Dienstag, 22. Dezember 2015

Dienstag, 15. Dezember 2015

Wieder geputzte Hüte und Kerweisträuße im Banat

Darowa, Sackelhausen, Gottlob, Knes und Karan feierten
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mp. Temeswar. In Gottlob spielte die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle zur Kerwei auf. Die 18 Kerweipaare (allerdings ohne Tracht) wurden vom ersten Geldherrenpaar Elmar Florescu und Elfriede Krogloth und dem zweiten Geldherrenpaar Roland Hoff und Helmine Follmer angeführt. Unter dem Kerweibaum ersteigerte Egon Hoff den Rosmarein für sein Kerweimädchen Ilse Stricker. Mit viel Jux und guter Laune, für die die beiden Kerweiväter Feri Geiszer und Willi Wanzung sorgten, wurden auch Hut und Tüchl ausgelost. Die glücklichen Gewinner: Erwin Sadorf (Hut) und Elisabeth Militar (Tüchel). Beim Kegelwettbewerb um den Kerweibock fällt die Entscheidung erst heute Abend.
[...]
aus NEUER WEG, Temeswar, 04. 09 1979

Dienstag, 8. Dezember 2015

Dinkelsbühler Musikanten

Welches Vorstandsmitglied unserer landsmannschaftlichen Kreisverbände kennt und fürchtet nicht die oft sehr schwierigen Diskussionen um die Terminplanungen des nächsten Veranstaltungskalenders?  Auf diesem Ball waren heuer so und so viele Gäste. Wenn wir eine andere Musikkapelle verpflichten, kommen vielleicht mehr Leute ... Die Kapelle X ist gut, aber zu teuer ... Die Y-Band ist auch nicht schlecht ... Die ist aber auch sieben Mann stark. Da kommen wir auch unter paar Tausend nicht weg ... Und wie wär's mit den Jungs aus Musikantenstadt? ... Na die sind ja noch teurer. Da brauchst du mindestens 400 zahlende Leute, nur um die Musikkosten und GEMA-Gebühren zu decken. So können wir leicht die Vereinskasse plündern.
Ähnlich geht es oft stundenlang in den Vorstandssitzungen der Kreisverbände zu, bis man sich auf das Verpflichten einer Kapelle einigen kann. Alternativen zu unseren Banater Musikkapellen oder zu Bands, in denen Landsleute den Ton angeben, gibt es für die HOG- und Kreisverbandsvorstände aber kaum, denn man will bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen eben Landsleute auf der Bühne haben.
Josef Probst, ein Musiker (Tuba / E-Bass), der sein Handwerk in Jahrmarkt (Loris) erlernte, scheint dieses Manko erkannt zu haben. Der einst im Banat bei sehr vielen Kapellen als sogenannte "Aushilfe" begehrte und geschätzte Musiker - zwei Jahre war er auch im Orchester des Deutschen Staatstheaters Temeswar aktiv - traf 1990 den aus Neppendorf stammenden Landler Mathias Huber, ein ebenfalls begnadeter Musiker, der neben der Klarinette und dem Saxophon auch die Kunst des Arrangierens hervorragend beherrscht. Das Ergebnis dieser Bekanntschaft ist ein Tanzmusikquartett, das sowohl volkstümliche als auch moderne Unterhaltungsmusik spielt. Der Dinkelsbühler Bernhard Herzog (Trompete) und der ebenfalls aus Neppendorf kommende Josef Nutz (Akkordeon / Keyboard) vervollständigen die Gruppe, die eben von einer sehr erfolgreichen, in vielen amerikanischen Zeitungen positiv beurteilten - in der POST TRIBUNE aus Chestertone (Indiana), Auflage 300.000, sogar auf der ersten Seite - USA-Tournee zurückgekehrt ist.
Jetzt will das Quartett ihren im mittelfränkischen Raum bereits erlangten Bekanntheitsgrad erweitern, was natürlich nur mittels einer CD/MC möglich ist. Wir sind die Dinkelsbühler Musikanten heißt die neue Produktion, die besonders durch die instrumentalen Leistungen der vier Musiker gefallen kann. Natürlich sind auch gesungene Titel (Hubner & Herzog) aufgenommen. Die meisten Stücke sind Eigenkompositionen, mit der jeweiligen Dominanz des eigenen Instruments: z.B.: Tuba Schmankerl von Josef Probst.
Wer seine CD/MC-Sammlung mit einem weiteren Werk Siebenbürger/Banater Musiker erweitern will, sollte sich diese Produktion bestellen. Für unsere Verantwortlichen aus den HOG- und Kreisverbänden sind die Dinkelsbühler Musikanten allemal eine Alternative.
Kontaktadressen: Mathias Hubner, Siebenbürgenstr. 16, 91550 Dinkelsbühl, Tel.: 09851/7426 und Josef Probst, Comeniusstr. 9, 74564 Crailsheim, Tel.: 07951/22387.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. Januar 1995

Video auf YouTube

Dienstag, 1. Dezember 2015

Dienstag, 24. November 2015

Volksfeste nach altem Brauch

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Gottlob.  Bei der diesjährigen Kerwei machten 18 Paare mit, allerdings nicht in Tracht. Den Umzug führten die beiden Geldherrnpaare an: Elfriede Krogloth - Elmar Florescu bzw. Helmine Follmer - Roland Hoff. Den Strauß ersteigerte Egon Hoff für sein Mädchen Ilse Stricker. Hut und Tüchl gingen durch Losentscheid an Erwin Sadorf bzw. Elisabeth Militar. Für Musik sorgte die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle, die man gerne noch öfters im Ort hören möchte. Kerweiväter waren Feri Geiszer und Willi Wanzung. Hier dauert die Kerwei bis heute Abend, wenn auch der Gewinner des Kerweibocks ermittelt wird.
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aus NEUE BANATER ZEITUNG,  Temeswar, 4. September 1979

