aus NEUER WEG,
Bukarest, 1. Mai 1979
Herzlich willkommen! Auf diesem Archiv-Blog finden Sie auch Veröffentlichungen von Anton Potche (Pseud.: Berns Toni, Anton Delagiarmata, Mark Jahr) in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Diese Texte sind im Label "- - - Chronologisches Inhaltsverzeichnis" vermerkt. Zu den anderen Texten finden Sie Hinweise im Label "In eigener Sache".
Donnerstag, 30. Januar 2014
Gastkonzerte der Loris-Kapelle
ob. Sibiu. -
Auf ihrer Gastspielreise durch Siebenbürgen traten die Jahrmarkter
Loris-Musikanten und der Temeswarer
Schubert-Chor bisher in der Gemeinde Großau, in Neppendorf und in
Schellenberg auf. In Großau wurden die Banater Gäste von Prof. Mathias Möss,
Büromitglied des Kreisrats Sibiu der Werktätigen deutscher Nationalität,
begrüßt, während in Neppendorf Prof. Samuel Beer, Mitglied des Kreisrats
Sibiu der Werktätigen deutscher Nationalität und Abgeordneter für Neppendorf im
Munizipalvolksrat Sibiu, zugegen war. Die beim ersten Landesfestival "Cîntarea
României" preisgekrönten Loris-Musikanten
unter Leitung von Prof. Mathias Loris boten
Blasmusikstücke und moderne Rhythmen, während der von Prof. Adrian Nucă-Bartzer
dirigierte Schubert-Chor Volksweisen und Schubert-Lieder interpretierte. In der
Zeit ihres Aufenthalts im Kreis Sibiu besichtigten die Gäste die Michelsberger
Burg, Birthälm und Agnetheln. Mit dem heute anberaumten Konzert im Kulturheim
der Gemeinde Großscheuern findet der Besuch der Banater Gäste im Kreis Sibiu
seinen Abschluss.
Dienstag, 28. Januar 2014
E Musikblat-Brief forr de Außenminister
E Gschicht, die wu's Lewe wirklich
gschrieb hot
Die Sunn hot an selem 4. März 1987 de Schnee
glitzre geloss. E Mikrobus is geger Mittach dorch's verzauwerte Rott-Tal gfahr.
Die Musikante im Bus ware wie geweehnlich in bester Laune. Ehre Kapellemaaster,
de Sepp, e stämmicher Bayer mit böhmische Worzle, hot vun seine musikalische
Weltreise verzählt. Sei bayrischi Musik un sei uricher Witz sin schun in
Schottland genauso gut onkumm wie in Frankreich un Amerika. Awwer der Tach hot
etwas ganz Außergeweehnliches werre selle, war doch e politischer
Aschemittwuchsauftritt vum Außenminister ongsaat. Un wann merr dee aah noch
iwerzaaje kennt, e Marsch zu dirigeere, no wär doch die Partie gewunn.
Norr ooner hot sich net an der ufkumm
Diskussion iwer deitschi Außenpolitik beteilicht. De Mönchs August is noch vor e
paar Monet mit seiner Kapell dorch die grade un lange Gasse vun Johrmark
mascheert. Mit der groß Politik do in Deitschland un in der Welt hot er noch net
vill onfange kenne, awwer uf de deitsche Außenminister war er schun neigeerich.
Es muss doch intressant sein, so e weltberühmte Mann vun nächstem zu erlewe, ne
redde zu heere odder sogar uf sei Dirigeere zu blose.
Uf'm Ortsschild war "Bayerbach" gschrieb. De
Bus hot beim "Weinzierl" ghall. Polizeiautos ware vor der Wertschaft posteert.
Die Musikante hun sich forr de Empfang fertich gemach. Wie des bei große Leit
oft passeert, is aah de Außenminister net uf die Minut genau ingetroff. Wie er
no kumm is, war sei Gfolgschaft fast greeßer wie die Zahl vun de Onhänger in dem
gemietliche Bayerbacher Wertshaus. Drei vun de Lokalpolitiker hun korze Onredde
ghall un ehre Genugtuung zum Ausdruck gebrung, daß de Herr Außenminister un
Vizekanzler dem kloone niederbayrische Dorf an dem politisch Aschemittwuch die
Ehr erwies hot.
Noo is de Ehrengast ans Rednerpult gang, hot e kloone
Zeddl aus seim Jankelsack gholl, e korze Blick drufgeworf un glei ongfang
zu redde. Die Stimm war noch e bißje haasricher wie am Fernseh, die Sproch awwer
klor un deitlich, ohne daß merr unartikuleerte Laute, zwischen a un e ongsidlt,
vernomm hätt. De Redner hatt sei Zeddl längst wedder in de Jankelsack gschob un
war grad uf'm Wech in die groß Weltpolitik, wu er sich jo am beste ausgekennt
hot, wie's em August blitzhaft dorch de Kopp gschoss is: Mensch, du häst doch em
Außenminister e Brief kenne gewwe. Der Gedanke un die Stimm, die wu de Raum so
wunnersam beherrscht hot, hun zimlich gut harmoneert. De August hot de Sinn vun
der Onredd längst nemmi mitkriet. Bilder hun sich in seiner schunn immer
lebhafter Phantasie braat gemach: sei Fraa, sei Kinn. Wie soll er die vun dem
devisenhungriche Ceauşescu abkaafe? Er hot sei Lewe uf's Spill gsetzt, forr daß
se all mol menschlicher lewe selle. Wann sei Leit awwer net raus känne, war un
bleibt alles sinnlos. Wann de deitsch Außenminister vleicht ...? Wie vun're
unsichtbarer Hand gfeehrt , hot er e leeres Musikblat aus seim Notteheft geriss
un mit bißje ziddricher Schrift sei ganzes Laad uf un zwischen die Nottelinier
gschrieb.
Eerscht wie de Außenminister vor der
Blechmusik gstann hot, e Bayrehut mit're weißer Fedder uf'm Kopp un de
Dirigentestecke in der Hand, is de August wedder richtich zu sich kumm. Es
Publikum hot getobt un der prominent Gast hot so vill nateerlichi Fraad am Spaß
ausgstrahlt, daß em August sei Idee zu'me feste Vorhaben gezeidicht is. Wie de
offizielle Taal vun dem politisch Aschemittwuch rum war, hot er sich e Herz
gfaßt un sei mit alle Salwe gschmeerte Kapellemaaster ersucht, des beschriebne
Notteblat doch em Außenminister zu gewwe. Der hot wirklich net vill Fackse
gemach, is ins Saal, hot mi'm Minister geredd un ehm des Blat iwerreicht. De
August war zufriede. Er hot sich zwar nie vun aussichtslose Hoffnunge vruckt
mache geloss, awwer sei Devise war schun immer: Proweere geht iwer Studeere.
♣ ♣ ♣
De Schnee is gschmolz un die Sunn hot aah em
August Kraft un Zuversicht gebrung. An oom scheene Maitach hot e Brief vum
Auswärtigen Amt in Bonn im Postkästche gelee. "Sehr geehrter Herr Mönch, der
Bundesminister des Auswärtigen dankt Ihnen für Ihr Schreiben, mit dem sie sich
für die Ausreise Ihrer in Rumänien lebenden Verwandten einsetze. Er hat mich
gebeten, Ihnen zu antworten ...
♣ ♣ ♣
Am 4. März 1988 hot de
August mit seiner Fraa un ehre zwaa Kinn e Päckche uf der Post ufgewwe.
Adresseert war die Sendung an: Herrn Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister
des Auswärtigen. Im Päckche war e Heimatbuch vum Dorf um de Große Brunne. Uf
der Titelseit war mit ungeiebter Handschrift gschrieb: "Mit inniger
Hochachtung für Ihren selbstlosen Einsatz im Dienste der Menschenrechte.
August Mönch."
♣ ♣ ♣
27. März 1992. De Mönchs August hot vor'm
Fernseh gsitzt un wie die ganz Welt gstaunt. De dienstältst un
wahrscheinlich aah erfolgreichst Außenminister der Welt is zrickgetret.
Während Fachleit de ganze Owed ehre Spekulatione iwer des Ereignis ongstellt
hun, is de August ganz perseenliche Gedanke nohgang: Banat, Grenz,
Bayerbach, Paß, Nürnberg, Heimatbuch. Die Zeit is doch mol so langsam
vergang. Forrwas vergeht se jetz so schnell.
Potche Toni
aus BANATER POST, München,
20. Mai 1992
Dienstag, 21. Januar 2014
Temescher Preisträger bekanntgegeben
Hochzeit in Jahrmarkt mit Josef Stritt & Hans Kaszner jun.
Foto: Kazner-Archiv
|
aus NEUER WEG,
Bukarest, 10. April 1979
Donnerstag, 16. Januar 2014
im schönen monat mai
Verfremdung: Anton Delagiarmata
|
ging ich mit dir spazieren
im schönen monat mai
lernte ich spielend lieben
im schönen monat mai
haben wir unser’n sohn gezeugt
im schönen monat mai
hab’ ich vom auswandern geträumt
im schönen monat mai
bauen wir uns ein haus
im schönen monat mai
lausch ich den andachtsglocken
im schönen monat mai
hört man die herzen pochen
[Temeswar, 1984]
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 17.
Mai 1992
Dienstag, 14. Januar 2014
Preisgekrönt beim Landesfestival
LG - Temeswar.
