Donnerstag, 30. Januar 2014

Gastkonzerte der Loris-Kapelle

ob. Sibiu. - Auf ihrer Gastspielreise durch Siebenbürgen traten die Jahrmarkter Loris-Musikanten und der Temeswarer Schubert-Chor bisher in der Gemeinde Großau, in Neppendorf und in Schellenberg auf. In Großau wurden die Banater Gäste von Prof. Mathias Möss, Büromitglied des Kreisrats Sibiu der Werktätigen deutscher Nationalität, begrüßt, während in Neppendorf Prof. Samuel Beer, Mitglied des Kreisrats Sibiu der Werktätigen deutscher Nationalität und Abgeordneter für Neppendorf im Munizipalvolksrat Sibiu, zugegen war. Die beim ersten Landesfestival "Cîntarea României" preisgekrönten Loris-Musikanten unter Leitung von Prof. Mathias Loris boten Blasmusikstücke und moderne Rhythmen, während der von Prof. Adrian Nucă-Bartzer dirigierte Schubert-Chor Volksweisen und Schubert-Lieder interpretierte. In der Zeit ihres Aufenthalts im Kreis Sibiu besichtigten die Gäste die Michelsberger Burg, Birthälm und Agnetheln. Mit dem heute anberaumten Konzert im Kulturheim der Gemeinde Großscheuern findet der Besuch der Banater Gäste im Kreis Sibiu seinen Abschluss. 

aus NEUER WEG, Bukarest, 1. Mai 1979

Dienstag, 28. Januar 2014

E Musikblat-Brief forr de Außenminister

E Gschicht, die wu's Lewe wirklich gschrieb hot
Die Sunn hot an selem 4. März 1987 de Schnee glitzre geloss. E Mikrobus is geger Mittach dorch's verzauwerte Rott-Tal gfahr. Die Musikante im Bus ware wie geweehnlich in bester Laune. Ehre Kapellemaaster, de Sepp, e stämmicher Bayer mit böhmische Worzle, hot vun seine musikalische Weltreise verzählt. Sei bayrischi Musik un sei uricher Witz sin schun in Schottland genauso gut onkumm wie in Frankreich un Amerika. Awwer der Tach hot etwas ganz Außergeweehnliches werre selle, war doch e politischer Aschemittwuchsauftritt vum Außenminister ongsaat. Un wann merr dee aah noch iwerzaaje kennt, e Marsch zu dirigeere, no wär doch die Partie gewunn.
Norr ooner hot sich net an der ufkumm Diskussion iwer deitschi Außenpolitik beteilicht. De Mönchs August is noch vor e paar Monet mit seiner Kapell dorch die grade un lange Gasse vun Johrmark mascheert. Mit der groß Politik do in Deitschland un in der Welt hot er noch net vill onfange kenne, awwer uf de deitsche Außenminister war er schun neigeerich. Es muss doch intressant sein, so e weltberühmte Mann vun nächstem zu erlewe, ne redde zu heere odder sogar uf sei Dirigeere zu blose.
Uf'm Ortsschild war "Bayerbach" gschrieb. De Bus hot beim "Weinzierl" ghall. Polizeiautos ware vor der Wertschaft posteert. Die Musikante hun sich forr de Empfang fertich gemach. Wie des bei große Leit oft passeert, is aah de Außenminister net uf die Minut genau ingetroff. Wie er no kumm is, war sei Gfolgschaft fast greeßer wie die Zahl vun de Onhänger in dem gemietliche Bayerbacher Wertshaus. Drei vun de Lokalpolitiker hun korze Onredde ghall un ehre Genugtuung zum Ausdruck gebrung, daß de Herr Außenminister un Vizekanzler dem kloone niederbayrische Dorf an dem politisch Aschemittwuch die Ehr erwies hot.
Noo is de Ehrengast ans Rednerpult gang, hot e kloone Zeddl aus seim Jankelsack gholl, e korze Blick drufgeworf un glei ongfang zu redde. Die Stimm war noch e bißje haasricher wie am Fernseh, die Sproch awwer klor un deitlich, ohne daß merr unartikuleerte Laute, zwischen a un e ongsidlt, vernomm hätt. De Redner hatt sei Zeddl längst wedder in de Jankelsack gschob un war grad uf'm Wech in die groß Weltpolitik, wu er sich jo am beste ausgekennt hot, wie's em August blitzhaft dorch de Kopp gschoss is: Mensch, du häst doch em Außenminister e Brief kenne gewwe. Der Gedanke un die Stimm, die wu de Raum so wunnersam beherrscht hot, hun zimlich gut harmoneert. De August hot de Sinn vun der Onredd längst nemmi mitkriet. Bilder hun sich in seiner schunn immer lebhafter Phantasie braat gemach: sei Fraa, sei Kinn. Wie soll er die vun dem devisenhungriche Ceauşescu abkaafe? Er hot sei Lewe uf's Spill gsetzt, forr daß se all mol menschlicher lewe selle. Wann sei Leit awwer net raus känne, war un bleibt alles sinnlos. Wann de deitsch Außenminister vleicht ...? Wie vun're unsichtbarer Hand gfeehrt , hot er e leeres Musikblat aus seim Notteheft geriss un mit bißje ziddricher Schrift sei ganzes Laad uf un zwischen die Nottelinier gschrieb.
Eerscht wie de Außenminister vor der Blechmusik gstann hot, e Bayrehut mit're weißer Fedder uf'm Kopp un de Dirigentestecke in der Hand, is de August wedder richtich zu sich kumm. Es Publikum hot getobt un der prominent Gast hot so vill nateerlichi Fraad am Spaß ausgstrahlt, daß em August sei Idee zu'me feste Vorhaben gezeidicht is. Wie de offizielle Taal vun dem politisch Aschemittwuch rum war, hot er sich e Herz gfaßt un sei mit alle Salwe gschmeerte Kapellemaaster ersucht, des beschriebne Notteblat doch em Außenminister zu gewwe. Der hot wirklich net vill Fackse gemach, is ins Saal, hot mi'm Minister geredd un ehm des Blat iwerreicht. De August war zufriede. Er hot sich zwar nie vun aussichtslose Hoffnunge vruckt mache geloss, awwer sei Devise war schun immer: Proweere geht iwer Studeere.
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De Schnee is gschmolz un die Sunn hot aah em August Kraft un Zuversicht gebrung. An oom scheene Maitach hot e Brief vum Auswärtigen Amt in Bonn im Postkästche gelee. "Sehr geehrter Herr Mönch, der Bundesminister des Auswärtigen dankt Ihnen für Ihr Schreiben, mit dem sie sich für die Ausreise Ihrer in Rumänien lebenden Verwandten einsetze. Er hat mich gebeten, Ihnen zu antworten ...

