aus BANATER DEUTSCHE ZEITUNG, Temeswar, 2. März 1938
Herzlich willkommen! Auf diesem Archiv-Blog finden Sie auch Veröffentlichungen von Anton Potche (Pseud.: Berns Toni, Anton Delagiarmata, Mark Jahr) in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Diese Texte sind im Label "- - - Chronologisches Inhaltsverzeichnis" vermerkt. Zu den anderen Texten finden Sie Hinweise im Label "In eigener Sache".
Mittwoch, 30. Januar 2013
Doppeltes Familienfest in Giarmata
Ein seltenes
Familienfest, das von echt schwäbischem Brauch durchwoben war, wurde in Giarmata
im Hause der Familie des Josef Scheuer und dessen Gattin Anna geb.
Klein begangen. Am selben Tage, als der Sohn des Hauses Josef Scheuer
seine Braut Maria Ebner, die Tochter des Johann Ebner und seiner
Gattin Marianne zum Traualtar führte, feierten die Großeltern des
Bräutigams Ignatz Klein und dessen Gattin Katharina ihre goldene
Hochzeit. Zu dem Fest waren nicht nur allein Giarmataer, sondern auch viele
auswärtige Gäste eingeladen. Sogar aus Amerika war die Tante des Bräutigams,
Magdalena Schneider, gekommen. Beide Paare begaben sich, begleitet von einem aus etwa 300 Personen bestehenden Hochzeitszuge unter den Marschklängen der Kreuterschen Musikkapelle zur Kirche, wo Erzdechant Nikolaus Anton eine Brautmesse hielt, wozu der Kirchenchor unter der Leitung des Kantorlehrers Ludwig Mersdorf den gesanglichen Teil besorgte. Der Messe folgte die Einsegnung des Jubelpaares durch den Erzdechant, worauf der Mertisoaraer Pfarrer Franz Jäger, der ehemals als Kaplan der Gemeinde Giarmata sehr beliebt war, eine erbauende Ansprache hielt und die Trauung des jungen Paares vollzog, indem er auch an dieses herzliche Worte richtete. Nach der Trauung sang der Mädchenkranz, dessen eifriges Mitglied die Braut war und während der man um den Altar ging, spielte die Musik den Choral "Näher mein Gott, zu Dir". Nachmittags fand im Gasthaus der Hochzeitsschmaus statt, an den sich der Tanz anschloß, der bis zum Morgengrauen anhielt.
Montag, 28. Januar 2013
Eile ist geboten
Das
rumänische Parlament hat am 7. Februar bei einer Gegenstimme und drei
Enthaltungen beschlossen, zwei sogenannte "Unităţi
necombatante"
(Nichtkampfeinheiten) in das Krisengebiet zu entsenden. Gegen diesen
Parlamentsbeschluß stimmte lediglich ein Abgeordneter der Rumänischen
Sozialdemokratischen Partei, der seine Ablehnung damit begründete, daß er im
Kampf der Iraker "einen gerechten Kampf der Araber gegen die
Aggressoren" sehe. Die zwei Lazaretteinheiten mit etwa 150 Mann
Personalbestand sollen hinter der Front stationiert werden.
Victor
Stănculescu,
Rumäniens Verteidigungsminister, informierte das Parlament, daß das zu
entsendende Kontingent nur aus Freiwilligen zusammengestellt wird. Da die
bereits eingegangenen Anmeldungen bei weitem den Bedarf übersteigen, sei eine
sorgfältige Prüfung der Antragsteller nötig.
Während
der rumänische Solidaritätsbeitrag am Golf für die Verbündeten mehr
Symbolcharakter als militärische Zweckmäßigkeit hat, ist er für die
Regierung in Bukarest anscheinend von wichtiger politischer Bedeutung. Die
rumänische Regierung scheint zu spüren, daß ihre Akzeptanz in der
internationalen Staatengemeinschaft gewachsen ist.
Der
Golfkrieg, dessen verheerende Wirkung von einer sehr effizienten Zensur
verborgen wird, lenkt die Öffentlichkeit nicht nur von aktuellen
Krisensituationen (Sowjetunion, Dritte Welt) ab, sondern verwischt vor allem
Ereignisse, die erst vor wenigen Monaten die Welt erschütterten
(Nationalitätenkonflikte in Armenien, Siebenbürgen, Bergarbeitervandalismus in
Bukarest).