Dienstag, 17. November 2015

Der Schager Heimatbote "Die Temesch" tut kund

Schager Heimatbote Nr. 1 "Die Temesch"; 10 DM - zu beziehen bei Franziska Graf, Lenbachstraße 2A, 85084 Reichertshofen
"Wir versuchen, hier Wurzeln zu fassen, indem wir unser Heim mit Erinnerungsstücken aus der alten Heimat schmücken, uns mit ehemaligen Nachbarn treffen und Vergleiche suchen, die uns an die alte Heimat erinnern und sie ersetzen." Franziska Graf hat diesen Satz in der Nr. 1 des Schager Heimatboten "Die Temesch" niedergeschrieben. Daß zu den effektivsten Erinnerungsstimulationen aber besonders auch das gedruckte Wort gehört, beweist sie durch die Herausgabe dieses Schager Heimatboten, der alle zwei Jahre erscheinen soll.
Bereits die erste Nummer ist ein lesenswertes Büchlein. Man erfährt Interessantes über die Schager Geschichte - Franziska Graf scheut selbst eine Gegendarstellung zu einer ortsgeschichtlichen Dokumentation des kompetenten Banatexperten Luzian Geier nicht -, bekommt Kostproben Schager Mundart aufgetischt, fühlt sich durch das "Drei-König-Singen in die gute alte Zeit versetzt, betrachtet die vielen, sehr gut gelungenen Photoreproduktionen, wundert sich (oder auch nicht) über die neuen Verhältnisse in Schag - diese Neuigkeiten kann man sogar in rumänischer Originalfassung lesen (eine hervorragende Idee der Herausgeberin) - und man kann sich an vielen Gedichten von Autorinnen und Autoren aus dem Banat erfreuen. Natürlich kommt auch das Schager HOG-Leben in Deutschland sowohl in Wort als auch in Bild nicht zu kurz.
Und hat man die 80 Seiten durchgelesen und betrachtet, dann fällt einem erst auf, daß keine einzige der Werbung zum Opfer gefallen ist. Diese Erkenntnis berührt einen angenehm, erlaubt sie doch einerseits den Vergleich mit teils noch reklameverschonten Kulturkanälen unserer Fernsehlandschaft und verweist andererseits auf die nur von selbstlosem Idealismus hervorrufbare finanzielle Risikobereitschaft, die die Herausgeberin mit dieser Veröffentlichung an den Tag legt.
Wen die Kunde des Schager Heimatboten erreicht, der besitzt ein "Erinnerungsstück" an eine Menge Schag, etwas Temesch, einen Hauch Banat und viel, viel alte Heimat.
                                                                                                        Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 1./8. Januar 1995

Dienstag, 10. November 2015

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 66

Alter geht vor, Vatter schieb du de Woon in de Schopp.