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Am 4. März 1988 hot de August mit seiner Fraa un ehre zwaa Kinn e Päckche uf der Post ufgewwe. Adresseert war die Sendung an: Herrn Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister des Auswärtigen. Im Päckche war e Heimatbuch vum Dorf um de Große Brunne. Uf der Titelseit war mit ungeiebter Handschrift gschrieb: "Mit inniger Hochachtung für Ihren selbstlosen Einsatz im Dienste der Menschenrechte. August Mönch."
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27. März 1992. De Mönchs August hot vor'm Fernseh gsitzt un wie die ganz Welt gstaunt. De dienstältst un wahrscheinlich aah erfolgreichst Außenminister der Welt is zrickgetret. Während Fachleit de ganze Owed ehre Spekulatione iwer des Ereignis ongstellt hun, is de August ganz perseenliche Gedanke nohgang: Banat, Grenz, Bayerbach, Paß, Nürnberg, Heimatbuch. Die Zeit is doch mol so langsam vergang. Forrwas vergeht se jetz so schnell.
Potche Toni
aus BANATER POST, München, 20. Mai 1992

Dienstag, 21. Januar 2014

Temescher Preisträger bekanntgegeben

Hochzeit in Jahrmarkt mit 
Josef Stritt & Hans Kaszner jun.
Foto: Kazner-Archiv
Temeswar (NW). - Am Montag gab das Temescher Kreishaus für die Anleitung des Volkskunstschaffens die Preisträger der Kreisphase des Festivals "Cîntarea României" bekannt. Zu den rund hundert Chören, Singgruppen, Kammerorchestern, Volksmusikorchestern, Blaskapellen, Tanz- und Theatergruppen, Agitbrigaden, Vokal- und Instrumentalsolisten zählen auch mehrere deutsche Kulturgruppen und Einzelinterpreten. Erste Preise wurden dem Temeswarer Schubert-Chor, der deutschen Theatergruppe aus Neupetsch, der Blaskapelle und dem Unterhaltungsorchester aus Jahrmarkt unter Leitung von Prof. Mathias Loris, dem Lyra-Orchester des Temeswarer Munizipalkulturhauses, der schwäbischen Volkstanzgruppe aus Teremia Mare, dem Duett der Jahrmarkter Kaszner-Kapelle (Hans Kaszner - Josef Stritt), dem Lowriner Folk-Duett Ramona Nauy - Irmgard Holzinger, dem Folksänger AlfredStauber sowie der Flötenspielerin Helga Mayer von der Lugoscher Volkskunstschule, dem Interpreten deutscher Volksmusik Norbert Pinczes aus Billed sowie einer Gruppe Jugendlicher aus Lowrin, die schwäbische Mundartgedichte vortrugen, verliehen.


aus NEUER WEG, Bukarest, 10. April 1979


Donnerstag, 16. Januar 2014

im schönen monat mai

Verfremdung: Anton Delagiarmata
ging ich mit dir spazieren
im schönen monat mai
lernte ich spielend lieben
im schönen monat mai
haben wir unser’n sohn gezeugt
im schönen monat mai
hab’ ich vom auswandern geträumt

im schönen monat mai
bauen wir uns ein haus
im schönen monat mai
lausch ich den andachtsglocken
im schönen monat mai
hört man die herzen pochen