Sollte
es nicht bald gelingen, den ruhmsüchtigen, anscheinend schon von jeglichem
Realitätssinn verlassenen irakischen Diktator in die Knie zu zwingen, wird
nicht nur das irakische Volk weiteres unsägliches Leid ertragen müssen,
sondern viele regionale Konflikte in der Welt werden unbeachtet bleiben.
Besonders die jungen, noch sehr unsicheren Demokratien in Osteuropa könnten die
Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit schmerzlich vermissen.
Eile
beim Bezwingen des Diktators von Bagdad ist also aus jeder Sicht geboten.
Anton
Potche
aus BANATER POST, München,
5. März 1991
Montag, 21. Januar 2013
Jahrmarkt - Jahrmarkt - Jahrmarkt
NBZ-Dorfchronik '78
Eine
magere Weide links der Landstraße, grüne Weizenfelder rechts - das war bis vor
etwa zehn Jahren das Bild, das sich dem Besucher zu dieser Jahreszeit vor der
Einfahrt in die Gemeinde Jahrmarkt bot. Nichts Besonderes also im Vergleich zu
den anderen Ortschaften der Banater Hecke; auch was die Dorflage auf dem Hang
und der rotbraune Waldboden anbelangt. Und doch war und ist diese Großgemeinde
im Banat und darüber hinaus gut bekannt. Hier gibt es den in die Geschichte
eingegangenen Prinz-Eugen-Brunnen, die meisten Maurer, Zimmerleute und
Musikanten sowie eine sehr reiche Kulturtradition.
In dem
vormals kinderreichen Kleinbauern- und Winzerdorf, in dem auch heute noch viele
ältere Frauen die schwäbische Tracht tragen und das nur einen Katzensprung (13
Kilometer) von Temeswar entfernt liegt, haben in der Zeit der raschen
Industrieentwicklung nach der Jahrhundertwende und dann insbesondere in den
Aufbauperioden nach den Weltkriegen tiefgreifende Veränderungen
stattgefunden. Der* Arbeitsmarkt bestimmte ausschlaggebend die Berufswahl.
Sie (die Jahrmarkter*) wurden vor allem Baufachleute und waren in den
Nachkriegsjahren beispielsweise nicht nur auf allen Temeswarer Baustellen
anzutreffen, sondern auf allen Großbaustellen im Banat und von Kalan, Hunedoara,
Craiova, Bukarest, Galatz bis Konstanza. Obwohl gegenwärtig sehr viele
Jahrmarkter in Fabriken arbeiten und die jüngere Generation technische Berufe
bevorzugt, gibt es auch heute noch rund 300 Maurer und Zimmerleute in dem
Gemeindezentrum, das im Kreis Temesch die größte Pendlerzahl aufweist.
So wie
Baufachleute gibt es seit vielen Jahrzehnten in jedem zweiten, dritten Haus auch
Musikanten, bedingt von der langjährigen, regen Anteilnahme der Bewohner am
kulturellen Leben im Ort und im ganzen Banat. Organisiertes Musik- und
Gesangsvereinsleben ist dokumentarisch seit dem 19. Jahrhundert belegt. Im
Dorf musizierten* mehrere Kapellen, in den 60ger Jahren waren es sogar vier.
Die Musikkonkurrenz, die auch schlechte Seiten hat, und im Dorfleben manchen
Ärger verursachte, hat es aber bewirkt, dass die Musikdarbietungen von hoher
Qualität sind, dass das Repertoire reicher und anspruchsvoller ist, von
"Blechmusik" bis "Egmont" und Jazz reicht, und dass zurzeit
die Kapellen Loris und Kaszner
zu den besten Dorforchestern zählen. Die Loris-Kapelle,
über die kürzlich ein Farbfilm gedreht wurde, feiert Anfang August dieses Jahres
ihr 70jähriges Bestehen. Ihr Leiter, Prof. Matthias
Loris, führt den Dirigentenstab als Vertreter der vierten Generation
dieser Familie. Der I. Preis beim Landesfestival "Cîntarea României"
1977 für die Blaskapelle und der III. für das Unterhaltungsmusikorchester
waren eine verdiente Krönung der Tätigkeit der Loris-Musiker.