Bei der Endphase des Landesfestivals "CÎNTAREA ROMÂNIEI" für Studenten am
vergangenen Wochenende im Temeswarer Modex-Saal (600 Beteiligte aus 17
Hochschulzentren) errangen die Studenten aus der Begastadt einen I. Preis -
Experimenttheater, Architekturabteilung, und drei III. Preise, darunter auch die
deutsche Theatergruppe "Thalia" des Studentenkulturhauses mit ihrer
literarischen Collage "Dein Wort, deine Tat" (Auswahl und Regie Albert Bohn.)
Ermittelt wurden auch
die Sieger der Temescher Kreisphase des Landeswettbewerbs "Cîntarea
României", die an der Zwischenkreisphase der Kulturhäuser und -heime
teilnehmen werden. Unter ihnen befinden sich folgende deutsche
Kulturgruppen bzw. Solisten: der Franz-Schubert-Chor des
Temeswarer Jugendhauses (gemischter Chor), die Jahrmarkter
Loris-Kapelle, die
Instrumentalsolisten Helga Mayer (Flöte) vom Lugoscher
Munizipalkulturhaus, das Lyra-Volksmusikorchester des
Temeswarer Munizipalkulturhauses, der Gesangsolist Norbert Pinczes
und das Unterhaltungsmusikorchester des Billeder Kulturheimes
mit seinem Gesangsduett, die schwäbische Volkstanzgruppe aus Teremia
Mare, die Neupetscher Theatergruppe mit Hans Kehrers
"Narrenbrot", das Lowriner Kulturheim mit einer schwäbischen
Gedichtmontage, das Unterhaltungsorchester
des Jahrmarkter Kulturheimes und das Sängerduett
Hans Kaszner -
Josef Stritt der
Kaszner-Kapelle, das Folkmusikduett Ramona Nauy -
Irmgard Holzinger aus Lowrin und der Folksänger Alfred Stauber
vom Lugoscher Kulturhaus der Gewerkschaften.
Josef Stritt & Hans Kaszner
Foto: Archiv Kaszner-Kapelle
|
aus NEUE
BANATER ZEITUNG, Temeswar, 10. April 1979
Donnerstag, 9. Januar 2014
Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 40
Misch dich net unner die Kleie, sunst fresse dich die Schwein.
☻ ۩ ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz (1929 - 1999)
Dienstag, 7. Januar 2014
Die Ohnmacht eines Banater Knechts
Das Buch ist
neu, aber nicht die Geschichte, die es beinhaltet. "Ärger wie die Hund'" ist
bereits vor 20 Jahren in Rumänien erschienen. Jetzt liegt die Erzählung von
Franz Heinz als Ausgabe der Rimbaud-Verlagsgesellschaft vor.
Auch der
Melcher Pitt ist nicht aktuell. Es gibt ihn schon lange nicht mehr, den Helden
dieser Erzählung. Er wurde aber Geschichte und hat seine Zeit überlebt. Der
Knecht hat das Leben dort unten, am Ende der Monarchie, wo die Grenzen zwischen
den Nationen mal fließend, mal messerscharf waren, nicht nur mitgeprägt. Er hat
es auch mitgestaltet, oft unbewußt überhaupt ermöglicht.
Dabei
hatte der Melcher Pitt, wie fast alle seinesgleichen, so wenig vom eigenen
Leben. Für andere zu existieren, wird zum Trauma, wenn dieser Zustand die
Bewußtseinsgrenze des Individuums erreicht. Melcher erlebte den Schock
dieser Erkenntnis, als er, wie ein Hund im Schnee liegend, die Flinte seines
Herrn auf sich gerichtet spürte. Wer mag es heute, nach so vielen
politischen und sozialen Beben, sagen können, ob dieser Knecht ein Einzel-
oder ein Allgemeinfall war? Als Modell der Ärmsten gibt er eine literarisch
hervorragend konturierte Figur ab. Sein scharfer Wahrnehmungs- und
Urteilssinn stellt ihn in die Reihe der großen Volkshelden der deutschen
Literatur. Bloß fehlt ihm die Kraft zum Kampf. Sein Aufbäumen wendet sich
nicht gegen die Obrigkeit. Der Melcher Pitt versenkt seine Wut in die
Kubiklöcher der Maroschebene. Er setzt durch sein Handeln keine Volksmassen
in Bewegung und bringt keine Fürsten zum Zittern, wie Schillers Tell oder
Kleists Kohlhaas. Trotzdem findet auch der gedemütigte Knecht den Schlüssel
zur Vergeltung. Diese wiederum birgt keine Rachetat in sich, sondern begnügt
sich mit bloßer Verachtung.
Dann schließt
man das Buch und liest auf dem Rückumschlag: "Franz Heinz wurde 1929 in
Perjamosch, Banat, geboren." Instinktiv folgt die Subtraktion und der, eine
gewisse Erwartung beinhaltende, Gedanke, daß viele Autoren nach ihrem 60.
Lebensjahr Meisterwerke der Literatur geschaffen haben.
Anton
Potche
aus BANATER POST, München,
20. April 1992
Abonnieren
Posts (Atom)