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 3. November 2015

Kirchweih im deutschen Dorf Jahrmarkt im rumänischen Banat

Stimmungsbericht aus der Sicht eines "reichsdeutschen" Touristen
Schon früh lastet eine Hitzeglocke über dem Dorf - einem noch fast deutschen Dorf. Nur einige Rumänen wurden in Randbebauungen und in durch Auswanderung freigewordene Häuser bisher angesiedelt.
Ein altes Auto fährt staubaufwirbelnd die breite, teils unbefestigte Dorfstraße entlang und scheucht einige Gänsescharen auf, welche sich unter schattigen Bäumen im grasigen Angerstreifen rechts und links niedergelegt hatten.
Alle von Deutschen bewohnten Häuser sind frisch gestrichen. Farbig abgesetzt sind die Fenstereinfassungen und Gesimsgurte. Alle im gleichen Baustil errichteten Häuser reihen sich mit dem Giebel nach vorne, entlang der Straße.
Nur lange, schmale Hausparzellen von max. 500 qm blieben von der Enteignung verschont. Der hintere Teil ist zur Selbstversorgung als Feld- oder Gemüsegarten bebaut. Hier scharren einige Hühner, die im rückwärtigen Gebäudeteil im angebauten Holz- und Geräteschuppen untergebracht sind, und hier befindet sich das notwendige "Häusle" mit Herz. In der Mitte des Hofes steht der Ziehbrunnen, dessen Wasser aber zum Trinken nicht mehr benutzt werden darf. Man betritt durchs Straßentor und vorbei an Vorgarten mit Blumen und Rebstöcken den Mittelteil des Langhauses über einen längsverlaufenden, teils offenen, teils geschlossenen Gang unter dem vorgezogenen Dach.
Hier atmet noch Vergangenheit; von alten, auf dem Dachboden abgestellten Gerätschaften wurde erst kürzlich ein Dorfmuseum eingerichtet.
Alle Zimmer sind hintereinander angeordnet. Gußeiserner Ofen, hohe Bettgestelle mit noch höheren Daunenbetten, bedeckt mit buntbestickter Brokatdecke, Klöppeldeckchen auf barockartig geschwungenem Nußbaumschrank, ovale alte Fotografien und Drucke mit Engeln im Paradies an der Wand.
Hier werden die letzten Vorbereitungen getroffen für den größten Feiertag im Jahr, die Kerweih, wie es in schwäbischer Mundart heißt. Die letzten Kartoffeln werden geschält, Hähnchen und Fleisch vorgebraten und im tieferliegenden Vorratsraum auf kühlem Lehmboden gelagert; und es werden die letzten Verzierungen gespritzt auf die berühmten "Mehlspeis"-Plätzchen und Gebäckschnitten aus verschiedenen Lagen mit Zuckerguß, Creme und Nußsplitter.
Lange ist dafür gespart und sind die Vorbereitungen getroffen worden. Die jetzige Großeltern-Generation mit 80 Jahren möchte besonders an diesem Tage die Angehörigen um sich haben zum Essen und Trinken, Tratschen über die heutige Jugend und Erzählen von früher.
Und während einige Frauen mit Blumen aus den Vorgärten den Kirchaltar schmücken, eine andere am Straßenhydranten einen Eimer Wasser holt - denn seit kurzem braucht man nicht mehr bis zum 300 m entfernten Dorfbrunnen -, der Mittagsbus noch einige Bewohner mit den letzten Lebensmitteln aus der Stadt zurückbringt, ertönt von fern Blasmusik. Die Kirchweihbuben haben sich beim Vortänzer versammelt und marschieren im offenen weißen Hemd, mit einer Weinflasche bewaffnet, wie junge Wölfe heulend, durch die Dorfstraßen.
Es sind jeweils mit ca. 19 Jahren die Jahrgänge vor der Militäreinberufung. Beim Kulturhaus wird der Bürgermeister durch einen symbolischen Schluck Wein zur Teilnahme eingeladen und das erste gespendete Geld eingesammelt. Dieses wiederholt sich dann von Haus zu Haus. Niemand schließt sich trotz herrschender Armut aus, jeder trinkt ein Glas, wünscht Glück und Gottes Segen und gibt sein Scherflein. Mit diesem gesammelten Geld werden gemeinschaftlich alle Ausgaben, einschließlich die der Musikkapelle, bestritten. Von zwei Musikkapellen wird die Dorfjugend in zwei Gruppen mit zwei Gottesdiensten gespalten. Wenn es doch nur auf anderen Gebieten auch so eine Konkurrenz gäbe!
Und während die Buben am Vorabend wie bei einem Polterabend den Abschied vom Junggesellenleben feiern, müssen die Mädel im Haus helfen, nochmal die acht Unter- und Überröcke der Tracht aus gestärkten Leinen und Kunstseide mit Plisseefalten bügeln und weitere Vorbereitungen treffen für den großen kommenden Tag.
Hier zeigt sich schon der Unterschied der emanzipierten Frau bei uns und dem traditionsbehafteten Mann-Frau-Verhältnis in den deutsch-rumänischen Dörfern, wo nicht nur äußerlich die Zeit seit 1750 stehengeblieben zu sein scheint. Hier wird das "Mädle" noch "hoffiert" vom Buben, wird gefragt, vielleicht auch nachgeholfen von Eltern oder Großeltern; hier gilt man mit 15 als erste Kirchweihpartnerin so gut wie verlobt und ein harmloses Ausgehen während der zweijährigen Dienstzeit des Freundes gilt in den Augen der älteren Generation fast als Ehebruch - oder richtiger als Treuevergehen, denn die Jugend ist doch etwas moderner in der Denkungsweise geworden. Eine gemischt deutsch-rumänische Freundschaft oder gar Ehe ist jedoch auf dem Dorf noch immer undenkbar.