Verfolgt man das banatschwäbische Kulturleben, so ist ersichtlich, dass
Jahrmarkt nicht nur im Bereich Musik ganz vorne liegt. Unter der Leitung von
Kulturheimdirektor Hans Speck und einer Gruppe Lehrkräfte wurde hier
1971 ein herausragendes, unvergessliches Trachtenfest veranstaltet, und zwei
Jahre später in einem Bauernhaus in der "Alt-Gass" ein Dorfmuseum
eingerichtet. Im Kulturheim wurden Theaterstücke von Hans Kehrer, Peter
Riesz u.a. erstaufgeführt, beim Auftritt der Schwaben-Show im Jahrmarkter
Park zählte man 2.000 Zuschauer und das erste Ausland-Dorfgastspiel des
Weimarer Nationaltheaters fand nicht zufällig auch in Jahrmarkt statt.
Der Wandel
in der Ortschaft, vor allem in den letzten 15 Jahren, ist auffallend. Die linke
Seite der Asphaltstraße säumt jetzt, wie eine Kette, eine Reihe neuer,
moderner Bauten für industriemäßige Geflügelzucht. Millionen Eier werden
hier jährlich für den Export - bis in den Fernen und Nahen Osten - und dem
Binnenmark geliefert. Das Bahngleis, das vor der Dorfeinfahrt die Landstraße
nach Lippa überquert, musste verdoppelt werden,. Nicht nur wegen der vor
zwei Jahren errichteten Eisfabrik, sondern vor allem wegen des Transports von
Tausenden Tonnen Obst - Tafeltrauben, Pfirsichen, Kirschen, Quitten, Erdbeeren -
und dem Getreide, das der SLB liefert, der unter der langjährigen Leitung von
Dipl.-Ing. Nicolae Dogaru, Held der Sozialistischen Arbeit, wiederholt
als spartenbeste Einheit ausgezeichnet wurde.
Strand in Jahrmarkt Foto: Oskar Renke, 1996 |
Jahrmarkt hat auch einen Strand, der nicht allein bei den Ortseinwohnern beliebt ist. Mit dem modernen
Becken und dem Handballplatz kam hier eine Sport und Erholungsanlage
zustande, die sich kaum jemand so vorstellte, als Tischlermeister Peter
Oberle, der mit seiner Mannschaft auch viel bei der Einrichtung des
Heimatmuseums geholfen hat, den Vorschlag dafür unterbreitet hatte. Die
aufgeschlossene Gemeindeleitung stimmte zu. Die Schule, die Lehrkräfte, halfen
auch hier eifrig mit, und so wurden Museum und Strand nicht nur beispielhafte
Verwirklichungen, sondern das Werk der ganzen Dorfgemeinschaft, auf das nun alle
berechtigt stolz sind.
Im Hof der alten
Schule entstand ein neues Schulgebäude, das alte wurde inzwischen derart
umgestaltet, dass es als neue alte Schule bezeichnet werden kann. Aus dieser
Schule kommen viele Impulse für das gesamte Gemeinschaftsleben. Lehrkräfte wie
Hans Speck, das Ehepaar Katharina und Josef Schäffer u.a.
sind unermüdliche Förderer der deutschsprachigen Kultur- und Traditionspflege.
Im wesentlichen ist die gesamte Entwicklung des Dorfes eigentlich ein
Spiegelbild der Schule und ihrer Leistungen, ein Bild, in dem jedem, der
Jahrmarkt etwa zehn Jahre nicht besucht hat, das neue Aussehen der Straßen und
Häuser unbedingt auffallen wird. Nahezu die Hälfte aller Häuser wurde
umgestaltet, zumindest das "Gesicht", der Giebel, und das Dach. Zehn
stockhohe Häuser gibt es bereits, erfuhren wir im Gespräch mit Bürgermeister Traian
Meşter
und seinem Stellvertreter Josef Wagner.
Ein
Gesamtbild all dieser Verwirklichungen, des Lebens und Schaffens in diesem Dorf
mit der größten Anzahl deutscher Einwohner im Kreis Temesch, will der
Sahia-Farbfilm werden, der über die Kerweitage gedreht wurde. Er soll im Herbst
im Jahrmarkter Kulturheim erstaufgeführt werden.
