Donnerstag, 29. August 2013

Tanzveranstaltung in Bokschan

jw. Bokschan. - Auf Initiative des Kreisrats Karasch-Severin der Werktätigen deutscher Nationalität wurde am Samstag erstmals im Kulturhaus von Bokschan ein Ball für die deutschen Werktätigen der Ortschaft veranstaltet. Daran nahmen auch zahlreiche Gäste aus Reschitza, Măureni und Tirol teil. Um das Gelingen dieser Veranstaltung haben sich Grete Gut-Saşu, Otto Hengstenberger und Peter Dassinger verdient gemacht. Zum Tanz spielte die Kaszner-Kapelle aus Jahrmarkt auf. In einer Tanzpause gab es die von der "Neuen Banater Zeitung" vorbereitete Tombola: die Pipatsch-Ziehung. Wie Grete Gut-Saşu erklärte, haben sich die Bokschaner vorgenommen, im Februar einen Trachtenball zu veranstalten. Eingeladen werden Gäste aus dem ganzen Banat.
aus NEUER WEG, Bukarest, 24. Oktober 1978

Donnerstag, 22. August 2013

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 35

Loss es Denke forr die Pheer, die hun e greeßre Kopp.
☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 20. August 2013

Die Rosenkavaliere

Teilnehmer beim 1. Bundestreffen der Banater Blasmuskapellen und Volksmusikorchester
Beim 1. Bundestreffen der Banater Blaskapellen und Volksmusikorchester in Ingolstadt war der Walzer "Erinnerung an Herkulesbad" von Jakob Parzeller als Pflichtstück vorgegeben. Eine Komposition, die eigentlich für Blasmusikbesetzung geschrieben ist, mußte von Orchestern in ganz unterschiedlichen Besetzungen bewältigt werden. Da hatte es den Anschein, daß diese Vorgabe dem Volks- und Unterhaltungsmusiksextet Die Rosenkavaliere wohl die größten Schwierigkeiten bereiten könnte. Als dann aber die Klarinette zu einer technisch brillanten und trotzdem gefühlvollen, das Hauptthema des Walzers ankündigenden Kadenz ansetzte, war für Kenner bereits klar, daß dieses Orchester höchsten qualitativen Maßstäben gerecht wird.
Anton Hollich hat 1988 zwei Banater Schwaben (Adam Tobias, Tuba, und Walter Prinz, Trompete), zwei Siebenbürger Sachsen (Horst Schuster, Klarinette, und Friedrich Löppich, Gitarre) und einen Bayer (Wolfgang Gäch, Schlagzeug) zusammengeführt, sie seiner Frau Rose als Kavaliere vorgestellt und Die Rosenkavaliere waren geboren. Seit damals eilen die Kavaliere mit ihrer Sängerin Rose Hollich von Erfolg zu Erfolg.
Wer die Zielstrebigkeit und die außergewöhnliche Musikalität des Orchesterleiters Anton Hollich kennt, wird sich über die positiven Kritiken, der sich dieser Klangkörper erfreut, nicht mehr wundern. 1960 als Sohn des Glogowatzer Kapellmeisters Anton Hollich sen. geboren, ward ihm die Musik schon in die Wiege gelegt. Die ersten Blasversuche unternahm der musikbegeisterte Junge auf dem Tenorhorn, nachdem sein Vater ihm musikalische Grundkenntnisse auf dem Akkordeon beigebracht hatte. Dabei blieb es allerdings nicht, denn der 14 Jahre alt gewordene Toni sollte den gewagten Schritt auf die erste Sprosse der Profikarriere machen.
Im Arader Musikgymnasium (Lyzeum) widmete er sich dem Studium der Klarinette. 1978 übernahm er die Leitung der Glogowatzer Blaskapelle. Zu dieser Zeit hatte er bereits mit volksmusikbegeisterten Schülerkollegen Die Lustigen Schwaben ins Leben gerufen, mit denen er erfolgreiche Konzerte im Banat absolvierte. An diese Periode erinnert sich Hollich besonders gerne, lief ihm doch da ein Mädchen über den Weg, deren musikalisches Talent ihm später bescherte, wovon unzählige andere Musiker nur träumen können: eine fürs Musiker(wander)leben verständnisbereite Frau. Das wegen dem eingereichten Auswanderungsantrag verhängte Verbot eines Studiums an einem rumänischen Konservatorium konnte die Musikkarriere Hollichs nicht knicken. Er lehrte nach seinem Gymnasiumsabschluß an derselben Schule Klarinette und spielte in der Arader Philharmonie. Nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik (1983) studierte Anton Hollich an der Hochschule für Musik München. 1990 erlangte er das von vielen Musikern erträumte "Meisterklassenpodium". Bereits seit 1989 war er Soloklarinettist des Baden-Baden-Orchesters. 1990 wechselte er dann zum Südwestfunk-Symphonieorchester.
Die Rosenkavaliere wollen in nächster Zukunft in Werner Salms Tonstudio eine Demo-Kassette bespielen. Beständigkeit gehört auch in der Musik zu den Fundamentsteinen des Erfolgs. Die Arbeit der Rosenkavaliere basiert auf diesem Prinzip, zur Genugtuung vieler musikliebender Landsleute.
Kontaktadresse: Anton Hollich, Hildastraße 26, 7570 Baden-Baden, Tel.: 07221/75728.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. November 1991