Ca. drei Monatsgehälter läßt sich der Vater eines Mädels die Kirchweih kosten, Höchstens zweimal wird die Tracht angezogen, dann für die Geschwister aufbewahrt oder verkauft. Aus der Überlieferung und nach alten Bildern werden Röcke, Leibchen und Überwürfe genäht und in langen Abenden bestickt.
Fast eine Stunde dauert das Anziehen und ist ohne Hilfe gar nicht möglich. Trotz der Begeisterung und Freude ist es eine Tortur, in der Hitze, mit Schnüren eingezwängt, den Tag zu überstehen - ohne zu trinken -, denn ein Hinsetzen, auch auf der Toilette, ist wegen der steifen Röcke nicht möglich.
Früh schon beginnt der Tag. Wieder sammeln sich die Buben beim Vortänzer, die Mädel bei der Vortänzerin, und unter Trommeln und Blasmusik werden sie abgeholt. In farbiger Tracht geht es im Gleichschritt paarweise zur Kirche - angeführt vom Vortänzerpaar, mit buntgeschmücktem Strauß aus Rosmarin, welcher symbolisch in der Kirche vor dem Altar geweiht wird mit folgendem Spruch: "Jesus Christus, hochwürdiger Herr Pfarrer, verehrte Kirchweihgäste! / Ich trete heute als Sprecherin hervor / aus dieser Jugend fröhlichem Chor. / Im Namen der festlichen, schmucken Schar, / nämlich dieser 17 jungen Kirchweihpaar' / möchte ich Euch alle zu Beginn ein Wort des Grußes sagen, / an diesem schönsten unserer Feiertage. / Wir feiern doch heute unser Kirchweihfest, / so wie es bei uns Brauch war vor 247 Jahren bis jetzt. / Denn der Kirchweihfeste Sinn / ich Euch heute wieder künden will. / Und das erste, was ich Euch sagen will, ist: / Ich trage den Kirchweihstrauß in der Hand, / geschmückt mit Seide und farbigem Band. / Und fragst Du, warum denn der Strauß aus Rosmarein, / nun - er ist der Schwaben Heimatblümelein. / Er ist uns Bekenntnis unserer treuen schwäbischen Art, / wie er auch unserer Väter, Großväter und Ahnen war. / Er ist uns Mahnzeichen zu unserem schwäbischen Erbe auch, / zu Fleiß und Ehrlichkeit, zu Ordnung und Brauch. / Und das zweite, was ich Euch künden will, ist: / Wir stehen jetzt in unserem Gotteshaus, / in dem auch unsere Väter gingen ein und aus. / Ihnen war diese Kirche wertvolles Gottesgeschenk, / und wir rufen uns heute zu: nachgeborenes Schwabenkind gedenk: / Auch Du sollst in ihr bewußt zu Deiner Kirche stehen, / daß sie Dir Heimat ist und Gotteslehen, / daß sie Dir Mutter ist in all Deinen Tagen, / das soll Dir erneut diese Kirchweihstunde sagen."
Nach dem Gottesdienst geht es nocheinmal durch ein Spalier der Bewohner. Festlich gekleidet sind alle, besonders die Alten: in schwarzem Anzug und großem breitrandigen Hut bzw. dunklen Röcken, Leibchen, Blusen, Schulter- und Kopftüchern die Omas.
Schon während des Wartens gab es das erste Wiedersehen mit lange nicht gesehenen Bekannten, ein Erzählen, wer wohl das schönste Paar sei, daß die Kathi von Josch ein Kind bekommt, daß der Schmidt Josef seinen Paß "kriegt hat", daß aus dem Nachbardorf wieder einer spurlos verschwunden ist - und vieles mehr.
Aber auch die neuesten weltpolitischen Nachrichten, welche von der Deutschen Welle ausgestrahlt wurden, werden kommentiert.
Und während die Frauen bangend um die viele Arbeit mit dem guten Essen auf pünktliche Heimkehr der Männer warten, stehen diese erzählend in Gruppen zusammen oder gehen zu verschiedenen Nachbarn oder entfernten, lange nicht gesehenen Verwandten auf einen Gruß, ein Wort, einen Schwatz bei einem oder mehreren Glas Wein.
Ganz besonders herzlich und wissensdurstig wird man empfangen, wenn man sich, ohne verwandtschaftliche Bindung aus dem "Reich" kommend, interessiert zeigt an den überlieferten Bräuchen und der jetzigen ungeschminkten Lebensweise.
Bei der Kirchweih merkt man allerdings nicht viel von den Entbehrungen , denn schon länger vorher sind entsprechende Vorräte eingekauft worden. Und sogar Flaschenbier und einen Bratwurststand gibt es, wenn am Nachmittag die Paare im Saal des Kulturhauses und auf einem Podest im Park Polka tanzen unter den kritischen Blicken der ringsum sitzenden Anverwandten.
So vergeht mit Tanzen, Erzählen, Essen und Trinken der Tag, der so viel Vorbereitungen kostete, mit unbeschwerter Freude für die Jugend und Rückbesinnung der Alten auf die Vergangenheit und die schlimmen Nachkriegsjahre. In richtiger Bier- und Zuikalaune werden nicht nur Volkslieder , sondern auch Soldatenmärsche gesungen.
Das ist eine Freiheit - mehr Narrenfreiheit -, die von der Miliz eingeräumt wird. Dieses ist die unbewältigte Vergangenheit der älteren Generation, doch die Bewältigung der Zukunft wird der Jugend nur dann gelingen, wenn sie und alle Deutschen im Banat und in Siebenbürgen nicht vergessen und möglichst aktiver als bisher seitens der Bundesregierung unterstützt werden.
Harald Jäger


