Donnerstag, 27. Februar 2014

Deutsche Fußballtradition lebt weiter

Gaby Gerstenmajer ist Torschützenkönig der laufenden Saison
Dinamo Bukarest gehörte schon immer zu den Spitzenteams des rumänischen Fußballs der Nachkriegszeit. Auch nach dem Abgang vieler Stars in den Westen und nach einer tiefen Krise im rumänischen Fußball bleibt diese Mannschaft oben. Wer schießt jetzt für sie die Tore? "Selbstverständlich Gerstenmajer" heißt es in der rumänischen Zeitschrift FOTBAL. Dinamo hat den Torschützenkönig der Saison 91/92 in ihrem Sturm. Die Dinamo-Sturmspitze hat es auf 21 Tore gebracht. Allerdings ist Gaby Gerstenmajer kein spektakulärer Fußballimport aus einem deutschsprachigen Land. Die Transferlinie in diesem Geschäft verläuft auch weiterhin durch eine Einbahnstraße von Osten nach Westen.
Gaby Gerstenmajer ist der Sohn einer deutschen (zumindest zum Teil) Familie aus Sathmar/Satu Mare. Der Vater war selbst Fußballer bei Unio Satu Mare und zeichnete dem 1967 geborenen Gaby den Weg zum Leistungssport vor. Nach der Herkunft seines Namens befragt, erzählte der erfolgreiche Dinamo-Stürmer dem Sportredakteur Ioan Chirilă eine nicht gerade erfreuliche Geschichte, deren Quelle wohl im Kampf um die Bewahrung der ethnischen Identität der Deutschen in Rumänien - der bei den Sathmarschwaben ja von besonderer Tragik gekennzeichnet war - und in den daraus entstandenen Generationskonflikten zu suchen ist. "Meine Großeltern sind Deutsche. Ich habe sie nicht gekannt. Sie sind schon lange nach Deutschland ausgewandert. Jahrelang haben wir auf einen Brief gehofft. Aber der ließ auf sich warten. Viel später haben wir dann einen bekommen, aber aus Amerika. Vater hat zwar mehr als einen Brief erwartet - er hatte vier Kinder -, aber es kam nichts mehr. Ich weiß überhaupt nicht wo sie sind."
Während der Exodus der Deutschen aus Rumänien sich seinem Ende zuneigt, bekennt sich ein aufstrebender Fußballstar dieses Landes unverblümt zu seiner deutschen Vergangenheit. Ob er der deutschen Sprache überhaupt mächtig ist, wird nicht berichtet. Ob mit ihr oder ohne sie, es ist ihm auf jeden Fall gelungen, die Präsenz von deutschen Namen im rumänischen Fußball wie Tänzer, Ritter, Wetzer, Steiner, Bürger, Schwarz, Vogl, Steinbach, Marksteiner, Leretter, Klein, Duckadam, Weissenbacher u. v. a. erfolgreich zu ergänzen und so eine 70-jährige Tradition aufrechtzuerhalten.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 13. September 1992

Dienstag, 25. Februar 2014

Jahrmarkter Blasmusik in Arad

Annemarie Schneider & Magdalena Ebner  
mit dem Quintett der Kaszner-Kapelle  
Akkordeon: Niki Loris, Tuba: Sigi Lux 
 (Aufnahme aus dem Kulturheim Jahrmarkt)
Foto: Archiv Kaszner-Kapelle 
ME - Temeswar Arad. "Banater Land, Heimatland", ein Konzert mit Musik für Jung und Alt, wird Freitag, den 11. Mai, 19.30 Uhr, im Arader Kulturpalais dargeboten. Daran beteiligen sich das Lira-Orchester des Temeswarer Munizipalkulturhauses, Dirigent Edi Beldi, die Jahrmarkter Blaskapelle unter der Leitung von Hans Kaszner sen., das von Hans Kaszner jun. geleitete Leichtmusikorchester und das Blas-Quintett. Als Solisten treten auf: Anni Hann, Josef Pfeiffer, Hans Mathes, Magdalena und Hans Mali, Magdalena Ebner, Annemarie Schneider, Mathias Kelter, Franz Tasch, Helmuth Kaszner, Josef Stritt und Michael Funk. Die Ansage besorgen Hans Kehrer und Elisabeth Kölbl, für Regie zeichnet Horst Strasser. Karten sind täglich von 10 - 13 und 17 - 20 Uhr bei der Kasse des Kulturpalais erhältlich.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 5. Mai 1979

Donnerstag, 20. Februar 2014

Kunsthandwerk in Ingolstadt

Ausstellung bezeugt große Kunst deutscher Goldschmiede
Stadtmuseum Ingolstadt
Foto: Anton Potche
Handwerk, Halbkunst, Kunst, Kunsthandwerk? Die letzte Bezeichnung ist wohl am zutreffendsten für das Schmieden von Gold und Silber zu form- und ornamentreichen Trinkgefäßen, Monstranzen, Eßbestecken, Orden, Pokalen und vielem mehr. Eine glückliche Symbiose zwischen Kunst und Handwerk hat die an sich schon wertvollen Metalle Gold und Silber bereits im 12. Jahrhundert zu Wohlstandsbarometern der Reichen gemacht, deren Werte auch in unserer, eher nüchternen Zeit noch allzu oft als gesellschaftliche Maßstäbe empfunden werden. Im Gegensatz zu den kitschigen Auswüchsen der heute serienweise industriell angefertigten Gold- und Silberartikel bleiben Goldschmiedearbeiten der vergangenen Jahrhunderte Kunstwerke, die individuelle Kreativität und kulturgeschichtliche Elemente erfolgreich über Zeiten- und Modewenden transportieren.
Goldschmiedeausstellungen sind darum stets ein Anziehungspunkt für viele Besucher. Zurzeit zeigt das Ingolstädter Stadtmuseum "Schätze deutscher Goldschmiedekunst". Viele der 400 Objekte sind zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Großteil sind diese selten zu sehenden Leihgaben aus privatem Besitz. Unter den Ausstellungsgegenständen, die im Zeitraum 1500 bis 1920 in über 80 europäischen Städten von mehr oder weniger bekannten Goldschmieden angefertigt wurden, sind so berühmte Objekte wie der aus Schützsilber geschmiedete Adler der Breslauer Zwingerschützen aus dem Jahre 1685, aber auch Arbeiten, die im südosteuropäischen Raum entstanden sind.
Aus Kronstadt stammt der barocke Becher, der um 1680 von Michael Neustädter hergestellt wurde. Von dem Hermannstädter Goldschmied Johann Georgius Müller ist eine Kaffeekanne mit geschwungenem Holzgriff zu sehen, die um das Jahr 1800 datiert ist. Der Siedlungsraum der Donauschwaben ist durch eine Dreifußschale des Budapester Goldschmieds Josef Prandtner repräsentiert. Die Schale entstand in den Jahren 1803 / 1806.
Diese Ausstellung bezeugt den zeitlich und geographisch großen Wirkungskreis der deutschen Goldschmiede in Europa. Die Exponate aus Gold und Silber sind noch bis zum 30. August im Ingolstädter Stadtmuseum zu besichtigen.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 9. August 1992

Dienstag, 18. Februar 2014

Erfolgreiche Siebenbürgen-Tournee der Loris-Kapelle und des Schubert-Chors

KM - Temeswar. Auf Anregung des Kreisrates Temesch der deutschen Bevölkerung unternahmen die Jahrmarkter Loris-Kapelle (Dirigent Prof. Mathias Loris), das Loris-Unterhaltungsorchester, der Temeswarer Schubert-Chor (Dirigent Prof. Adrian Nucă-Bartzer) und sein Doppelquartett eine fünftägige Siebenbürgen-Tournee. Die Banater Laienkünstler traten im Kreis Sibiu in den Ortschaften Großau, Neppendorf, Schellenberg und Großscheuern vor über 2000 Zuschauern auf. Bei der Abschlussvorstellung waren zugegen Eduard Eisenburger, Vorsitzender des Rates der deutschen Bevölkerung in der Sozialistischen Republik Rumänien, Chefredakteur der KARPATENRUNDSCHAU, und Nikolaus Berwanger, stellvertretender Vorsitzender des Rates der deutschen Bevölkerung in der Sozialistischen Republik Rumänien, Chefredakteur der NEUEN BANATER ZEITUNG. Dargeboten wurden klassische und Volkslieder, Blasmusik und Schlager. Die Ansage machte Hans Kehrer. Die Darbietungen wurden überall mit Begeisterung aufgenommen und mit reichem Beifall belohnt. In unserer nächsten PIPATSCH und in der Dienstagausgabe kommen wir in ausführlichen Berichten auf die Gastspielreise zurück.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 4. Mai 1979

Donnerstag, 13. Februar 2014

Kontakte pflegen

Kulturaustausch zwischen Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen
Nachdem die Banater Schwaben aus Ingolstadt bereits 1990 Kontakte zu den Donauschwaben in Gyönk/Ungarn geknüpft hatten, streckten auch die Siebenbürger Sachsen aus der Donaustadt ihre Fühler in Richtung Ungarn aus. Über eine Annonce in der NEUE ZEITUNG / Ungarn nahm Gerhard May, der seit 1987 die nun schon seit 16 Jahren bestehende Tanzgruppe des Kreisverbandes Ingolstadt der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen leitet,. Verbindung mit der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) auf. Über diesen Verband entstand dann der Kontakt zur Tanzgruppe des donauschwäbischen Dorfes Szendehely (deutsch: Szende). Die Bezeichnung "donauschwäbisch" scheint hier unumgänglich zu sein, denn laut Gerhard May sind alle 1200 Einwohner dieses ca. 50 km nördlich von Budapest gelegenen Dorfes Deutsche oder deutscher Abstammung.
Die Siebenbürger Tanzgruppe aus Ingolstadt weilte an Ostern 1991 in Szendehely. Heuer verbrachten die zwei Tanzgruppen Ostern wieder gemeinsam, diesmal in Ingolstadt. Die aus sechs Paaren bestehende Gruppe aus Ungarn hat zwei sehr erfolgreiche Auftritte bei Osterveranstaltungen der Siebenbürger Sachsen absolviert. Ihre dynamischen Tänze, aufgebaut auf die Zeppelpolka, die immer wieder durch synkopierte Zwischenschritte mit ungarischem Temperament bestückt wurde, haben wahre Beifallsstürme bei den vielen Zuschauern hervorgerufen. Der Leiterin der Tanzgruppe, Maria Meszavos, ist es hervorragend gelungen, Volkstanzelemente zweier grundverschiedener Stilrichtungen in fürs Auge sehr angenehme Schrittkombinationen umzusetzen.
Nach jedem Auftritt , der jeweils auch von einem Tanzprogramm der Siebenbürger Tanzgruppe begleitet war, hielt der Bürgermeister von Szendehely, Ignaz Alpsachne, eine kurze Ansprache, die interessante Informationen über die Wiederbelebungsformen des donauschwäbischen Wirkens in seinem Dorf enthielt.
Einen weiteren Höhepunkt erlebten die jungen Botschafter donauschwäbischer Kultur während eines Empfangs im Ingolstädter Rathaus. Bürgermeister Hans Amler fand lobende Worte für die Grenzen überbrückende Kulturtätigkeit der Tanzgruppe aus Ungarn.
Natürlich sollen die Kontakte zwischen den Donauschwaben aus Szendehely und den Siebenbürger Sachsen aus Ingolstadt auch weiterhin gepflegt werden. Wenn im Mai 1993 die Szendehelyer das Jubiläum ihrer 240-jährigen Ortsgründung während der Theresianischen Ansiedlung (1744 - 1772) feiern, werden die Tanzpaare aus Ingolstadt natürlich den kulturellen Rahmen der Festlichkeiten mit ihren siebenbürgisch-sächsischen Trachten und Tänzen bereichern.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 21. Juni 1992


Dienstag, 11. Februar 2014

Mit Blasmusik nach Arad

hst. Temeswar. - Mit einem Musikprogramm werden das Unterhaltungsmusikorchester des Temeswarer Munizipalkulturhauses und die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle am 11. Mai um 19.30 Uhr im Vorstellungssaal der Arader Staatsphilharmonie auftreten. Das Motto der Vorstellung: "Banater Land, Heimatland - ein Konzert für Jung und Alt". Neben der Kaszner-Blasmusikkapelle werden das Lyra-Orchester des Munizipalkulturhauses unter der Leitung von Edi Beldi und das Unterhaltungsmusikquintett unter Leitung von Hans Kaszner jun. auftreten. Als Vokalsolisten wirken Anni Hann, Josef Pfeiffer, Hans Mate, Magdalena Mali, Hans Mali, Magdalena Ebner, Annemarie Schneider, Mathias Kelter, Franz Tasch, Helmut Kaszner, Josef Stritt und Michael Funk mit. Die Ansage besorgen Elisabeth Kölbl und Hans Kehrer. Regie führt Horst Strasser. Karten sind im Vorverkauf am Schalter der Arader Staatsphilharmonie täglich von 10 bis 13 sowie von 17 bis 20 Uhr erhältlich. Mit dem gleichen Programm will man noch in diesem Monat auch in Temeswarer Rosengarten auftreten.

aus NEUER WEG, Bukarest, 4. Mai 1979

Donnerstag, 6. Februar 2014

Dienstag, 4. Februar 2014

Politische Hora wäre nötig

Das politische Geschehen in Rumänien ist jetzt endgültig im Schlamm der Machtkämpfe rivalisierender Gruppen der Regierungspartei Front der Nationalen Rettung (rum. FSN) versunken. Statt sich Gedanken über Reformen zu machen, die das Land aus seiner katastrophalen Wirtschaftslage führen könnten, vergeuden die Parlamentarier ihre Zeit mit endlosen Beratungen zum Gesetz der anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahl. Der beim Amtsantritt Theodor Stolojans (Premierminister) versprochene Apriltermin hat sich längst als Aprilscherz entpuppt. Ein Wahltermin wurde bislang nicht bekanntgegeben.
Der parlamentarische Alltag in Bukarest wird vom rumänischen Kampf der Rosen (Iliescu - Roman) bestimmt. Beim Nationalkonvent der Front der Nationalen Rettung in der letzten Märzwoche sind die Gegensätze der beiden Kontrahenten, eigentlich Produkt der gleichen Zielsetzung - Kampf um die Macht -, in aller Öffentlichkeit aufeinandergeprallt. Dabei wurden von drei eingebrachten Motionen die des Roman-Flügels mit satten 64% zum Plattform-Programm der Front gewählt. Das ist ein Synonym für ein theoretisches Ausscheiden des gegenwärtigen Präsidenten Ion Iliescu aus dem Wettlauf um die Präsidentschaftskandidatur.
Der Hammer ließ nicht lange auf sich warten. Verlieren zu können, gehört nun mal zur politischen Kultur. Weil diese aber in die politischen Auseinandersetzungen der noch immer dunkelrot schillernden Front nicht eingekehrt ist, haben sich prompt einige Senatoren aus der Parlamentsfraktion der Front der Nationalen Rettung zurückgezogen und eine neue Fraktion gegründet, die den noch angeschwolleneren Namen trägt: Grupul Parlamentar Frontul Salvării Naţionale 22 Decembrie (Parlamentsfraktion der Front der Nationalen Rettung 22. Dezember). Auch in der Parlamentskammer haben sich einige alte Front-Abgeordnete zurückgezogen und sind zu der neuen Gruppe, die Iliescu als Präsidentschaftskandidat  will, übergelaufen. Somit ist die Front der Nationalen Rettung eigentlich auch als Partei auseinandergebrochen, was die Opposition in ihrem Streben um die Macht beflügeln müßte.
Leider ist der Konjunktiv hier angebracht. Die Demokratische Konvention (rum. CD) der Oppositionsparteien ist für die Parlaments- und Präsidentschaftswahl noch nicht unbedingt gesichert. Es gibt Stimmen, besonders aus den Reihen der National Liberalen Partei Radu Câmpeanus, die meinen, ein gemeinsames Agieren wäre für die Parlaments- und Präsidentschaftswahl weniger effizient als bei den erfolgreich bestandenen Kommunalwahlen. Die Banater scheinen auch in dieser Diskussion eine Vorreiterrolle übernommen zu haben. Die Temeswarer Filiale der Demokratischen Konvention hat bereits am 9. April bekanntgegeben, daß ihre bisherige Struktur für die anstehenden Legislativ- und Präsidentschaftswahlen beibehalten wird. Das heißt, die National-Liberalen bleiben hier im Konvent. Man scheint erkannt zu haben, daß die von Skandal zu Skandal schlitternde Front der Nationalen Rettung definitiv von den Regierungssitzen verdrängt werden kann. Dazu muss man allerdings mit vereinten Kräften vorgehen. Die Rumänen hatten nie mehr Grund als jetzt, sich in einer politischen Hora die Hände zu reichen, um endlich das kommunistische Gedankengut aus ihrer Gesellschaft zu verdrängen.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 24. Mai 1992