Dienstag, 13. August 2013

"Gruß aus Jahrmarkt"

Gruß aus Jahrmarkt (Link zum Film) 
mp. - Temeswar.  - Rund 2000 Zuschauer gab es Sonntag bei den fünf Vorführungen des Dokumentarstreifens "Gruß aus Jahrmarkt". Der Streifen, der, wie bereits berichtet, dem 70jährigen Wirken der Loris-Kapelle gewidmet ist, war vom Alexandru-Sahia-Studio gedreht worden. Bei den Vorführungen im Jahrmarkter Kulturheim waren auch Aristide Moldovan, Generaldirektor des Filmstudios, und Regisseur Paul Orza anwesend.

aus NEUER WEG, Bukarest, 18. Oktober 1978

Donnerstag, 8. August 2013

Schlußstrich oder literarischer Werkstattbericht?

Herta Müller: Der Teufel sitzt im Spiegel, Rotbuch Verlag 1991, ISBN 3 88022 767 5,  DM 26.--.
Der Teufel sitzt im Spiegel. Dort soll er auch bleiben, denn dieses Buch macht mir genug zu schaffen. Was soll denn das? Kein Roman, keine Erzählungen, keine Essays, keine philosophischen Abhandlungen - zumindest nicht im traditionellen Sinn. Was dann? Texte. Einfach Texte. Wie gut, dass es diesen verallgemeinernden Begriff gibt. Texte von Herta Müller. Texte, die es aber in sich haben. Ich lese mich durch den ersten, den zweiten, den... Es langt. Auf die folgenden verzichte ich. Dann lese ich doch weiter und weiter. Texte über das Bücherschreiben. Natürlich nicht über das allgemeine Bücherschreiben, sondern über Herta Müllers Art zu schreiben.
Eine zügellose Phantasie, die alle gesellschaftlichen Normen mißachtet, sie als Fesseln empfindet, entblößte sich in der Sprache und kreierte die bisherigen Werke. Angeboren, oder beeinflußt von der Enge des Dorfes? "Was ich im nachhinein noch genau weiß, was mich daran erschreckt, ist, daß ich damals nicht vor der erfundenen Wahrnehmung Angst hatte, sondern vor der Tatsache, daß man das weiß. Meine größte Arbeit war, das, was im Kopf stand, zu verstecken. Das Täuschen war die Arbeit meiner Kindheit." Jeder kannte jeden. Da konnte doch nichts verborgen bleiben. Die nagende Indiskretion entfesselte hier einen literarischen Abwehrmechanismus. "Insofern war eine Ebene meines Schreibens das banatschwäbische Dorf und meine Kindheit... Auf dem Land war der deutsche Frosch der Aufpasser, der Ethnozentrismus, die öffentliche Meinung. Der deutsche Frosch legitimierte diese Kontrolle des einzelnen mit einem Vorwand. Der Vorwand hieß: Bewahren der Identität."
Dieser in der Kindheit der Schriftstellerin zu suchende Verfolgungswahn erwies sich später als böse Vorahnung einer dann eingetretenen staatsbehördlichen Verfolgung. "Es waren Jahre des Frosches, die Jahre in Rumänien. Zum deutschen Frosch kam der Frosch des Diktators hinzu. Vielleicht reichen 32 Jahre des Frosches aus, sich den wachsamen Blick anzueignen, bei allem, was man sieht." Die Unerträglichkeit des unmittelbar Erlebten entlud sich schließlich im Schreiben. "Es ist immer, wenn ich schreibe, der Punkt erreicht, wo ich mit mir selber (und das heißt auch mit dem, was mich umgibt) nicht mehr umgehen kann." Unter dem Diktat der Zensur gedieh oder wucherte eine Durch-die-Blume-Sprache, bei Herta Müller eine Durch-die-Dornen-Sprache. "Der verschwiegene (ausgelassene) Satz muß mit der gleichen Lautstärke sprechen wie der geschriebene Satz." Das Absurde, auch Abstruse, entwickelte sich zu einem poetischen Credo, das maßlosen Übertreibungen in entstehenden Phantasiegebilden Raum öffnete. "Ich muß die poetische Abweichung ins Unmaß an jeden Punkt der Erfahrung, die ich jemals gemacht habe, ansetzen. So kommt es, daß selbst Autobiographisches, Eigenes im engsten Sinne des Wortes, nur noch im weitesten Sinne des Wortes mit meiner Autobiographie zu tun hat." Dieses angeeignete oder auch aufgebürdete Credo konnte sich bis zur Abstraktionierung der Schreibenden selbst steigern. "Die Person, die schreibt, ist eine erfundene Person. Auch für sich selbst." Das Resultat dieser Entwicklung ist bekannt. Es hat zu Bewunderung und Anerkennung ebenso wie zu Verachtung und Ablehnung geführt.