[Temeswar, 1984]


Mark Jahr


aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 17. Mai 1992

Dienstag, 14. Januar 2014

Preisgekrönt beim Landesfestival

LG - Temeswar. Bei der Endphase des Landesfestivals "CÎNTAREA ROMÂNIEI" für Studenten am vergangenen Wochenende im Temeswarer Modex-Saal (600 Beteiligte aus 17 Hochschulzentren) errangen die Studenten aus der Begastadt einen I. Preis - Experimenttheater, Architekturabteilung, und drei III. Preise, darunter auch die deutsche Theatergruppe "Thalia" des Studentenkulturhauses mit ihrer literarischen Collage "Dein Wort, deine Tat" (Auswahl und Regie Albert Bohn.)
Josef Stritt & Hans Kaszner
Foto: Archiv Kaszner-Kapelle
Ermittelt wurden auch die Sieger der Temescher Kreisphase des Landeswettbewerbs "Cîntarea României", die an der Zwischenkreisphase der Kulturhäuser und -heime teilnehmen werden. Unter ihnen befinden sich folgende deutsche Kulturgruppen bzw. Solisten: der Franz-Schubert-Chor des Temeswarer Jugendhauses (gemischter Chor), die Jahrmarkter Loris-Kapelle, die Instrumentalsolisten Helga Mayer (Flöte) vom Lugoscher Munizipalkulturhaus, das Lyra-Volksmusikorchester des Temeswarer Munizipalkulturhauses, der Gesangsolist Norbert Pinczes und das Unterhaltungsmusikorchester des Billeder Kulturheimes mit seinem Gesangsduett, die schwäbische Volkstanzgruppe aus Teremia Mare, die Neupetscher Theatergruppe mit Hans Kehrers "Narrenbrot", das Lowriner Kulturheim mit einer schwäbischen Gedichtmontage, das Unterhaltungsorchester des Jahrmarkter Kulturheimes und das Sängerduett Hans Kaszner - Josef Stritt der Kaszner-Kapelle, das Folkmusikduett Ramona Nauy - Irmgard Holzinger aus Lowrin und der Folksänger Alfred Stauber vom Lugoscher Kulturhaus der Gewerkschaften.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 10. April 1979

Donnerstag, 9. Januar 2014

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 40

Misch dich net unner die Kleie, sunst fresse dich die Schwein.
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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 7. Januar 2014

Die Ohnmacht eines Banater Knechts

Das Buch ist neu, aber nicht die Geschichte, die es beinhaltet. "Ärger wie die Hund'" ist bereits vor 20 Jahren in Rumänien erschienen. Jetzt liegt die Erzählung von Franz Heinz als Ausgabe der Rimbaud-Verlagsgesellschaft vor.
Auch der Melcher Pitt ist nicht aktuell. Es gibt ihn schon lange nicht mehr, den Helden dieser Erzählung. Er wurde aber Geschichte und hat seine Zeit überlebt. Der Knecht hat das Leben dort unten, am Ende der Monarchie, wo die Grenzen zwischen den Nationen mal fließend, mal messerscharf waren, nicht nur mitgeprägt. Er hat es auch mitgestaltet, oft unbewußt überhaupt ermöglicht.
Dabei hatte der Melcher Pitt, wie fast alle seinesgleichen, so wenig vom eigenen Leben. Für andere zu existieren, wird zum Trauma, wenn dieser Zustand die Bewußtseinsgrenze des Individuums erreicht. Melcher erlebte den Schock dieser Erkenntnis, als er, wie ein Hund im Schnee liegend, die Flinte seines Herrn auf sich gerichtet spürte. Wer mag es heute, nach so vielen politischen und sozialen Beben, sagen können, ob dieser Knecht ein Einzel- oder ein Allgemeinfall war? Als Modell der Ärmsten gibt er eine literarisch hervorragend konturierte Figur ab. Sein scharfer Wahrnehmungs- und Urteilssinn stellt ihn in die Reihe der großen Volkshelden der deutschen Literatur. Bloß fehlt ihm die Kraft zum Kampf. Sein Aufbäumen wendet sich nicht gegen die Obrigkeit. Der Melcher Pitt versenkt seine Wut in die Kubiklöcher der Maroschebene. Er setzt durch sein Handeln keine Volksmassen in Bewegung und bringt keine Fürsten zum Zittern, wie Schillers Tell oder Kleists Kohlhaas. Trotzdem findet auch der gedemütigte Knecht den Schlüssel zur Vergeltung. Diese wiederum birgt keine Rachetat in sich, sondern begnügt sich mit bloßer Verachtung.
Dann schließt man das Buch und liest auf dem Rückumschlag: "Franz Heinz wurde 1929 in Perjamosch, Banat, geboren." Instinktiv folgt die Subtraktion und der, eine gewisse Erwartung beinhaltende, Gedanke, daß viele Autoren nach ihrem 60. Lebensjahr Meisterwerke der Literatur geschaffen haben.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. April 1992