Sympathie, als er nach dem erneuten Ausbruch des Krieges gegen die Türken (9. Februar) auf dem Kriegsschauplatz am 25. März erschien. Der Kaiser weilte bei dieser Gelegenheit zum letzten Mal im Banat, und dieser Aufenthalt war nicht ungefährlich. Er ließ es sich nicht nehmen, direkt bei Kampfhandlungen anwesend zu sein und geriet dabei bei Karansebesch fast in Lebensgefahr.
Gesundheitlich angeschlagen kehrte Joseph II. nach Wien zurück. Der Endsieg über das Osmanische Reich am 8. Oktober 1789 dürfte dem schwerkranken Kaiser die letzten Lebensfreuden bereitet haben. Bis zu seinem Tode waren ihm nur noch politische Niederlagen beschert. Nationale Unruhen in Ungarn und den Niederlanden zwangen ihn, viele seiner Reformen zu widerrufen. Die Leibeigenschaft gehörte aber für immer der Vergangenheit an und die Glaubensfreiheit blieb bestehen.
Betrachtet man die soziale Tragweite dieser beiden Gesetze, die mit Sicherheit Meilensteine auf dem Weg der Entstehung eines Demokratiebewußtseins bei den Menschen waren und dem Kaiser menschliche Zuneigung für seine ärmsten Untertanen bescheinigen, so ist es schwer verständlich, daß Joseph II. von seinen Zeitgenossen kaum geliebt wurde. Weil einige der vielen Gesetze auch in das Privatleben des Bauernstandes eingriffen - Feiertage wurden aufgehoben, das Gewitterläuten und einige Prozessionen wurden abgeschafft und auch die Verwendung von Holzsärgen wollte man verbieten, weil sie als Verschwendung galten -, wurde die Tragweite wichtiger sozialer und kirchlicher Reformen verkannt.
Daß seine Person aber stets im Bewußtsein seiner Untertanen gegenwärtig war und daß er den Zeitgeist der Aufklärung wie kein anderer Mensch geprägt hat und damit heute noch die Geschichtsliebhaber beschäftigt, beweisen etliche Namen, unter denen er der Nachwelt in Erinnerung blieb: "Volkskaiser", "Joseph der Deutsche", "kaiserlicher Revolutionär", "platter Aufklärer", "Glaubensfeger", "neuer Harun Al Raschid", "Doktrinär", "Rebell in Purpur", "Kirchenfeind", "Bauernbefreier".
Vor 200 Jahren, am 20. Februar 1790, starb Joseph II., der umstrittenste Herrscher der Habsburger-Donaumonarchie. Ob Joseph II. für die Urbarmacher des Banats ein Volkskaiser oder nur ein Kolonisationskaiser war, ist 200 Jahre nach seinem Tod schwer zu beurteilen. Auf jeden Fall können ihn die Donauschwaben in ihrem Sich-Besinnen auf den Ursprung nicht übersehen.
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 5. Juni 1990

Dienstag, 12. Juni 2012

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 21

E fauler Esl traat sich in oomol tot, e fleißicher geht zwaamol.

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Gsammelt vum Frombach Franz 
alias Gerwer Franz  
(1929 - 1999)