Hier muß doch wohl die Frage erlaubt sein, ob literarisches Schaffen im Trancezustand ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit vermitteln kann. "Ich war unerreichbar für mich während des Schreibens. Ich war es nicht gewesen, denn ich hatte mit mir, wie ich bin, nachdem ich den Text geschrieben habe, nichts zu tun." Oder sollen diese Beichtsätze gar als eine Entschuldigung für anmaßende literarische Entgleisungen, etwa im Sinne eines politischen Blackouts, aufgefaßt werden? Es klingt fast wie Resignation vor der eigenen Kreativitätswut, wenn es einige Seiten weiter heißt: "Und jedesmal habe ich den Eindruck, durch diese Sätze etwas in Gang gesetzt zu haben, was ich weder beeinflussen noch verantworten kann." 
Nur keine Angst oder falsche Hoffnungen: Herta Müller schreibt weiter, aber keine Romane oder Erzählungen in altbewährter, für jeden Durchschnittsbürger zugänglichen Form, sondern in Bildern. "Ich glaube, die erfundene Wahrnehmung verläßt sich in ihrer Ganzheit auf Bilder. Ich glaube auch, daß die erfundene Wahrnehmung Worte gar nicht mag. Daß es deshalb so lange dauert, bis ich weiß, wie der Satz, den ich schreibe, sich selber sieht." Wer weiß, was es heißt, eine moderne Kunstausstellung zu besichtigen, der kann sich auch vorstellen, was es heißt, ein Buch von Herta Müller zu lesen. Man hat da wie dort seine Probleme, versucht man doch manchmal vergebens, das wirklich Schöne in so viel Geometrie zu finden. "Ja, da waren rundherum nur Gegenstände, die bestimmten, was ich tat. Und sie bestimmten noch viel mehr. Auch was ich mir dachte, bei dem, was ich tat." Selbst ein sich wandelndes Straßenbild führt zu Irritationen durch eine bis zum Nonsens gesteigerte Negation des wahrgenommenen Augenblicks. "Und die Wahrnehmung wird, da ich als andere aus der Irre komme, eine andere, als sie vorher geworden wäre. Auch hat sich die Straßenseite, für die ich mich dann doch entschieden habe, in der Zeit, in der ich das tat, schon geändert: die Gegenstände, wo die Haut zu Ende ist, sind anders. Die Gesichter, die Autos. Ich habe nicht mehr die Möglichkeit, auf der Straße zu gehen, auf der ich vorher gegangen wäre."
Wird es eine andere literarische Straße für Herta Müller geben? Die Vergangenheit ist zwar nicht verdrängbar. Sie lebt in Äußerlichkeiten, nach denen Betroffene immer Ausschau halten. "Die Lautsprecherstimme sagte mir, was ich gesehen hatte: der Mann kam aus Rumänien... Ein ganzes mir bekanntes Land, saß am Nebentisch. Ich hatte es sofort wiedererkannt." Die Vergangenheit rückt aber immer weiter ab. Und sie überlistet die Menschen. Sie schwächt die Härten erlebter Schikanen ab.
Es geht auch Herta Müller so. Man kann das aus der Sprache des zweiten Buchteiles herauslesen. Die "Texte über Augen und Sinne" lassen sogar die Vermutung zu, daß die vorangestellten "Gedanken zum Schreiben" ein Schlußstrich sein könnten. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn "der Teufel sitzt im Spiegel".
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 27. Oktober 1991

Dienstag, 6. August 2013

"Gruß aus Jahrmarkt"