Luzian
Geier
(*Anmerkung
des Gestalters dieses Blogs: Die Kursiv-Stellen im Text wurden von mir
sinngemäß eingeführt, da der benutzte Zeitungsabriss im wahrsten Sinne des
Wortes eingerissen war. )
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 11. Juni 1978
Donnerstag, 17. Januar 2013
Banaterin gewinnt Bundeswettbewerb Gesang
"Das
Sonntagskonzert" im ZDF vom 27. Januar 1991 stand unter dem Motto
"Junge Talente - Stars von Morgen"
Hermine May (Pressefoto) |
Dem ZDF-Videotext waren zu
dieser Sendung folgende Erläuterungen zu entnehmen: "Seit nunmehr
über zwei Jahrzehnten veranstaltet der Verband Deutscher Musikerzieher
und konzertierender Künstler für den deutschen Sängernachwuchs einen
hochdotierten und vielbeachteten Wettbewerb. Nach einem spannenden Finale
am 24. November 1990 standen die Preisträger unter den 249 Teilnehmern
des Bundeswettbewerbs Gesang fest. Auf dem großen Abschlußkonzert in der
Deutschen Oper Berlin präsentierten sich die Preisträger auch den
Kameras des ZDF."
Anneliese Rothenberger führte
mit jedem der jungen Künstler/innen ein Gespräch über dessen/deren
künstlerischen Werdegang. Im Dialog mit Hermine May wollte die,
auch als Moderatorin gut agierende, Operndiva wissen, wieso die junge
Sängerin so gut deutsch spreche, wo sie doch aus Rumänien komme.
Die
charmante Hermine May antwortete mit der bestechendsten
Überzeugung dieser Welt: "Ich bin Donauschwäbin und lebe seit 1980
in der Bundesrepublik Deutschland."
Was
die Mezzosopranistin dann auf der Bühne des ausverkauften Berliner
Opernhauses bot, war eine Operettendarbietung, die bewies, daß eine
niveauvoll vorgetragene Operettenarie denselben Interpretationsansprüchen
gerecht werden kann wie eine Opernarie.
Quellklar,
ohne die geringsten Schwankungen klang Hermine Mays Stimme in der
Arie "Spiel auf deiner Geige Zigeuner" aus der Operette
"Venus in Seide" von Robert Stolz (1880-1975). Wer
die Expressivität dieser Stimme und diese künstlerische Haltung
wahrnahm, mußte die Entscheidung der Preisrichter billigen.
Ein Stern aus dem
Südosten ist in der deutschen Opern- und Operettenszene aufgegangen.
Anton
Potche
aus BANATER POST, München,
5. März 1991
Donnerstag, 10. Januar 2013
Kerweiglanz bei Regen
LG -
Jahrmarkt. Der traditionelle Beginn der Kerweifeste im Kreis Temesch wurde
auch diesmal, trotz des Schlechtwetters, am Sonntag in Jahrmarkt groß gefeiert.
Auch diesjahr gab es zwei Kerweizüge, denen die zwei bekannten Ortskapellen, Loris
und Kaszner, aufspielten.
Kerweivater Matz Probst organisierte zum neunten Mal die eine Gruppe, an
der sich diesmal 27 Trachtenpaare beteiligten, beim zweiten Kerweizug, mit 15
Paaren, wirkte Georg Zeich als Kerweivater (seit 1975). Die eigentliche
Kerwei begann Samstag früh mit dem Ausgraben der Kerwei. Zu Mittag wurden die
Ortspersönlichkeiten zur Feier eingeladen, und anschließend zogen beide
Kerweizüge durch alle Straßen der Großgemeinde, um die Bewohner einzuladen.
Am Abend gab es bei den Vortänzern traditionsgemäß ein Paprikasch.
Angeführt wurden die Trachtenzüge von Peter Pesch mit Marlene Tritz (Vortänzer), Peter Probst mit Anneliese Ferch (Nachtänzer), Franz Hertl und Elisabeth Klecker (2. Nachtänzer) [Foto links] bzw. Alfred Martin mit Renate Szekely (Vortänzer), Niki Loris mit Erna Mathis (Nachtänzer) und Michael Bodrogan mit Elwine Federspiel (2. Nachtänzer) [Foto rechts].