aus DER DONAUSCHWABE / Aalen, September 1979

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Dienstag, 27. Oktober 2015

Vom Hobel zur Feder

 Tischlermeister Peter Oberle wurde 70
67.206 neue Buchtitel wurden 1993 in Deutschland vorgestellt. Wer traut sich bei diesem unüberschaubaren Angebot überhaupt noch zu schreiben? Milliarden Bücher füllen die Regale der Buchhandlungen, Bibliotheken und Haushalte. Wer soll die alle lesen? Das schafft selbst ein Volk der Dichter und Denker, wie andere die Deutschen nennen, nicht. Und trotzdem gibt es Menschen, die immer wieder zur Feder greifen und von der Erinnerung preisgegebene Erlebnisse in einem Heft oder auf losen Blättern festhalten. Irgendwann bringt der eine oder andere dann ein davon angefertigtes Manuskript in eine Buchdruckerei und beschenkt die Familie schließlich mit einem leinengebundenen Werk, das in der Regel den Titel Erinnerungen trägt. Ein solches Buch wird herumgereicht, gelesen und diskutiert, um dann wie eine Reliquie als Familienvermächtnis nicht nur Generationen, sondern vor allem viele der Jahr für Jahr im Buchhandel auftauchenden Neuerscheinungen zu überleben.
Peter Oberle ist einer dieser Menschen, die davon überzeugt sind, daß zukünftige Generationen den Sinn ihres Daseins nur dann bewußt wahrnehmen können, wenn sie auch ihre Wurzeln kennen. Daß dies für eine vom Schicksal so gebeutelte Volksgemeinschaft wie die der Banater Schwaben besonders gilt, untermalen seine Erinnerungen in nostalgischen, ernsten, lustigen, nachdenklich stimmenden, aber nie nach Abrechnung lüsterne Bildern, die durch die bewegte europäische Geschichte unseres Jahrhunderts führen.
Am 27. November 1994 wurde Peter Oberle 70 Jahre alt. Sein Lebensweg begann in der Höniggasse in den Temeswarer Weingärten. Von Jahrmarkt aus, wo er bei kinderlosen Verwandten seine Jugend- und Lehrzeit verbrachte, zog er in den Krieg, während dessen Verlauf und der folgenden russischen Gefangenschaft er zwangsläufig weite Teile Europas und Vorderasiens, von Breslau bis zum Fuße des Ararats (Kaukasus) kennenlernen mußte. In der "epoca luminii" leitete der zum Meister aufgestiegene Tischler die Jahrmarkter Tischlerei, ein Unternehmen - man mag es heute wohl als Wunder betrachten -, das bis in die siebziger Jahre mit einer rein schwäbischen Belegschaft (40 Angestellte) arbeitete. Es war nicht nur die Arbeit, deretwegen die "Tischlerei" für die Jahrmarkter so wichtig war, es waren vor allem die gesellschaftlichen Impulse, die von diesem Kollektiv ausgingen. Die Idee, Konzeption und auch Ausführung des Jahrmarkter Strandes zum Beispiel war keineswegs eine Errungenschaft des Sozialismus, sondern eine Gesamtleistung der Jahrmarkter Schwaben und ganz besonders der "Tischlereimannschaft" unter der Leitung Peter Oberles.
Jetzt hat der am Fuße der Achalm (Reutlingen) lebende Jubilar seine Erinnerungen niedergeschrieben, "daß mal meine Kinder, die ja mit all dem nichts zu tun hatten und jetzt hier in Deutschland leben, einmal wissen, von wo sie herkommen, wer ihre Vorfahren waren und wie sie gelebt haben", wie er im Vorwort festhält. Man kann Peter Oberle zu seinem Geburtstag neben der Gesundheit nur wissensdurstige Enkel wünschen.
                                                                                                 Anton Potche

aus BANATER POST, München,       
10. Dezember 1994

Dienstag, 20. Oktober 2015

Dienstag, 13. Oktober 2015

Abghol in Johrmark beim Pipatsch-Pokal

Dene schwarze Männer do un ihrem Schreiwer (in weiß) han mirs aach zu verdanke, dass die Buwe am Sunntach in Johrmark hart gspielt, awer net geraaft han.  Natierlich hats aach desmolrum paar Drucker gen, die wu net grad zufriede ware, awer wu uf dere Welt sin alli Zuschauer mitm Richter zufriede? Sicher nirgens! Mir vun de Pipatsch-Redaktion bedanke uns uf jede Fall bei dene Pheifemänner un rote ehne: pheift halt uf alli Drucker, die wu nor staliere kenne un immer pheife! 
So wie uf dem Bild do, des wu mei Kulleger, de Wittmann Dazi, abghol hat, han die Strandmusikante - in Johrmark werd nämlich uf eem scheene Strand Handballa gspielt - beim sexte Pipatsch-Pokal um e Zeit ausgschaut. Schuld dran war awer nor die heißi Sunn uns kalti Bier. 
Wie mir vun de Pipatsch-Redaktion dem jungi Mann do e große holzene Kambl gschenkt han, weil er de Handballer mit de längschti Frisur war, soll angeblich jemand gebrummt han: "Ich men, den han se erscht vum Kreiz runerghol!"
'm B. s. N.

aus NEUE BANATER ZEITUNG / PIPATSCH, Temeswar,
2. September 1979

Dienstag, 6. Oktober 2015

Jahrmarkter Jahrgangstreffen

Jahrmarkter Jahrgang 1924
mit Lebenspartnerinnen
und -partnern
"[...]Ich möchte es nicht versäumen, in unserer Mitte einige Kameraden zu begrüßen, welche von manchen von uns seit 51 Jahren nicht mehr gesehen wurden. Es sind dies Geier Paul, der den Weg aus Amerika zu uns gefunden hat, und Bozneac, unser Lasi, der von Rumänien zu uns gekommen ist. [...] Nach Zeitzeugenaussagen der noch lebenden Achtzig- bis Neunzigjährigen war das Jahr 1924 ein gutes und gesegnetes Jahr. Es gab 100 Geburten. Im Säuglingsalter lichteten sich bereits die Reihen. Bis zum 7. Lebensjahr, dem Jahr der Einschulung, waren es noch 81 Kinder. Schließlich kam die Verschleppung und Vertreibung. Dies bewirkte, daß sich die Zahl unserer Kameradinnen und Kameraden wieder verminderte. [...]"
Jahrmarkter Jahrgang 1924
27 von den noch lebenden 53 Jahrmarktern des Jahrgangs 1924 erhoben sich nach diesen Begrüßungsworten des Veranstalters Josef Kronenberger und lauschten ergriffen der Melodie Ich hatte einen Kameraden, die von dem aus Jahrmarkt angereisten Ladislau Bozneac (Lasi) auf der Trompete vorgetragen wurde. Es waren bestimmt die bewegendsten Augenblicke dieses Jubiläumstreffens am 17. September 1994 in Ingolstadt, aber es waren zum Glück auch diesmal nur Augenblicke, in denen Tränen die Last erlebter Schicksalsschläge erträglich machen mußten. 
v.l.: Jupp Hühnerbein, ... ...,
Hans Maltry, Ladislau Bozneac
Als Übergang zum geselligen Teil der Veranstaltung überbrachte Anna Loris die Grüße des Vorsitzenden der HOG Jahrmarkt Hans Frombach und las die Briefe jener vor, die gerne gekommen wären. Dann legten die drei Seniorenmusiker unter der Leitung des Jahrmarkters Hans Maltry (72) sich so richtig ins Zeug und spätestens als Wirt und Wirtin des Gasthauses "Peter" selbst das Tanzbein schwangen und sich unter den siebzigjährigen Jahrmarktern so richtig wohlfühlten, war klar, daß Banater und bayerische Lebensfreuden viel gemeinsam haben.
Die Kirchenuhr schlug bereits die erste Stunde des neuen Tages, als die letzten Jubilare das gelungene Jahrgangstreffen mit dem festen Vorsatz, in fünf Jahren wieder dabei zu sein, verließen.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 10. Dezember 1994