Filmfoto
LG - Jahrmarkt.  Etwa 2000 Zuschauer sahen Sonntag im Kulturheim den Farb-Dokumentarstreifen "Gruß aus Jahrmarkt", der hier Kino-Landespremiere hatte. Der 301 m lange 35-mm-Streifen, der die seit 70 Jahren bestehende Loris-Kapelle zum Mittelpunkt hat, wurde fünfmal vorgeführt. Zugegen waren bei der Festlichkeit neben Vertretern der Gemeinde- und Kreisparteiorgane, des Kinounternehmens und des Kulturkomitees, den Mitgliedern der Loris-Kapelle und der Kerweijugend, Aristide Moldovan, Generaldirektor des Bukarester "Alexandru Sahia"-Filmstudios, das den Film gedreht hat, und der Regisseur des Streifens, Paul Orza. Über die Bedeutung dieses Filmes, der auch im Ausland und in unseren Kinos als Dokumentarstreifen gezeigt werden soll, sowie über die Dreharbeiten sprachen der Regisseur, der Generaldirektor und Bürgermeister Traian Meşter.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 17. Oktober 1978

Donnerstag, 1. August 2013

Die Enztäler Musikanten

Teilnehmer beim 1. Bundestreffen der Banater Blasmusikanten
"Wir machen Musik für Alt und Jung / und sorgen immer für großen Schwung. / Vom Egerland zum Donaustrand, / bis hin zum schönen Banaterland / ist bei uns alles wohlbekannt." Mit diesem Bekenntnis zu beschwingter Tanz- und Volksmusik sowie zur Heimatverbundenheit ihrer Lieder werben die Enztäler Musikanten seit Jahren für ihr musikalisches Wirken. Daß dieses kein Köder ist, zeigen Annoncen wie: "Am Sonntag, 30.11.1986 / von 17 bis 23 Uhr / Musikanten-Parade mit Günter Freund vom SDR / Krümmler-Buam mit Margarete, Dreiländer-Quintett, Witterstoa-Buam mit dem Urviech Hansi Rösch aus Obersdorf, ... und die beliebten Enztäler Musikanten", oder "Am Samstag, 20. September 1986, Beginn 20 Uhr / in der Stadthalle Neuenbürg / Volkstümliche Hitparade / mit den Enztäler Musikanten und den Birkenfelder Dirndln". Man könnte diese Reihe natürlich ohne Schwierigkeiten fortsetzen.
Im kommenden Jahr können die Enztäler Musikanten ihr 10-jähriges Jubiläum feiern. Franz Hoffner hat diese Musikkapelle 1982 in Pforzheim gegründet und leitet sie auch heute noch mit stetig steigendem Erfolg. Sechs Jahre alt - im Banat der 50ger Jahre noch Vorschulalter - war der kleine Franz, als er in Lowrin das Violinspielen lernte. Nach weiteren drei Jahren bekam er von Nikolaus Bartzer Trompetenunterricht und begann in der Lowriner Blaskapelle mitzuwirken. Franz Hoffner hatte sein Lieblingsinstrument entdeckt und war ehrgeizig genug, dessen professionelle Beherrschung anzustreben, was ihn dazu bewog, die Musikabteilung der Volkskunstschule zu besuchen. Als 22-Jähriger kam er, von einem weiblichen Augenpaar verlockt, nach Kleinbetschkerek, wo er die Leitung der Dorfblaskapelle übernahm und sich um die musikalische Ausbildung der Jugend kümmerte. Der mittlerweile zum Meister der Galvanotechnik ausgebildete Franz Hoffner wollte um jeden Preis auch meisterliche Leistungen auf dem Gebiet der Musik erbringen und absolvierte getreu diesem Ziel als 30-Jähriger das Musikgymnasium (Lyzeum) Ion Vidu in Temeswar, wo er in aufopferungsvollen Abendkursen die Klasse des im Banat sehr bekannten Trompetenlehrers und Blasmusikdirigenten Mathias Loris besuchte.
1980 kam er schließlich in die Bundesrepublik, und weil der Wurm nun mal drin war, ging es mit dem Musizieren munter weiter. Gott sei Dank, sagen bestimmt nicht nur die ausschließlich aus dem Banat und Siebenbürgen kommenden Musikanten um Franz Hoffner, sondern auch viele Freunde der volkstümlichen Musik, besonders aus dem baden-württembergischen Raum, und natürlich unzählige Landsleute, die auf Kerweihen, Bällen und Hochzeiten tanzen, wie die Enztäler Musikanten pfeifen, sprich musizieren. Wem das allerdings zu ermüdend ist, der kann sich die Musik dieser Kapelle gemütlich von der MC "Blasmusik aus der Goldstadt Pforzheim" und der LP "Musikfreunde" anhören. Beide sind über die Kontaktadresse der Kapelle beziehbar: Franz Hoffner, Elsterstraße 13, 7532 Niefern/Öschelbronn, Tel. 07233/5024.
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 20. Oktober 1991