Nach der Begrüßung der Gäste durch die Vortänzer und den hier üblichen Tänzen mit den Verwandten (Kaszner-Kapelle im Kulturheim, Loris-Kapelle auf der überdachten Tanzfläche bei der "Bodega") wurden Sonntag die Hüte verlost. Die Gewinner: Peter Wendling bzw. Mattias Bild. Tuchgewinner wurden am Montag Peter Krämer und Helmut Weber. Abgeschlossen wird das Fest heute mit dem "Begraben" der Kerwei; in zwei Wochen findet die Nachkerwei statt. Einige Aspekte des Festes wurden für den Dokumentarstreifen aufgezeichnet, den ein Team von Sahia-Film über die Loris-Kapelle unter dem Titel "Grüße aus Jahrmarkt" dreht: der Titel ist einer Komposition von Peter Loris, dem Begründer der Kapelle, entliehen. Die Kaszner-Kapelle wurde bei dem Fest von Hans Kaszner sen. und jun. dirigiert. Als Organisator wirkte ferner Michael Schneider mit.
Angeführt wurden die Trachtenzüge von Peter Pesch mit Marlene Tritz (Vortänzer), Peter Probst mit Anneliese Ferch (Nachtänzer), Franz Hertl und Elisabeth Klecker (2. Nachtänzer) [Foto links] bzw. Alfred Martin mit Renate Szekely (Vortänzer), Niki Loris mit Erna Mathis (Nachtänzer) und Michael Bodrogan mit Elwine Federspiel (2. Nachtänzer) [Foto rechts].
Nach der Begrüßung der Gäste durch die Vortänzer und den hier üblichen Tänzen mit den Verwandten (Kaszner-Kapelle im Kulturheim, Loris-Kapelle auf der überdachten Tanzfläche bei der "Bodega") wurden Sonntag die Hüte verlost. Die Gewinner: Peter Wendling bzw. Mattias Bild. Tuchgewinner wurden am Montag Peter Krämer und Helmut Weber. Abgeschlossen wird das Fest heute mit dem "Begraben" der Kerwei; in zwei Wochen findet die Nachkerwei statt. Einige Aspekte des Festes wurden für den Dokumentarstreifen aufgezeichnet, den ein Team von Sahia-Film über die Loris-Kapelle unter dem Titel "Grüße aus Jahrmarkt" dreht: der Titel ist einer Komposition von Peter Loris, dem Begründer der Kapelle, entliehen. Die Kaszner-Kapelle wurde bei dem Fest von Hans Kaszner sen. und jun. dirigiert. Als Organisator wirkte ferner Michael Schneider mit.
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 16. Mai 1978
Dienstag, 8. Januar 2013
Bald vorbei?
Es
liegt Jahrtausende zurück, als Menschen begannen, das Gemeinschaftswesen zu
entwickeln. Mächtige Staaten und riesige Reiche waren das Resultat millenarer
Gestaltungsprozesse an den jeweils existierenden Gemeinschaftsformen. Seit
Menschengedenken waren Aufstieg und Fall eines Reiches direkt mit dem
herrschenden Inhaber der Macht schicksalhaft verbunden. Dieser wurde schon immer
nach der Größe seiner Macht und nach dem Erfolg seines Expansionsdranges
beurteilt. Im Bewußtsein der Menschen überlebten nur jene Herrscher, die eine
erfolgreiche Eroberungspolitik betrieben. Die geographische Größe eines
Reiches ist auch heute noch Maßstab für viele Historiker und
geschichtsbewußte Dilettanten, wenn sie in ihren Werken oder Gesprächen über
Könige und Staatsführer schreiben und reden. Daß ein rücksichtsloses
Expandieren nach außen aber nur möglich ist, wenn im Innern eines Reiches
absolute Ruhe, sprich Diktatur, herrscht, wird auch heute sehr leicht
übersehen.
Wenn man bedenkt,
daß sich das Erkennen des Zusammenwirkens von innen- und außenpolitischen
Bestrebungen eines Herrschers erst seit wenigen Jahrzehnten bei den Menschen als
allgemeines Zivilisationsgut durchgesetzt hat, ist dieser folgenschwere
Denkfehler, dem heute viele gutgläubige Menschen unterliegen, die gegen die
militärische Offensive der UNO-Alliierten am Golf protestieren, verständlich.