Dienstag, 29. September 2015

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 64

Alles in Ordnung, norr nicks uf'm Platz.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 22. September 2015

Ehrengäste und "Bockkellner"

Weitere Kerweifeste im Banat
[...]
Teremia Mică. Ein gelungenes Kerweifest mit vielen Gästen gab es auch in Teremia Mică, wo die 16 Teilnehmerpaare von Richard Keller mit Edelgard Schordie und Herbert Ferling mit Rita Pitschu angeführt wurden. Den Rosmareinstrauß überreichte Siegfried Mathias seiner Frau Erika. Den Hut und das Tuch gewann Josef Buschbacher, den Kochlöffel erhielt Martin Müller. Für gute Stimmung sorgte die Jahrmarkter Kaszner-Kapelle. Kerweivater war diesmal Josef Mathes und "Bockkellner" Alfred Frank. mv

[...]
aus NEUER WEG / Temeswar, 29. August 1979

Dienstag, 15. September 2015

Verdienstvolle Arbeit

 Ehrungen für langjähriges Musizieren
Die Stadtkapelle Dinkelsbühl gestaltet seit 25 Jahren ein Frühlingskonzert im großen Saal der "Schranne". Musikdirektor Adolf Daeschler hatte für das diesjährige Jubiläumskonzert (April) ein sehr anspruchsvolles Konzertprogramm ausgewählt, das die 25 Musiker unter seiner Stabführung mit Bravour absolvierten, galt es doch, auch dem Dirigenten zu dessen 25jähriger Tätigkeit als Orchesterleiter eine besondere Freude zu bereiten.
Werke von Richard Strauss, Anton Dvorák, Leon Jessel, Albert W. Kételbey, Ernst Urbach, Johannes Evert, J. F. Nýdl, Willi Löffler, Hans Kolditz, Ernst Tuschla und Ferenc Aszodi wurden mit viel Gespür für dynamische Spannungen und mit der Amateurmusikern eigenen Begeisterung vorgetragen. Die dem Blasorchester mit anhaltendem Applaus abverlangten Zugaben bewogen dann den Dirigenten, seinen eigenen Marsch Gruß an Dinkslsbühl zu dirigieren. Dieser temperamentvolle und in dem Triothema doch fast lieblich anmutende Marsch paßte so richtig zum Bundesehrenzeichen in Gold, das dem Dirigenten, Musikdirektor Adolf Deaschler, für seine verdienstvolle Kulturarbeit in Dinkelsbühl bei diesem Jubiläumskonzert vom Norbayerischen Musikbund verliehen wurde.
Viele Musiker der Dinkelsbühler Stadtkapelle erhielten Ehrennadeln für ihre langjährige Musiktätigkeit. Dabei wurde nicht nur ihr Mitwirken in dieser Kapelle, sondern ihre jeweilige musikalische Gesamtlaufbahn berücksichtigt. Unter den Geehrten befanden sich auch vier Musiker aus Siebenbürgen und dem Banat. Bernhard Huber (Neppendorf/Siebenbürgen) erhielt eine Urkunde und die Ehrennadel in Bronze für zehnjährige Musiktätigkeit. Sein Vater, Mathias Huber, durfte sich über die Ehrennadel in Gold freuen. Mit Gold für 30-jährige Musiktätigkeit wurde auch der Jahrmarkter (Banat) Franz Tasch ausgezeichnet. Seinem Bruder, Peter Tasch, wurde für 20 Musikjahre die Ehrennadel in Silber angeheftet. Alle vier aus Rumänien ausgesiedelte und im Raum Dinkelsbühl seßhaft gewordene Musiker spielen Klarinette und Saxophon und sind seit einigen Jahren eine anerkannte Bereicherung für diesen hervorragenden Klangkörper.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 20. November 1994

Dienstag, 8. September 2015

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 63

Alles hot e Enn, norr de Worscht hot zwaa.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 1. September 2015

