Montag, 23. Dezember 2013

Heimatverbundene Volksfeste

 Reschitza
Die moderne Gaststätte der Maschinenbauer in der Bersau-Au war wie gemacht für den Großmaskenball der Operettengruppe, alle 550 Stühle waren bis um 22 Uhr besetzt, rund 400 von Verkleideten, die sich einander an Phantasie und Farbenpracht überboten, und trotzdem blieb Platz für Tanz, Aufmarsch, Faschingsschabernack. Das "junge" Tiroler-Paar, die ersten im Saal, stellten sich viel später als Angela und Franz Hlavacs, Rentner, mit zusammen 133 Lebensjahren, der Jury vor. Franz Wörmke, Dreher im Hüttenkombinat, errang mit seinem Quasimodo den I. Preis, ein Gemälde der im Saal anwesenden Nora Minorovics Szalkay. Auf Platz II kam das Flaschen aufkaufende Zigeunerpaar von Emilia (Motorenwicklerin) und György Töröcsik (Schweißer). Matthias Loris mit seiner Kapelle bot die perfekte Musikkulisse für einen Maskenrummel, in dem zeitweise auch die Organisatoren, wie z.B. Dipl.-Ing. Oskar Ferch, getarnt untertauchen konnten.

♫    ♫    ♫    ♫

(Fotomontage: Hans Frombach)

Jahrmarkt
Samstag und Sonntag veranstaltete die Feuerwehr (32 Mann) ihren traditionellen Ball, bei dem die Feuerwehrleute unter Kommandant Johann Loris und seinen Stellvertretern Franz Nover und Hans Bauer zum ersten Mal in den neuen Uniformen auftraten.

v.l.: Mathias Kelter, Hermine Schlarp,
Annemarie Schneider, Richard Kilzer,
Eva Piklor, Hans Kaszner jun.,
 Brigitte Agoston, Leni Ebner, Franz Tasch,
 Hans Kilzer, Hans Kaszner sen.
und Mitglieder des
Unterhaltungsmusikorchesters der
Kaszner-Kapelle
(Foto: Archiv Kaszner-Kapelle)


Anschließend bot die Kaszner-Kapelle ein Musikprogramm dar. Als Solisten wirkten mit Annemarie Schneider, Leni Ebner, Eva Piklor, Brigitte Agoston, Hermine Schlarp, Franz Tasch, Hansi und Helmuth Kaszner, Hans und Richard Kilzer sowie Josef Stritt.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 27. Februar 1979


Donnerstag, 19. Dezember 2013

Vertriebenenkultur

Zum Bericht "Jährliches Feilschen um Fördermittel für Vereine" (Ausgabe vom 12. 3. 1992):
Siebenbürger Sachsen in Ingolstadt
5500 Mark für die Kulturtätigkeit der Ingolstädter Vertriebenenvereine ist wirklich eine Wahnsinnssumme. Das ist ja ein Vermögen, was diese Tanzgruppen und Chöre der Schlesier, Egerländer, Sudetendeutschen, Oberwischauer, Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Böhmerwälder, Niemeser, Prachatitzer und Lindenwiesener aus dem Kulturfonds der Stadt bekommen. Nach Adam Riese sind das für jede Gruppe - falls es nicht mehr als die genannten gibt - 550 Mark. Da halten nun die Vereinsvorsitzenden diese Riesensummen in den Händen und zerbrechen sich die Köpfe, sie sinnvoll anzuwenden. Eine wahrlich nicht zu beneidende Aufgabe, wenn man bedenkt, daß man, um eine Frau in die farbenprächtige Banater Tracht zu kleiden, mindestens 600 Mark hinblättern muß, während ein kunstvoll besticktes Trachtenhemd für einen Siebenbürger Sachsen immerhin auch schon 400 Mark kostet! Ähnlich sieht es bei allen Gruppen aus.
Im Rathaus wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Der Kulturausschuß scheint noch in Faschingsstimmung zu sein. Beamte der Verwaltung sollen jetzt herausfinden, was die Landsmannschaften mit diesen überwältigenden Zuschüssen "kulturell machen" und ob die überhaupt "gerechtfertigt" sind. Das kann eine angenehme Aufgabe werden, kann sie doch im geselligen Trubel von Bürgerfest, Herbstfest, heuer auch Landesgartenschau, oder gar im sonnigen Carrara sowie in vielen vereinsinternen Kulturabenden mit Tanzvorführungen, Blasmusikkonzerten, Chordarbietungen und Theateraufführungen bewältigt werden; und das mit garantiertem Erfolg.
Der Volkskultur überliefernde Idealismus der Vertriebenenvereine paßt offensichtlich nicht mehr in eine mehr und mehr von Rang und Namen und den dazugehörenden Gagen vereinnahmte Kulturlandschaf.
Ob die Mitglieder der Ingolstädter Vertriebenenverbände mehr oder weniger politisch gesinnt oder gar aktiv sind, ist für ihr Vereinsengagement sekundär. Daß sie aber soviel politisches Verständnis haben, um die Richtung des Windes, der ihnen in Ingolstadt ins Gesicht bläst, zu erkennen, davon kann Frau Büttner (SPD) überzeugt sein.

Anton Potche

aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 31. März 1992


DONAUKURIER, 10. April 1992

Dienstag, 17. Dezember 2013

Jahrmarkt - Bokschan

 Jahrmarkt
Seit 1953 veranstaltet die Loris-Kapelle nahezu alljährlich einen Konzertabend; zuerst machte nur die Blaskapelle mit, später auch das Unterhaltungsorchester und die Gesangsolisten. Das großangelegte Konzert am Wochenende unter Leitung von Prof. Matthias Loris umfasste Blasmusik, Schlager und Gesang. Im Blasmusikteil gefielen besonders der Walzer "Die Nachtschwärmer" von Karl Zierer, der Festmarsch des Amerikaners John Filipp Soussa, sodann die Gesangsolisten Matthias Stefan, Peter Pfeifer, Erna Mathis, Hans Eichinger und Hans Kilcher mit seinem Solopart auf der Piccolo-Flöte. Die große Überraschung und sicherlich auch ein musikalischer Höhepunkt im Werdegang der Kapelle war der Vortrag des 18 Mann starken Unterhaltungsorchesters mit Seppi Retter an der elektronischen Orgel, die Gesangsolisten Peter Pfeifer, Eva Stefan, Hans Eichinger, Erna Mathis und Matthias Stefan sowie die Soloparts von Niki Kern (Trompete) und Helmar Linz (Zugposaune). Immer wieder großen Beifall erntete der junge Loris-Kapellmeister, wenn er selbst zur Trompete griff. Die Ansage besorgte Eva Stefan, Bühnenbeleuchtung Eduart Puchert. Die Loris-Kapelle, preisgekrönt beim I. Landesfestival "Cîntarea României" und Beste bei der II. Auflage der Kreisphase für Blaskapellen, wird sich bei der Kreisphase auch mit dem Unterhaltungsorchester beteiligen.