Gelingt es nun, einen wegen der Ausdehnung seines Reiches verherrlichten König
(Führer) als Diktator zu entlarven, dann beginnt sein Ansehen zu sinken.
Diktatur, maximale Einschränkung der persönlichen Freiheit, ist das
Schlagwort, das viele Schemata wanken läßt und Größen der Geschichte
stürzen würde. Noch kein Diktator hat freiwillig auf seine Macht verzichtet,
und noch kein Diktator hat die mittels Feuer und Tod begonnene Erweiterung
seines Staatsterritoriums freiwillig abgebrochen.
Auch Saddam
Hussein ist machtbesessen. Kein Mittel ist ihm zu heilig, um im
"Heiligen Krieg" die ganze arabische Welt zu erobern. Er befindet sich
mit seinen Eroberungsgelüsten freilich in bester Gesellschaft: Sargon I.
(König der Akkadier), Tiglatpilesar (König der Assyrer), David
(König der Juden), Nabupolassar (König der Babylonier), Kyaxanes
der Große (König der Meder), Kyros (König der Perser), Harun
al Raschid (Kalif der Abbasiden); um nur einige "Größen der
Geschichte" zu nennen, die im ehrwürdigen Mesopotamien, dem Schoße der
altertümlichen Kulturen, viel Blut für ihre Eroberungen und
Machterhaltungsbestrebungen vergossen haben. Sie alle, und noch einige mehr,
sind, ungeachtet des Leides, das sie über unterjochte Völker gebracht haben,
als Helden, die die Welt verändert haben, in die Geschichte eingegangen. Zu
ihnen will auch Saddam Hussein gehören.
Ein Mensch, der im
ausklingenden 20. Jahrhundert mit vor Stolz geschwellter Brust behauptet, die
Iraker wären ein Volk von Kämpfern (ZDF-Interview mit Saddam Hussein
vom 15. Januar 1990), ist das beredtste Beispiel dafür, daß die
Weltanschauungen im Raum zwischen Euphrat und Tigris weit hinter den Entwicklungen
Europas, Amerikas und des Fernen Ostens zurückgeblieben sind. Unabhängig von
den Religionsunterschieden verharrt man hier in geistigen Strukturen, die weit
in die vergangenen Jahrhunderte zurückreichen. Herrscher über die ganze
arabische Welt zu sein, ist oberstes (vorläufiges) Ziel des irakischen
Diktators. Und danach? Wäre die gewalttätige Ausbreitung des Islam über das
ganze Erdenrund nicht der logische Folgeschritt?; ist der Islam doch bei weitem
nicht die erste Religion, die zu machtheberischen Bestrebungen mißbraucht wird.
Denkt man in dieser Richtung weiter, so hat man einen weltweiten Flächenbrand,
verheerender als alle vorausgegangenen, vor Augen.
Die so erlangten
Erkenntnisse sollten natürlich keine pazifistischen Bemühungen der bei uns
wieder auf den Plan getretenen Friedensbewegung hemmen. Jede Mahnwache und jede
Demonstration für den Frieden ist sinnvoll, solange sie sich gegen den
Kriegsurheber und nicht gegen den Einhaltgebietenden richtet. Wer heute in
Deutschland mit "Amis raus"-Spruchbändern auf die Straße geht und so
ganz nebenbei noch einige Schaufenster zertrümmert, der leugnet die Geschichte
seines eigenen Volkes (insofern er sie überhaupt kennt).
Obwohl die
Erkenntnis, daß es keine gerechten Kriege geben kann, uns nie verlassen
darf, sollten wir doch die schmerzhafte Tatsache zur Kenntnis nehmen können,
daß es manchmal unvermeidlich ist, einen Krieg zur Weltkriegsvermeidung führen
zu müssen. In dieser unglückseligen Situation befindet sich zur Zeit nicht nur
Amerika, sondern alle Staaten der UNO, die Truppen am Golf stationiert haben,
aber auch jene, die aus rationalen Überlegungen dieses unmenschliche
Waffenkreuzen als unvermeidlich erkennen können.
In Anbetracht der
vielen unschuldigen Opfer, die auch dieser Krieg verschuldet, können wir nur
hoffen, daß alles bald vorbei ist!
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 24. Februar 1991
Freitag, 4. Januar 2013
Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 29
Frieje Veel fresst gere die Katz.
☻ ۩ ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz (1929 - 1999)
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