Blasmusik auf den Dorfstraßen

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Kaszner-Kapelle in Kleintermin
links stehend: Hans Kaszner sen.
Kleintermin. Das traditionelle Kerweifest begann diesmal bereits Freitag, als die Jungen mit dem "Kerweiwaan", gezogen von vier geschmückten Rossen, im Dorf Wein sammelten. Unter den Klängen der Jahrmarkter Kaszner-Kapelle luden die Jungen am Samstagnachmittag die Ehrengäste ein. Sonntagvormittag wurden Strauß und Kerweibock abgeholt, wonach die 16 Paare bis zum "Sportplatz" marschierten, um die Lokalelf Fortuna im Meisterschaftsspiel gegen Gottlob anzufeuern. Die Kleinterminer gewannen 5:1. Höhepunkt des Festes war am Sonntagnachmittag, als die Geldherren Richard Keller mit Edelgard Schordie und Herbert Ferling mit Rita Piciu unter dem "Kerweibaam" vor zahlreichen Gästen die Sprüche vortrugen und der von Monika Winkfein geschmückte Rosmarinstrauß sowie der Kochlöffel versteigert wurden. Den Strauß ersteigerte der frischgebackene Ehemann Siegfried Mathias für seine Frau Erika, der Kochlöffel ging an Martin Müller. Für die Verlosung von Hut und Tuch zog der vierjährige Elmar Buschbacher den Zettel und sein Großvater Josef Buschbacher wurde glücklicher Gewinner. Favoriten auf der Kegelbahn waren Roland Winkfein und Siegfried Mathias, beide mit jeweils über 40 Stechern. Bockkellner war Alfred Frank, Kerweivater Josef Mathes.
[...]
aus NEUE BANATER ZEITUNG / Temeswar, 28. August 1979

Dienstag, 25. August 2015

Ergänzung und Fortführung

Schag an der Temesch
Heimatbücher überliefern ortsgebundene Daten, die das Werden und Vergehen einer Dorf- oder Stadtgemeinschaft mit dem Blick auf hoffentlich wissensdurstige Nachfolgegenerationen in Wort und Bild festhalten. Ihr jeweiliges Erscheinen wird von einem interessierten, meist in irgendeiner Weise vom Inhalt direkt betroffenen Leserkreis mit Dankbarkeit aufgenommen. Dann verschwinden diese Bücher aber oft in Schubladen oder schmücken bestenfalls Wohnzimmervitrinen, während die in ihnen vermittelten Informationen immer mehr zu Geschichte werden. Darum kann ein Heimatbuch nur bedingt das Zusammengehörigkeitsgefühl einer Gemeinschaft, und zwar für einen kurzen Zeitraum (Vertriebszeit des Buches), anregen. Dieses Manko scheinen in letzter Zeit immer mehr Heimatortsgemeinschaften erkannt zu haben, was dazu führt, daß beim Erscheinen eines Heimatbuches oft auch das Entstehen einer Broschüre folgt, die periodisch über die zumindest gedanklich noch intakte Gemeinschaft berichtet.
Jüngst ist die Nr. 1 des Schager Heimatbote[n] Die Temesch erschienen. Das 80 Seiten umfassende Büchlein liest sich wie ein Heimatbuch in Miniatur. Sehr abwechslungsreich gestaltet, transportiert es sowohl aktuelle HOG-Informationen, Geschichte, Literatur (Katharina Ochsenfeld-Mallinger, Gretl Eipert, Gertrud von den Brincken, Max Moltke, Peter Jung, Hüpfl Hans, Johann Szimits) als auch hervorragendes Bildmaterial in Schwarz-Weiß, und das alles auf blütenweißem, chlorfreiem Bilderdruckpapier. Für die Gestaltung des gehefteten Büchleins zeichnet Franziska Graf. Es ist diesem Werk anzumerken, daß die Herausgeberin mit viel Idealismus bei der Sache war. Bar jeglichen Selbstdarstellungsbedürfnisses verkündet Franziska Graf im Geleitwort: "Dieser Heimatbote soll alle zwei Jahre wie ein Stück alte Heimat zu uns kommen. [...] Jeder kann seine Erinnerungen aus Schag beschreiben und seine Eindrücke aus der neuen Heimat. Wir wollen über unsere Landsleute berichten, die in der ganzen Welt zerstreut sind, aber auch über jene, die noch in Schag leben und somit die Verbindung unserer Dorfgemeinschaft aufrechterhalten."
Daß man die Brücke nach Schag solange wie möglich begehbar halten will, kommt auch in der Preisgestaltung des Büchleins zum Ausdruck: 10 DM, wovon zwei Mark den in Schag verbliebenen Deutschen zugute kommen.
Der Schager Heimatbote Die Temesch Nr. 1 kann bei folgender Anschrift bestellt werden: Franziska Graf, Lenbachstr. 2A, 85084 Reichertshofen.

Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. November 1994

Dienstag, 18. August 2015

Dienstag, 11. August 2015

Temescher Laienkünstler ausgezeichnet

Preise für Schubert-Chor und Jahrmarkter Blaskapelle

mp. Temeswar.  - Bei der Landesphase der zweiten Auflage des Landesfestivals "Cîntarea României" wurden zahlreiche Laienkunstformationen und Amateurkunstschaffende ausgezeichnet - je einen ersten Preis vergab die Jury u. a. auch an die rumänische Abteilung des Lugoscher Volkstheaters, die, wie bereits berichtet, mit dem Kehrer-Stück Narrenbrot aufgetreten ist. Preisträger des Wettbewerbs ist ferner das Unterhaltungsmusikorchester des Billeder Kulturhauses.
Preisgekrönt wurden auch zahlreiche deutschsprachige Formationen des Kreises. Je einen zweiten Preis erhielten der Temeswarer Schubert-Chor, die Folk-Sängerinnen Ramona Nauy und Irmgqard Holzinger aus Lowrin, die Solistin Prof. Helga Mayer (Flöte) von der Lugoscher Volkskunstschule. Dritte Preise gingen an die Blaskapelle aus Jahrmarkt (Dirigent Prof. Mathias Loris), das Orchester Lira des Temeswarer Munizipalkulturhauses (Dirigent Edi Beldi), den Holzschnitzer Peter Berberich aus Jimbolia, die Volkskunstschöpferin  Elisabeth Molitor aus Neupetsch, den Komponisten Josef Klein, aus Temeswar, die schwäbische Tanzgruppe aus Teremia Mare, das Folkloreensemble aus Großsanktnikolaus sowie an die Fotografen Robert Moser und Rudolf Sandor. Die Theatergruppe aus Neupetsch, die ebenfalls mit dem Stück Narrenbrot von Hans Kehrer aufgetreten ist, sowie die Gedichtmontage in schwäbischer Mundart, mit der sich das Lowriner Kulturheim am Festival beteiligte, erhielten jeweils einen vierten Platz. Im Wettbewerb der Kulturschaffenden und Berufskünstler wurden Nikolaus Berwanger ein erster Preis für Lyrik und der Solistin Ingrid Szirovatka (Klavier) von der Temeswarer Philharmonie ein zweiter Preis zugesprochen. 

aus NEUER WEG / Bukarest, 26. August 1979

Dienstag, 4. August 2015

Früchte banatschwäbischer Blasmusiktradition

Der Rezensent eines Buches richtet sein Augenmerk in der Regel sowohl auf den Autor als auch auf den Inhalt des Werkes. bei der kritischen Betrachtung eines musikalischen Mediumproduktes (CD + MC) werden neben dem Komponisten und seinem Werk gewöhnlich auch die genutzten technischen und personellen Mittel sowie die musikalische Leitung (Dirigent) unter die Lupe genommen. Hört man sich die neueste CD von Michael Klostermann und seine[n] Musikanten, Freu Dich des Lebens, an und versucht, das vorgelegte Blasmusikwerk nach den obigen fünf Kriterien zu analysieren, so kann man viel Erfreuliches feststellen.
1. + 2.) Es ist ein gewagtes Unterfangen, eine CD mit einem rein instrumentalen Blasmusikrepertoire zu bespielen. Beim ersten oberflächlichen Hinhören vermißt man die bisher gewohnten Gesangseinlagen, was vorschnell zu Eintönigkeitseindrücken verleiten kann. Dann sollte man sich aber doch die Zeit nehmen und die CD noch mal in Ruhe - so wie man es ja mit einer Klassikaufnahme auch tut - anhören. Herrliche Blasmusikphantasien, die ganz locker, wie in ein flatterndes Sommerkleid, in böhmisch anmutende Walzer- und Polkarhythmen gekleidet sind, beleben diesen Tonträger. Neun der zwölf Titel stammen aus der Feder des unermüdlichen, aus Neuarad kommenden Blasmusikkomponisten Franz Watz. Zwei Kompositionen steuert der in Königsgnad / Banater Bergland geborene Günther Friedmann bei.
Natürlich ist es reine Geschmackssache, welchen Titel der jeweilige Blasmusikliebhaber zu seinem Hit erklärt. Die Klarinettenperlen werden aber bestimmt als Blasmusikschmankerl genossen werden und Goldene Posaunen können nicht nur zuhörende Posaunisten ins Schwärmen bringen.
3. + 4. + 5.) Die schweizerische MITROPA Musik AG hat mit dieser CD eine bemerkenswerte tontechnische Leistung vollbracht. Sicherlich kann ein guter Toningenieur sein Wissen nur in hervorragende Musiker investieren, und die hat Michael Klostermann auch für diese Compact Disc wieder mal aufgeboten.
Von den 22 Musikern kommen zwei aus Deutschbentschek und drei aus Jahrmarkt. Zeugt das Wirken der Banater Musiker in dieser im deutschen Sprachraum sehr bekannten Blaskapelle von ihrem jeweiligen instrumentalen Einzelkönnen, so verdienen die musikpädagogischen Tätigkeiten dieser Männer es, zumindest erwähnt zu werden, legen sie doch ein beredtes Zeugnis von der guten Blasmusikschule der Banater Schwaben ab.
v. l.: Nikolaus Loris, Wilfried Bernath,
Michael Klostermann,
Alfred Sutter, Peter Esser,
Mathias Loris
Der Jahrmarkter Nikolaus Loris hat sich als wahrhaftiger Lorisschüler - Mathias Loris war sein Lehrer (kein Verwandtschaftsverhältnis) - der Blas- und Tanzmusik verschrieben. Bei Klostermann bläst er das Flügelhorn, bei Phönix die Trompete und im Raum Karlsruhe gibt er sein Können vielen Schülern weiter.
Die Klarinette ist Wilfried Bernaths Hauptinstrument. Der Musiklehrer unterrichtet an der Kreismusikschule Kaiserslautern und leitet den Idar-Obersteiner Musiverein sowie das Schwabenecho. Die Blasmusik begann er schon als Kind in Deutschbentschek zu lieben.
Der Tubist Alfred Sutter (Deutschbentschek) musizierte einst im Temeswarer Philharmonieorchester und erfreute viele Schwabenherzen mit seinen Hecke- und Heidemusikanten. Heute ist er Lehrer an der Bläserschule Aalen und Dirigent des Musivereins Westhausen.
Peter Esser (Jahrmarkt) leitet mehrere Musikvereine im Raum Pforzheim. