Montag, 25. Februar 2013

Jahrmarkter Bläser vorzüglich

HS - Busiasch. Mit dem Aufmarsch der Blaskapellen durch das Zentrum von Busiasch in den Kurpark wurde Sonntag das Festival der Blaskapellen "Busiasch '78" eingeleitet. Vor zahlreichen Zuschauern sowie Kurgästen boten die Kapellen Märsche, Volkslieder und Ouvertüren dar und ernteten reichen Applaus. Als ausgezeichnet galten die Leistungen der Jahrmarkter Blaskapelle, Dirigent Mathias Loris, und jene der Blaskapelle aus Codlea, Dirigent Günther Schromm. Die 5köpfige Jury unter dem Vorsitz des Komponisten und Dirigenten-Veteranen Josef Klein bezeichnete ferner als "sehr gut" die Darbietungen der Kapellen "Clujana" aus Cluj-Napoca (Dirigent: Alexandru Zatler), "Textila" Lugosch (Ioan Maliţa), aus Neupetsch (Richard Anheuer), aus Großscheuern (Michael Drothler), der Temeswarer Kapelle des Jugendhauses (Hans Kalmar) und des Unternehmens für Öffentlichen Transport (Porfir Năstase). Am Wettbewerb, der innerhalb des zweiten Landesfestivals "CÎNTAREA ROMÂNIEI" stattfand, beteiligten sich ferner die Kapellen aus Sackelhausen (Hans Schmitz), Petroasa Mare (Hans Streitmatter), Liebling ( Hans Burhardt), Dudeştii Noi (Josef Hoffner), Bakowa (Franz Grün) sowie die Blaskapelle der Temeswarer Eisenbahner (Constantin Răţulescu) und die des Kulturhauses aus Karansebesch (Emil Rădescu).
aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 5. Jiuli 1978

Mittwoch, 20. Februar 2013

Bilder einer vergewaltigten Seele

Zur Lesung Herta Müllers in Ingolstadt, Ende Februar
Die in Nitzkydorf/Banat geborene Herta Müller las am 22. Februar im Studio des Ingolstädter Herzogskastens aus ihren Werken. Es waren diesmal zwei unveröffentlichte Texte.
Der erste war eine, der Form nach dem Essay nahestehende, Auseinandersetzung mit den Beweggründen zur Heimataufgabe und der Problematik der Suche nach neuen Lebensinhalten in einer fremden Welt. Die Sätze dieses Textes, die kaum ein Komma benötigten, sind in ihrer Knappheit zwar nicht neu, die klaren, man könnte meinen, einer sorgfältigen politisch-sozialen Analyse entsprungenen Aussagen, die sie aber enthalten, sind bei Herta Müller zumindest ungewöhnlich: "Alles ist bewacht... Wenn die Bewachung nicht wirklich ist, ist sie in der Vorstellung... Das Gegenständliche ist verschwunden. Man hat nichts mitgenommen, außer sich selbst."
Wer nun glaubte, an diesem Abend eine neue, in ihrer Sprache gewandelte Schriftstellerin zu erleben, der wurde bald eines Besseren belehrt. 
"Das Land am Nebentisch oder Avram" war der zweite Prosatext. Ballungen von kurzen Sätzen malen die Bilderfolge eines gestörten Verhältnisses Mensch - Umwelt. Obwohl die Abneigung des sich selbst Suchenden zu seiner geistig verstümmelten Umgebung im Fortschreiten der "Erzählung" verständlich wird, muß es auf den Zuhörer und späteren Leser doch abstoßend wirken, wenn die Verfremdung so weit führt, daß sie selbst die Menschengeburt als gefühlslosen, der Mutter lästigen Vorgang darstellt: "Sie waren fremd, doch nicht wie die Frau, aus deren Bauch er ins Dorf gefallen war." Der von einem verlogenen, heuchlerischen System geistig und seelisch vergewaltigte Avram sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, um eine endgültige Linie zwischen seinem eigenen, wirklichen Ich und der nach außen vorgetäuschten Person zu ziehen. Der Held Herta Müllers unternimmt nichts. Er befindet sich stets in anderen Situationen, aus denen sich ihm neue, meist ebenso hoffnungslose Perspektiven eröffnen. Dorf, Stadt, Flucht, Tod, eine Welt, in der Avram schließlich keine klaren Konturen erkennen kann, sind die Bildstationen, aus denen der Zuhörer sich selbst eine Geschichte basteln kann.
Als in der folgenden Diskussion ein Zuhörer in der "Beschreibung des Bahnhofs", wie er es formulierte, konkrete Bilder erkannt haben wollte, kam Herta Müllers Replik fast abweisend: "Aber ich habe doch gar keinen Bahnhof beschrieben." Beschreibung und Handlung werden von Herta Müller auch weiterhin als klassische Werkzeuge der Epik abgelehnt. Bilder, oft nur deutbar, sollen wohl Erlebtes oder Erlebbares suggerieren. Muß man nicht selbst Künstler oder zumindest mit einer beflügelten Fantasie ausgestattet sein, um die anvisierten Suggestionen genießen oder erleiden zu können? Durchaus möglich, wenn man bedenkt, daß anwesende Künstler und Kulturpolitiker in anerkennenden Worten schwelgten. Also doch Kunst.
Für den gewerblich oder amtlich tätigen Alltagsmenschen, der in der Literatur geistige (Ent)Spannung,  Information oder auch Unterhaltung sucht, bleibt Herta Müllers Prosa bestimmt ein Stiefkind. Die geringe Zahl der Zuhörer (15) wird wohl darauf zurückzuführen sein, denn an Bekanntmachungen dieser Veranstaltung durch Presse und Rundfunk fehlte es nicht. Und immerhin ist Herta Müller Trägerin des Marieluise-Fleißer-Preises der Stadt Ingolstadt (über 100.000 Einwohner).
Anton Potche
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 14. April 1991

Mittwoch, 13. Februar 2013

Farbfilm "Gruß aus Jahrmarkt" fertig

LG - Temeswar. Im Bukarester Sahia- Filmstudio wurde der erste bei uns gedrehte Farb-Dokumentarstreifen über eine Banater Blaskapelle fertiggestellt. (Regie: Paul Orza, Kamera: Francisc Patakfalvy, Ton: Alexander Vanţă). Die Filmdokumentation über die Jahrmarkter Loris-Kapelle - die im August 70 Jahre ihres Bestehens feiert - ist eine Chronik dieser Kapelle, wobei die vier Leiter, ferner Musikanten aus der derzeitigen Mannschaft sowie Auszüge aus dem Leben und Schaffen in dieser Gemeinde vorgestellt werden.
rumänischer Titel des Films
Gefilmt wurde im Dorfmuseum, in der Schule, bei der Kerwei '78, während der Proben der Kapelle im Kulturheim, in Häusern, Höfen und Gärten sowie an Arbeitsstellen im Ort und in Temeswar. Den Streifen "Gruß aus Jahrmarkt" (so benannt nach einer Komposition von Peter Loris) kommentiert Prof. Hans Speck, zu Wort kommen ferner die beiden Loris-Kapellmeister und Deutschlehrer Johann Pflanzner. Die gesamte musikalische Untermalung bietet die Loris-Kapelle .

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 28. Juni 1978

Montag, 11. Februar 2013

ich steh' am fenster


ich steh' am fenster und schau'
in die verschneite nacht
der winter hat in der wüste 
den tod gebracht 
 
ich steh' am fenster und wein'
in das keusche weiß
in mesopotamien schwellen die flüsse
im heiligenkriegsgeschrei
 
ich steh' am fenster und such'
rastlos irrende ruhe
bedauernswerter blick
du siehst zerbombte kinderschuhe
 
 
anton potche

aus BANATER POST, MÜNCHEN, 20. März 1991

Montag, 4. Februar 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 30

Gedulliche Schof gehn vill in e Stall.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)