♫    ♫    ♫    ♫

 Bokschan
v.l.n.r.: Siegfried Lux,
 Hans Kaszner  jun. (mit dem Rücken),
Hans Kaszner sen., Nikolaus Bartlang,
Hans Loris, Josef Kunz,
Franz Tasch, Peter Roth
(Foto: Archiv Kaszner-Kapelle)
Wer seinen Entschluss, am Schwabenball in Bokschan teilzunehmen, nur ein bisschen verzögert hatte, der klopfte in der vergangenen Woche vergebens an das Fenster von Grete Guth um Karten. Die IPA-Buchhalterin und Hauptorganisatorin dieser Veranstaltung zählte schließlich 302 Personen, die Polka, Walzer, Ländler und Tango tanzten und in Salven lachten über den echtschwäbischen Humor, den Hans Kehrer, alias Vetter Matz vun Hopsenitz, vom Hockerl herab über die Verstärkeranlage der Kaszner-Kapelle darbot. Dem starken Bedürfnis nach Geselligkeit einmal vorzüglich zu entsprechen, verhalfen Peter Dassinger, Sachwalter bei ICSMI, Otto Hengstenberger, Konditormeister, Rudolf Dietinger, Rentner, sowie Werk-Oberbuchhalter Josef Kakerda und Josef Hollschwandtner, der Direktor des Industrielyzeums aus Rumänisch-Bokschan, wo auch 30 Gäste aus Moritzfeld zugegen waren, ebenso Altkapellmeister Matthias Anselm, Dipl.-Ing. Oskar Ferch vom Reschitzaer Maschinenbauwerk, Dr. Anton Kieszner von der Kreis-Gesundheitsinspektion. Der Schüler Bruno Maraschki bot eine schwäbische Gedichteinlage.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 20. Februar 1979

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Drehbuch von Herta Müller

Stere Gulea (*1943)
"Vulpea - vînătorul" (Fuchs - der Jäger) heißt der Film, den der rumänische Regisseur Stere Gulea  zur Zeit dreht. Der Film versucht, in einer metaphorisch endenden Handlung, das Schicksal einer Rumänischlehrerin in den Wirren der Volkserhebung (1989) wiederzugeben. Der Streifen entsteht in einer deutsch-rumänischen Koproduktion.
Das Drehbuch hat Herta Müller geschrieben. Es handelt sich dabei aber nicht um eine Bearbeitung eines bereits vorliegenden Werkes, sondern um eine originelle Geschichte mit vermutlich "autobiographischen Implikationen" (Originalton: Stere Gulea).
Der Regisseur zeigte sich in einem Interview von der Aussagekraft des Drehbuchs beeindruckt und unterstrich dessen Spiegelfunktion der gegenwärtigen rumänischen Gesellschaft. Das Werk erweise der "inneren Verstümmelung" des rumänischen Volkes keinerlei Gefälligkeiten.
Viele Szenen des Films wurden in Temeswar gedreht. Der Kinostreifen wird ende März fertig sein. Wann er allerdings in den Lichtspielhäusern Deutschlands und Rumäniens zu sehen sein wird, steht noch nicht fest.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 29. März 1992

Dienstag, 10. Dezember 2013

Erster Preis für Loris-Kapelle

Trophäensammlung der Loris-Kapelle
Foto aus dem Film 
LG - Temeswar. Die Fach-Jury, die Sonntag im Eisenbahnerklub die besten Blaskapellen des Kreises Temesch bei der Kreisphase des zweiten Landesfestivals "CÎNTAREA ROMÂNIEI" hörte, gab nun die Ergebnisse bekannt: Den I. Preis erhielten die Jahrmarkter Loris-Kapelle, dirigiert von Prof. Matthias Loris, und die Blaskapelle des Temeswarer Jugendhauses, Leiter Johann Kalmar; II. Preis: die Bläser des Lugoscher Textilunternehmens (Ioan Maliţa), die Blaskapelle des Temeswarer "6. März"-Unternehmens 
Die Kaszner-Kapelle in Jahrmarkt
Foto aus dem Video
"Kaszner-Kapelle im Jahre 1979"
 (Hans Schmitz), die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle  (Leiter Hans Kaszner jun.), die vereinigte Kapelle Dudeştii Noi - Kleinbetschkerek (Leiter: Franz Hoffner); III. Preis: die Bläser des Temeswarer Transportunternehmens (Năstase Paraschiv), die Tillschneider-Kapelle aus Grabatz, die ein neues Stück des Temeswarer Komponisten Josef Klein erstmals dargeboten hat, und die Blaskapelle des Kulturheims Großjetscha, geleitet von Lehrer Anton Weber. Anerkennungspreise wurden der Formation des Kulturhauses Jimbolia (Josef Opelz), der Nadrager Werkkapelle (Haralambie Lăzărescu) und der Blaskapelle des Kulturheimes Schandra (Josef Lammert) zugesprochen. 
Laut Organisator Ladislaus Csizmarik hatten sich auch die Blaskapellen aus Neupetsch (Helmuth Seeger) und Wetschehausen (Josef Bleiwerk) gut präsentiert. Die Kapellen aus Bakowa und Tschene wurden wegen Nichterscheinens vom Wettbewerb ausgeschlossen. Die Erstplazierten werden den Kreis Temesch bei der Zwischenkreisphase vertreten.

(Anmerkung: Die musikalische Untermahlung des obigen Videos ist ein rumänisches Marschlied, dessen Titel und Komponist mir nicht bekannt sind. Die Kaszner-Kapelle hatte dieses Stück in ihrem Programm für die Kreisphase des Landesfestivals "Cîntarea României". Die Tonaufnahme wurde am 11. Februar 1979 im Temeswarer Eisenbahnerklub vom Temeswarer Radiosender gemacht und in der deutschen Sendung vom 12. Februar 1979 ausgestrahlt. - Anton Potche) 

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 14. Februar 1979

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Ungarndeutsche Literatur

Laut einer von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG (14. Februar 1992) veröffentlichten dpa-Meldung haben 40 Literatur- und Kunstschaffende eine Vereinigung deutschstämmiger Schriftsteller und Künstler ins Leben gerufen. Der Verein "will das künstlerische Erbe der vor allem im Karpatenbecken lebenden rund 200.000 Ungarndeutschen fördern und die Literatur der ethnischen Minderheit bekannt machen." Eine Konferenz für deutsche Minderheiten in Europa soll als grenzüberschreitende Veranstaltung im September vom neuen Verband veranstaltet werden. Die Gründung dieser Vereinigung in Ungarn kann als ein wichtiger Versuch der Neubelebung des Deutschtums in diesem Land gewertet werden. Besonders für die Sprachproblematik der jungen ungarländischen Deutschen kann diese Initiative wichtige Impulswirkungen beinhalten.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 15. März 1992

Dienstag, 3. Dezember 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 39

Merr werd alt wie e Kuh un lernt immer noch derzu.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Donnerstag, 28. November 2013

Heimatklänge zum Wochenausgang

Jahrmarkt
Foto aus der Gründerzeit
v.l.: ein Gast, Peter Grosz,
Hans Kaszner sen.,
 Michael Tritz, Josef Jauch,
Hans Wiesenmayer
Ihr zehntes Konzert mit anspruchsvollem Programm bot die Kaszner-Kapelle Samstag und Sonntag im übervollen Kulturheim dar. Die Kapelle, die seit 1956 besteht - anfangs aus fünf Mann, gestaltete in den letzten Jahren die nun schon traditionellen Konzertabende zu wahren Höhepunkten. Auch im Werdegang der Kulturgruppe, die zurzeit 42 Mann zählt (Blaskapelle, ein Krainer-Quintett und ein Estraden-Orchester mit 20 jungen Musikanten).
Das 27 Stücke umfassende Musikprogramm wurde von der Blaskapelle eröffnet, dirigiert von dem Musikstudenten Hans Kaszner jun. und dem Begründer der Kapelle, Hans Kaszner sen. (51).
Hans Kaszner jun.
(Fotos: Archiv Kaszner-Kapelle)
Den meisten Beifall erzielte jedoch das Unterhaltungsorchester, das moderne Musik darbot, mit Nikolaus Loris an der elektronischen Orgel. Als Gesangsolisten traten auf: Franz Tasch, Hans Kaszner jun., Josef Stritt (Saderlach), Richard und Hans Kilzer, Annemarie Schneider, Magdalena Ebner, Eva Piklor, Brigitte Agoston, Helmuth Kaszner, Hermine Schlarp und Matthias Kelter, der mit Hansi Stefan auch für Humoreinlagen sorgte. Die Ansage bestritten Renate Reith und Anton Potche. Als Instrumentalsolisten wirkten Helmuth Kaszner, Schüler der XII. Klasse des Musiklyzeums in Cluj-Napoca (Trompete) und Niki Bartlang. Anschließend spielten die jungen Musikanten - der Kapellmeister und Hans Grund (37) sind die ältesten Mitglieder - zum Tanz auf.




aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar,  
13. Februar 1979

Dienstag, 26. November 2013

Ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk

Der Ingolstädter Kaufmann i. R. Hans Maltry bekam zu seinem 70. Geburtstag Franz von Suppés Ouvertüre "Dichter und Bauer" geschenkt. Ein gewiß nicht alltägliches Geschenk, handelte es sich doch um eine Live-Darbietung des Audi-Werkorchesters unter der Stabführung seines Sohnes Bernd Maltry, Dozent am Richard-Strauss-Konservatorium in München.
Der Vater war "Balwerer" in Jahrmarkt, und als Zwölfjähriger durfte Sohn Hans beim "Insafe" der Kunden behilflich sein. So wuchs er in seinen zukünftigen Beruf hinein.
Die Zeiten waren aber stürmisch. Hans Maltry wurde 1943 zum rumänischen Militär einberufen, wechselte dann zur deutschen Armee über und überlebte Kriegshandlungen in Schlesien und Finnland. Der amerikanischen Kriegsgefangenschaft folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in einem Flüchtlingslager. Hier begann der heimatlos gewordene Hans Maltry die Suche nach seinen Brüdern. Mathias war dem Heimweh erlegen und hatte sich illegal ins ferne Banat durchgeschlagen, während Michael sich in Ingolstadt niedergelassen hatte. Dorthin begab sich auch Hans Maltry, wo er gleich im Friseurgewerbe tätig wurde. Doch bereits im Jahre 1949 ließ er Figaro Figaro sein und eröffnete mit  seinem Bruder, einem gelernten Kaufmann, das Textileinzelhandelsgeschäft  Gebrüder Maltry.
Hans Maltry 
Als die Zeit der Rückwanderung für die Banater Schwaben angebrochen war, wurde landsmannschaftliches Engagement immer notwendiger. Im November 1973 gehörte Hans Maltry zu den Gründern des Kreisverbandes Ingolstadt der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Er übernahm im ersten Vorstand die Aufgaben des Kassiers.
Blickt Hans Maltry heute auf 70 Lebensjahre zurück, dann schwebt über seinem Resümee "erfolgreich" auch immer ein Hauch Nostalgie. Man braucht nur die Wohnzimmerwände des Jubilars zu betrachten, und man wird seine Leidenschaft erahnen. Da hängen, der Vergänglichkeit und dem Vergessen entrissen, ein Tenorhorn mit der Gravur "A. Braun - Erstes u. größtes Musikinstrument-Haus im Banat", ein Flügelhorn der gleichen Marke, ein altes Klappentrombon, eine B-Klarinette und nicht zuletzt die Trompete des Jahrmarkter Kapellmeisters Georg Kern und  die Geige des Gründers der Jahrmarkter Loris-Dynasite, Peter Loris. Nichts erklärt die Ergriffenheit des Jubilars beim  Erklingen der Ouvertüre "Dichter und Bauer" besser, als die Existenz dieser liebevoll konservierten Instrumente. Der Wunsch, Musiker zu werden, ging für Hans Maltry nie in Erfüllung. "Musikante sin Vagabunde", pflegte sein Großvater zu sagen; und das im blasmusikbesessenen Jahrmarkt.
Anton Potche

aus BANATER POST
München, 5. März 1992

Donnerstag, 21. November 2013

Konzertabend der Kaszner-Kapelle

Hans & Helmuth Kaszner
Jahrmarkt. - Samstag fand im Kulturheim von Jahrmarkt der zehnte Konzertabend der Kaszner-Kapelle statt. Geboten wurden Blasmusik und Unterhaltungsmusik. Als Dirigent traten Hans Kaszner sen. und Hans Kaszner jun. auf. Als Instrumentalsolisten wirkten Helmuth Kaszner, Niki Bartlang und Niki Loris, als Gesangsolisten Franz Tasch, Hans Kaszner jun., Helmuth Kaszner, Magdalena Ebner, Annemarie Schneider, Josef Stritt, Richard und Hans Kilzer, Brigitte Agoston, Mathias Kelter, Eva Picklor und Hermine Schlarp mit. Für humoristische Einlagen sorgten Mathias Kelter und Hans Stefan.
hst
aus NEUER WEG, Bukarest, 13. Februar 1979

Dienstag, 19. November 2013

So vill Tode

De Hans hot in der Mittachssunn
- De Fernseh war noch net erfunn -
Vor'm Haus im Grawe gsitzt
Un sich grad e Rotwein gspritzt.

De Martin is die Gass ruffkumm,
Schnell un windich wie e Hund.
Im Langstgehn hot'er korz geruf:
"Du trinkst dei Wein in Herrgottsruh,
Wann im Unnerdorf die Tode leije?
Wie kannst du do noch sitze bleiwe?"

De Hans war do druff so verschrock,
Daß selwer er beineeckst wär gstorb.
Sei Knie hun gschloddert glei vor Angst,
Die Neigeer hatt die Owwerhand.

Ufs Bizickl! Schnell ins Unnerdorf!
Die Tode ware wirklich dort.
De Hans hot gschaut un ah schun gschennt:
"De Martin is un bleibt e Schelm!"

Im Unnerdorf war Gift geleet,
Forr daß die Rattseploo vergeht.
So hatt de Martin net geloo:
Die Rattse ware all maustot.

Potche Toni 


aus BANATER POST, MÜNCHEN, 20. Februar 1992

Dienstag, 12. November 2013

Banater Kulturspiegel, Januar 1977 - April 1978

Seite 46/47
Juni  ... Über 40 Preise erkannte die zentrale Jury in Bukarest den Vertretern des Kreises Temesch bei der Landesphase des Festivals "Cîntarea României" zu. Davon 13 erste, 14 zweite, 13 dritte und zwei vierte Preise. Erste Preise erhielten der Ion-Vidu-Chor aus Lugosch, die Jahrmarkter Blaskapelle unter der Leitung von Matthias Loris jun., das Volksmusikorchester des Temeswarer städtischen Transportunternehmens, der Solist Ionel Acea, das Volkskunstensemble des Temeswarer Munizipalkulturhauses, das Lugoscher Volkstheater (rumänische Abteilung), die Kineklubs des Temeswarer Munizipalkulturhauses, des Kulturhauses Großsanktnikolaus - Leiter Ludwig Dama -, des Temeswarer Eisenbahnerklubs, der naive Maler Viorel Cîrstea aus Ghilad, der Amateurmaler Gheorghe Babeţ aus Temeswar, und von den Berufskünstlern Nikolaus Berwanger (mit dem Dialektgedichtband "ich häng mei gsicht net an de nagel") und Lidia Ciolac (Graphik). Ferner wurden folgenden deutschen Wettbewerbsteilnehmern aus dem Kreis Temesch Landespreise zuerkannt: dem Jakob-Hufnagel-Quintett (Großsanktnikolaus), dem Jahrmarkter Unterhaltungsmusikorchester, Michael Holzinger (Kleinkomlosch) für das Mundartstück "Unser Hansi", Horst Samson, NBZ-Redakteur, Wilhelm Weiss, Arbeiter, und Helmuth Frauendorfer, Lenauschüler (für Gedichte), dem Temeswarer Kunstfotografen Helmuth Schneider, der schwäbischen Tanzgruppe des Kulturheims von Petroasa Mare und den Laienspielern des Kulturheims Neupetsch mit dem Kehrerstück "Mensche um mich rum". ...
Seite 50/51
1978 - Januar ... Im Deutschen Staatstheater Temeswar findet unter der Spielleitung Peter Försters (Leipzig) die Premiere der Komödie "Die Kassette" von Carl Sternheim statt. Ebenfalls hier wird unter Mitwirkung des Temeswarer Schubert-Chors, der Jahrmarkter Loris-Kapelle und von Mitgliedern der Bühne das heimatverbundene Programm "Erde in deinem Chor" dargeboten ...
März ... Vor 2500 Zuschauern wurde das große Schwabenkonzert - Regie Horst Strasser - in der Temeswarer Olympiahalle dargeboten, an dem sich Mitglieder der deutschen Bühne, der Schubertchor unter der Leitung von Dozent Matthias Schork und die Jahrmarkter Loris-Kapelle beteiligen. ...
Seite 52
Juni ... Im Bukarester Alexandru-Sahia-Studio wird der Farbdokumentarstreifen "Grüsse aus Jahrmarkt" über die Loris-Blaskapelle fertiggestellt. ...
Ortschronik
Seite 64
... JAHRMARKT (1981), Johrmark / Gzentr. 5251 E, 1280 H; 14 km NO Temeswar; Bst. Iermata; Kreisstr. / LPG - V: Josef Erhardt; SLB; / KG - Dleist.; Schweinezuchtbetrieb, zu Beregsău, L: Jakob Bild; / "Avicola"-Hühnerkombinat; Schlachthof; Eisfabrik.
Volksrat - vB: Josef Wagner; KD: Hans Speck.
Schule - AS, 9 dt. Kl., 282 Sch., stD: Josef Schäffer.
Wasserl. - seit 1970, 0,8 km;  Strand- u. Sportanlage.
Feuerw. - seit 1889, K: Johann Loris, stK: Franz Nover.
Kerwei - Mai, Juni; VT: Monika Haas, Josef Tritz bzw. Margarete Hans, Hans Rossner.
Blask. - Loris-Kapelle, KM: Mathias Loris, 1974 Goldmed. Landeswettb. d. Blask., 1977 I. LP "Cîntarea României", Untorch.-Loris 1977 III. LP "Cîntarea României" / Kaszner-Kapelle, KM: Hans Kaszner.
Sterbeort v. Egidius Haupt (Mundartdichter).
Dorfmuseum. ...

Hinweise und Abkürzungen (Seite 57)
- Hinter der offiziellen Ortsbezeichnung ist in Klammern die Postleitzahl angeführt. nach der Postleitzahl steht die deutsche Ortsbezeichnung.
Gzentr. = Gemeindezentrum
E = Einwohner
H = Häuser
Bst. = Bahnstation
Kreisstr. = Kreisstraße
LPG = Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
V = Vorsitzender
SLB = Staatlicher Landwirtschaftsbetrieb
KG = Konsumgenossenschaft
Dleist. = Dienstleistungssektor
L = Leiter 
vB = Vizebürgermeister
KD = Kulturheimdirektor
AS = Allgemeinschule
dt. = deutsch, deutschsprachig
Sch. = Schüler
stD = Stellvertretender Direktor
K = Kommandant
stK = Stellvertretender Kommandant
VT = Vortänzerpaar
Blask. = Blaskapelle
KM = Kapellmeister
LP = Landespreis
Untorch. = Unterhaltungsorchester
aus Pipatsch-Kulener 1979 - Volkskalender der Neuen Banater Zeitung, Temeswar, 1978

Donnerstag, 7. November 2013

Heute bereits Geschichte

Schlachtszene im Banat
Bauernbräuche, wie sie in dem Artikel "... habt's große Würscht g'macht" (Parsberger Umschau vom 22. Januar) schildern, wurden im Banat/Rumänien bis in die siebziger Jahre von den Banater Schwaben gepflegt. Das überlieferte Brauchtum  half ihnen, das staatliche Verbot des Vereinslebens zu umgehen und so deutsche Geselligkeit zu gestalten. Geschlachtet wurde allerdings in der Vorweihnachtszeit. Der Schlachttag war in der Regel ein Sonntag und wurde stets als großes Familientreffen verstanden. Am Abend kamen auch die Nachbarsleute zum "Sautanz". Sie brachten dem Hausherrn die tagsüber "gstohlni Fick" (Schwanz) der geschlachteten Sau, mit Rosmarinzweiglein geschmückt, auf einem Tablett zurück und sangen/rezitierten dabei ein von Dorf zu Dorf verschiedenes, aber sinnähnliches Liedchen/Gedichtchen. In dem Dorf Kleinsiedel hieß es zum Beispiel: "Ich han ghert, dir hat gschlacht / un hat so gudi Werscht gemacht. / Eier Sau hat dicke Niere, / loßt mich net do drauß verfriere! / Eier Sau hat e dicki Nas, / schickt mir eier Rakiglas! / Kriewe un Werschter aus'm Haus, / schickt mer ah a paar mit raus!" Der Sturz Ceauşescus hat das Ende der letzten, damals (1989) bereits im Auflösen begriffenen deutschen Volksgemeinschaft Südosteuropas beschleunigt, so daß auch die Volksbräuche des banatschwäbischen Jahreslaufs heute bereits Geschichte sind.
Anton Potche

aus MITTELBAYERISCHE, Regensburg, 19. Februar 1992

Dienstag, 5. November 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 38

Merr soll's net moone, dass die Kuh Kätzcher fresst.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 29. Oktober 2013

"Gruß aus Jahrmarkt" in deutscher TV-Sendung

Bukarest (NW). - Dieser Tage fand in Heltau und Cisnădioara (Kreis Sibiu) die Uraufführung eines Kurzfilms in Farben über das Leben der Michelsberger Sachsen statt. Der Film wurde vom Alexandru-Sahia-Studio gedreht. Für Drehbuch und Regie zeichnet Paul Orza, beraten von Adalbert Millitz. Der im Sommer dieses Jahres von dem gleichen Team gedrehte Farbfilm "Gruß aus Jahrmarkt" über die bekannte Loris-Blaskapelle (am 24. August 1978 vom Rumänischen Fernsehen ausgestrahlt) wurde auch beim diesjährigen internationalen Kurzfilmfestival in Leipzig vorgeführt. Die deutsche Sendung des Rumänischen Fernsehens will den Streifen aus Jahrmarkt in ihrem Programm vom 12. Januar 1979 zeigen.


aus NEUER WEG, Bukarest, 22. Dezember 1978

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Der Meister hat abgedankt

Die Akkorde der Pastoralmesse von Karl Kempter verleihen dem Kirchenschiff einen Hauch von räumlicher Unendlichkeit und (zeitlicher) Ewigkeit. Der Priester schweigt. Seine Predigt aber wirkt in den Herzen und Gehirnen der Menschen. Wenn auch die Zusammenhänge seiner Sätze sich unter dem Einfluß der Chor-Orchester-Harmonien verflüchtigen, so bleiben doch einige Worte haften und die Menschen nehmen sie mit in die Weihnachtszeit: Kroatien, Georgien, Seuchen, Hunger, Armut, Flucht, Asyl, Aussiedler, Sinn für das Wesentliche.
Wir haben uns in den letzten Jahren an diese Art der Botschaften und Mahnungen gewöhnt. Das Medienzeitalter hat den Menschen aus seiner geographischen Enge in das Weltgeschehen katapultiert. Besonders in der Advents- und Weihnachtszeit ist der Bürger des christlichen Abendlandes für die Mißgeschicke unserer Erde sensibilisiert. Unsere Weihnachtsfreuden werden von unserem Wissen über anderwärtiges Leid getrübt. Man durfte sich auch im letzten Dezember die Frage stellen: Welche Gräueltaten wird uns die Flimmerkiste an diesen Feiertagen bescheren?
Neben dem verurteilenswerten Kriegsgeschehen mit seinen vielen unschuldigen Opfern gab es dann auch ein zwar voraussehbares, aber mit noch nicht absehbaren Folgen behaftetes, politisches Erdbeben, das das Auseinanderbersten der Sowjetunion besiegelt hat. Lag da nicht so etwas wie Melancholie über der Heiligen-Abend-Stimmung, als die Nachrichtensprecher verkündeten, daß Michail Sergejewitsch Gorbatschow Abschied von seinen engsten Mitarbeitern genommen hat? Er habe Saft und Gebäck reichen lassen und ihnen Glück gewünscht.
Am 1. Weihnachtstag 1991 sprach Gorbatschow zu den Völkern des Geschichte gewordenen Sowjetreiches: "Aufgrund der entstandenen Situation durch die Bildung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten beende ich meine Tätigkeit als Präsident der UdSSR. ... Zum letzten Mal spreche ich zu Ihnen als Präsident. ... Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute."
Schlichte, einfache Worte, die eines der größten Ereignisse der Geschichte beenden: das friedliche Abschaffen eines menschenunwürdigen Gesellschaftssystems, des Kommunismus, in Europa und weiten Teilen Asiens.
Natürlich hat Gorbatschow auch Fehler in seiner fast 7jährigen Amtszeit gemacht. Er hat als Mensch agiert und war dementsprechend nicht fehlerfrei. Das Resultat seiner Politik ist aber eine unverkennbare Umstrukturierung der gesellschaftlichen Beziehungen. Jetzt kommt es einzig und allein darauf an, was die neuen Machtinhaber Ost-Südost-Europas und Asiens aus dem Werk Gorbatschows machen. Was ihre Selbstständigkeitsbestrebungen angeht, haben sie ihren Lehrmeister in Demokratie bereits übertroffen.
Es wäre schön, wenn Worte wie Kroatien, Georgien, Seuchen, Hunger, Armut, Flucht, Asyl, Aussiedler aus den Predigten der folgenden Weihnachtszeiten verschwinden könnten. Nur so wird der Sinn für das Wesentliche dieses "freudigen" Festes seine Geltung erlangen.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. Januar 1992

Dienstag, 8. Oktober 2013

Zehn Kerweisträuße - Zehn Fassbuwe

Remetea Mică. - Unter den Klängen der Kaszner-Kapelle  aus Jahrmarkt marschierten am Wochenende in Remetea Mică zehn Trachtenpaare zur Kerwei auf, allen voran die Vortänzer Rosina Brandl und Josef Mayer sowie die Nachtänzer Edeltraut Lambrecht und Rudolf Kasztori. Abgeschlossen wurde der Zug mit dem Mehlsäckel Gerlinde Adam und Siegfried Fritz. Kerweivater war erneut Franz Mangi. Hut und Tuch gingen an Adam Bassmann. Das diesjährige Fest hatten Lehrerin Magdalena Röhmich-Butean und Kulturheimdirektor Karl Röhmich-Butean organisiert.
hst
*   *   *
Măureni.  - Bei der Kerwei in Măureni gab es zehn Fassbuwe, die mit ihren Kerweimädeln zum Fest aufmarschierten. Vortänzer waren Andreas Reinhard und Steliana Blohot, Rechnungsführer Peter Hodri und Edith Pflug, erster Vertrauensmann Walter Dietrich und Rozsi Gyömber, zweiter Vertrauensmann Heinz Schreiber und Erika Buchholz. Sonntagnachmittag wurden die Straußbänder verkauft und Hut sowie Tuch ausgelost. Musik machte die Kaszner-Kapelle aus Jahrmarkt.

hst
aus NEUER WEG, Bukarest, 14. November 1978

Dienstag, 1. Oktober 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 37

Eme gschenkte Gaul schaut merr net ins Maul.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Donnerstag, 26. September 2013

Licht in Temeswar

Zum Bericht "Festliche Zwölfpfünder am Heiligen Abend" auf der "Bunten Seite" (Ausgabe 21./22.12 1991):
Straßenbeleuchtungen waren in der "Lichtära" Ceauşescus in Rumänien nicht üblich. Dabei hätten zumindest in Temeswar die Straßen nachts beleuchtet sein müssen, wenn auch nur, um dem Ruf, als "erste europäische Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung" in die Geschichte eingegangen zu sein, gerecht zu werden. Am 12. November 1884 wurde in Temeswar, damals eine österreich-ungarische Provinzstadt, die elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt. Laut einer Eintragung im "Chronologischen Wörterbuch der Weltwissenschaft und -technik", erschienen 1979 in Bukarest, brannten an jenem Tag zum ersten Mal in einer Stadt Europas 731 Glühbirnen zum Zweck der Straßenbeleuchtung; eine Leistung, die nun nach zwei Jahren "rumänischer Marktwirtschaft" in dieser Stadt wieder in erreichbare Nähe gerückt ist. Konkurrenz ist also für Herrn "Vollmond" endlich auch in Südosteuropa angekündigt. Die Menschen dort sehnen sich nach wie vor nach Licht und einem Ausblick in eine bessere Zukunft.    
Anton Potche      

  aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 31. Dezember 1991                                       

Dienstag, 24. September 2013

Ausklang der Kerweifeste

Schon im Jahre 1977 spielten
Kaszner-Musikanten bei der Kerwei
in Königshof (Kleinremetea) auf.
... ... ...
JP - Kleinremetea. Unter den Klängen der Jahrmarkter Hans-Kaszner-Kapelle marschierten Sonntagnachmittag 10 Kerweipaare durch die schmucke Ortschaft. Die Mädchen waren in Tracht - pastellfarbene Röcke, langärmelige gestickte Hemden, bunte Dreizipfel, Samtleibchen und weiße Strümpfe -, die Jungen hatten von ihren Mädchen geschmückte Hüte auf, wobei der Vortänzer und der Nachtänzer nebst dem rosaroten auch schwarze Hutbänder trugen. Der Kerweizug, angeführt vom Vortänzerpaar Josef Mayer - Rosina Brandl und dem Nachtänzerpaar Rudolf Kasztori - Edeltraud Lambrecht, wurde im Kulturheim von zahlreichen Gästen erwartet. Beim Fass sprachen die Vortänzerin und die Nachtänzerin die Kerweisprüche, die teilweise von Gisela Butean verfasst waren. Kerweivater Franz Mangi, der seit 15 Jahren alljährlich dieses Amt inne hat, begrüßte die Gäste. Hier ist es üblich, dass jedes Mädchen einen Strauß trägt, es werden daher nur Hut und Tüchl verlost. Diese gingen an Adam Bassmann. Ferner gibt es noch ein "Mehlsäckl", das ist das jüngste und letzte Paar. Heuer waren es Siegfried Fritz und Gerlinde Adam. Als Organisatoren des Festes beteiligten sich Lehrerin Magdalena Röhmich-Butean, Kulturheimdirektor Karl Röhmich-Butean, der Kerweivater sowie die Väter des Vortänzer- und des Nachtänzerpaares.

Schon im Jahre 1977 spielten
Kaszner-Musikanten bei der Kerwei
in Moritzfeld (Măureni) auf.
W - Măureni. Das größte Fass aus den Kellern der LPG rollten die zehn Fassbuwe Samstagnachmittag zum aufgestellten Baum vor dem Kulturheim, danach zogen sie mit der Musik durch die Gemeinde, die Gäste einzuladen. Sonntag ging es erst lustig zu. Mit Mühe schleiften die Jungen den Kerweibock zum Baum, wo er alsbald "gestohlen" wurde und die Fassbuwe so verpflichtet wurden, ihn von den "Räubern" auszulösen. Anschließend hat man die Straußbänder verkauft und Hut und Tichl verlost - glücklicher Gewinner war Michael Tutitsch. Danach spielte die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle im Kulturheim zum Tanz auf. Vortänzer war Reinhard Andres mit Steliana Blohot, Rechnungsführer Peter Hodri mit Edith Pflug, der erste Vertrauensmann Walter Dietrich mit Rozsi Gyömber, der zweite Vertrauensmann Heinz Schreiber mit Erika Buchholz. Mittwoch werden die Hüte der Jungen abgekränzelt und der Schmuck bleibt den Mädchen als Erinnerung.
... ... ...

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 14. November 1978

Dienstag, 17. September 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 36

Eme beese Hund muss merr e Stick Brot hinwerfe.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 10. September 2013

Das Dorf im Zentrum der Einsamkeit

Im Verlag "Das Wunderhorn" ist ein Buch mit zwei Erzählungen von Johann Lippet erschienen.
♣   ♣   ♣
Die Falten im Gesicht. Wovon kommen sie? Bestimmt nicht von einem sorglosen, glücklichen Alltag. Horst Bachner, ein Mittdreißiger, verlebt einen Tag völlig nutzlos. Was er unternimmt, ist meist absurd, und doch offenbart sich dem Leser ein ganzes, zwar junges, aber sehr intensiv gelebtes Leben, in dem wiederum für Sinnlosigkeiten kaum Freiräume existieren.
Diese Erzählung, in zwei Zeiten aufgebaut, macht den Blick für eine Dorf- und Stadtwelt frei, deren Charakter ausschließlich vom täglichen Überlebenskampf der Menschen geprägt war und ist. Das spezifische Dorfleben mit seinem bäuerlichen Romantikhauch, der selbst von den Härten des sozialistisch geregelten Daseins nie ganz verwischt werden konnte, ist nun doch Vergangenheit geworden. Das ihm gefolgte Leben in einer Blockwohnung der Stadt ist düster und deprimierend.
Horst Bachner existiert in der Gegenwart und lebt von der Vergangenheit. Dabei sind die Erinnerungen meist klarer konturiert als die oft undurchsichtigen Handlungen des bärtigen Intellektuellen in seiner räumlichen Enge und zeitlichen Abhängigkeit. Sein Blick geht immer zur Uhr. Dieses ständige Nachlaufspiel zwischen War und Sein erzeugt eine unbewußte Erwartung des Lesers auf den folgenden Zeitabschnitt. Während das Präsens zeitlich klar durch Sekunden, Minuten, und Stunden in seinen Abläufen überschaubar und, wieder nur zeitlich betrachtet, sogar vorausschaubar ist, stellen sich die Erinnerungen in unchronologischer Folge ein, was der Erzählung eine knisternde Spannung verleiht. Diese wird gegen Mitternacht im Accelerando gesteigert und ermöglicht ein überraschendes Finale, das - so düster es auf den ersten Blick auch scheinen mag - durch seine Skurrilität einem unbelasteten Leser (es hat ja zum Glück nicht jeder alle idiotischen Schikanen des Kommunismus erleben müssen) sogar ein - natürlich verständnisloses - Lächeln abringen kann.
Johann Lippet hat nicht nur eine menschliche Figur, die in ihrer Einsamkeit einen Extremfall (keinen Einzelfall) darstellt, kreiert. Er hat die Aussichtslosigkeit einer ganzen, als Minderheit im kommunistischen Rumänien herangewachsenen Generationen in eine literarische Gestalt konzentriert. Wer selbst in diesen Breitenkreisen gelebt hat, wird sich oft unschwer in dieser Erzählung wiederfinden, was durchaus die Vermutung zuläßt, daß Johann Lippet auch viel Autobiographisches in die Ein-Mann-Geschichte eingebracht haben könnte.
♣   ♣   ♣
Anton Baumgartner, der Mittelpunkt der Welt ist eine flache Geschichte, flach wie das Land, in dem das Dorf W. liegt. "Feld so weit das Auge reicht, bis zum Horizont." Ein Mann und seine Frau, Anton und Maria Baumgartner, leben in diesem Dorf. In ihrem leidenschaftslosen, aber ehrlichen Neben- und Miteinander, in dem kleine Ruppigkeiten eher als willkommene Abwechslungen des Alltagstrotts empfunden werden, widerspiegelt sich das Leben des ganzen Dorfes. Werden, Sein, Kampf, Sieg, Niederlage, Freude, Leid, Tod, und schließlich das angedeutete Ende der ganzen Dorfgemeinschaft liegen greifbar nahe beieinander. Niemand kann den Zerfall aufhalten. Die von außen wirkenden zerstörerischen Faktoren werden als Schicksal hingenommen. Das Aufbäumen wirkt nur symbolhaft und ist jeweils von kurzer Dauer. Es geht immer gleich weiter, das Leben inmitten der Abgeschiedenheit. Die Weltgeschichte spielt sich irgendwo, weit weg von W., ab und erreicht das Dorf ziemlich verunstaltet. "Anton hat auch einen Schwengelbrunnen im Hof und macht sich zwei Tage vor dem 23. August 1968 an die Arbeit... Es wird Krieg kommen, weiß man seit heute morgen im Dorf. Soldaten sind einmarschiert, die Regierung ist gefallen."
Anton und Maria Baumgartner sind leibliche Verkörperungen der Einsamkeit. Man liest und denkt an Hundert Jahre Einsamkeit. Nein, hier sind es mehr als hundert Jahre. Die Erzählweise vermittelt das Gefühl, daß dieses Dorf schon immer im Zentrum der Einsamkeit lag; bloß haben seine Bewohner diese nie als Lebensbürde empfunden. Nur der Betrachter von nah oder fern nimmt sie wahr und ist desto mehr vom Lebenswille dieser Menschen angetan.
Ein Dorfleben, das sich nur an den seit Generationen im wesentlichen unveränderten Arbeits- und Ritualrhythmen orientiert, ist für viele heute unvorstellbar. Und doch hat es die vor noch zehn Jahren gegeben und gibt es mancherorts auch heute noch. Man vermißt in diesem Leben besonders die Liebe. Sie wird heute so oft in der Literatur mißbraucht, zu ordinären Sexstatements (merkwürdigerweise gelingt es denen sehr leicht, an die Öffentlichkeit zu gelangen) degradiert, mit denen ruhmsüchtige Literaten/innen angebliche Tabus brechen wollen. In dieser Erzählung scheint sie zu fehlen, die Liebe, zumindest so, wie man sie gegenwärtig in den modernistischen (nicht unbedingt auch modernen) Wohlstandsgesellschaften kennt. Sie ist trotzdem da. Sie ist allgegenwärtig und sie triumphiert im vibrierenden, für viele Leser wahrscheinlich ergreifenden Finale - wobei jeder billige Sentimentalismus außer Frage steht - förmlich auf. Der Autor führt die Liebe nicht ins Geschehen ein; er macht den Ausgang dieser Erzählung von ihrer Existenz abhängig.
Anton Baumgartner und seine Frau Maria gehören zu dem Menschenschlag, dessen Besonderheit erst auffällig wird, nachdem es ihn nicht mehr gibt. Mit dem Untergang eines Dorfes, dessen Name W. (für Wiseschdia) nicht nur am Ende des Alphabets angesiedelt ist, sondern auch für das Ende einer Diasporagemeinschaft bezeichnend ist, verändert sich eine Landschaft, und die Menschheit ist um eine lebendige Eigenart ärmer.
Bleibt nur die Hoffnung, dass es dem Wunderhorn-Verlag gelingt, diesem Buch die wohlverdiente Publizität zu verschaffen, um seine Existenz einem je größeren Leserkreis kund zu tun.
Anton Potche

Johann Lippet: Die Falten im Gesicht, Erzählungen; Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1991; 229 S., DM ca. 36,-, ISBN 3-88423-073-5.

aus BANATER POST, München, 10. Dezember 1991

Donnerstag, 5. September 2013

Erster Schwabenball in Bokschan

Kerweifeste Feierten im Kreis Temesch Gier, Darowa und Bethausen
DW - Bokschan. Der erste Schwabenball in dieser Stadt, für dessen Zustandekommen sich ganz besonders Otto Hengstenberger, Grete Gut-Sasu und Peter Dassinger bemüht hatten, wurde Samstag ein großer Erfolg. Leider konnten wegen Platzmangel nur 200 Personen daran teilnehmen. Anwesend waren Vertreter mehrerer Generationen: die Rentner Filipp Halsdorfer, ehemals Kranführer in Reschitza, Ladislaus Kocsis, ehemals Elektriker in Bokschan, von den jüngeren Jahrgängen Ernst Hollschwandner, Gruppenleiter im Bokschaner Betrieb, Hansi Both, Warenkundler, Oswald Foith, Dreher, der eine ganze Nacht hindurch die Platzkarten geschrieben hatte, die Hausfrau Anna Gruber, die beim Anordnen der Tische half. Gäste kamen aus Reschitza, Măureni, Tirol, Gataja, Temeswar und Nitzkydorf. Alte Bekannte, die sich vielleicht ein Jahr lang nicht gesehen hatten, obwohl sie in derselben Stadt wohnen, trafen sich hier, was im Falle des 18 km langen Bokschans nur verständlich ist. Und als die Stimmung am höchsten war, wurde der Pipatsch-Leser Nr. 1 gezogen. Das Los entschied für Otto Hengstenberger, dem vor Überraschung fast das Mikrophon aus der Hand fiel. Der 20jährigen Erika Gruber und wie ihr auch anderen Jugendlichen, kann es leid tun, nicht mit ihren Eltern zum Ball gekommen zu sein, denn sie hätten es erlebt, wie sich vor allem die "Alten" unter den Klängen der nimmermüden Kaszner-Kapelle unterhalten haben.
. . .
aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 24. Oktober 1978

Dienstag, 3. September 2013

Original Jahrmarkter Musikanten

1. Bundestreffen der Banater Blasmuskapellen und Volksmusikorchester
An der banatschwäbischen Blasmusik der Nachkriegszeit wird oft das Fehlen eines spezifischen Banater Elements bemängelt. Zu viel Preußisches oder zu sehr böhmisch und ähnliche, mehr oder weniger stichhaltige Argumente werden dazu ins Feld geführt. Dabei hat man fast übersehen, daß sich in den Banater Dörfern eine durchaus originelle Kapellenstruktur herausgebildet hat, die hierzulande äußerst selten anzutreffen ist. Je zwei Flügelhörner und Tenorhörner, der unverzichtbare Baß, sekundiert vom Schlagzeug, wobei das Akkordeon sowohl Akkordaufgaben als auch verzierende Begleitelemente übernimmt, bilden den Aufbau, der aus der Kombination Blaskapelle - Tanzorchester hervorgegangen ist. Die Wechsel Flügelhorn - Trompete, Tenorhorn - Posaune, Akkordeon - Keyboard, Baß - E-Baß ermöglichen einen reibungslosen Übergang von der Blas- zur Leichtmusik, und die Kapellen können eher den diversen Ansprüchen des Publikums gerecht werden. Von dieser Entwicklung blieb auch die Blasmusiktradition in Jahrmarkt nicht verschont.
MC-Cover
Treffen sich Jahrmarkter in Deutschland, dann wird oft begeistert über Musik diskutiert. Fällt dabei der Name Tritz, wird spontan gefragt, "der Alt odder der Jung"? "Der Alt", Michael Tritz, wurde mehr als drei Jahrzehnte lang von Freund und Feind als der Jahrmarkter Ausnahmetrompeter schlechthin bewundert und beneidet. "Der Jung", Sepp Tritz, leitet heute die Original Jahrmarkter Musikanten. Sepp, 1958 in Jahrmarkt geboren, sollte natürlich in Vaters Fußstapfen treten. Nachdem Lehrer Hans Speck ihm die Grundbegriffe der Musik auf dem Akkordeon beigebracht hatte, sollte der Kapellmeister Mathias Loris sen. den "braven" Sepp zu einem tüchtigen Trompeter ausbilden. Das schien anfangs auch zu gelingen, denn schon als 12-Jähriger kam der Junge ins Temeswarer Ion-Vidu-Lyzeum, wo er die Klasse des berühmten Trompeters Georg Bruckner besuchte. Aber dann sollte es doch nicht kommen"wie der Vater so der Sohne". Sepp Tritz wollte sich den Strapazen und Risiken des Berufsmusikers einfach nicht aussetzen und ließ sich zum Handelskaufmann ausbilden. 1979 kam er nach Deutschland, und da vollzog sich ein interessanter Wandel. Sepp Tritz griff nicht nach der bereits am Nagel hängenden Trompete, sondern nach dem Tenorhorn. 
Das Blasinstrument, dessen Klangfarbe der menschlichen Stimme wohl am ähnlichsten ist, verlockte ihn zum Neuanfang. Acht Jahre lang spielte er bei den Original Donauschwaben, ehe er 1987 die Original Jahrmarkter Musikanten gründete, in deren Reihe sein Vater Michael Tritz die Bravouraufgabe des ersten Trompeters wie in besten Jahrmarkter Zeiten bewältigt.
Die Kapelle ist mittlerweile bekannt und hat schon zwei Musikkassetten bespielt. Die zweite Produktion, "Wir sind alle Sonntagskinder", entstand in einem Tonstudio der bekannten Plattenfirma "Tyrolis" und ist auch in LP/CD-Ausführungen über den Musikhandel erhältlich. Bei diesem Unterfangen stand dem temperamentvollen Sepp Tritz das Glück des Tüchtigen zur Seite. Der erfolgreiche, aus dem Banat stammende Komponist und Arrangeur Franz Watz schrieb für diese Aufnahme wunderschöne Walzer- und Polkamelodien und ermöglichte so den aparten Sound, den man getrost als geglückte Ergänzung der eingangs erwähnten Originalität betrachten kann.
Die Original Jahrmarkter Musikanten mit ihrem Gesangsduo Lotte Hehn & Sepp Tritz kann man für alle denkbaren Unterhaltungsveranstaltungen über folgende Adresse verpflichten: Sepp Tritz u. s. Original Jahrmarkter Musikanten, Schmalkaldener Str. 2, D-8000 München 40, Tel. 089/3594046. 

Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. November 1991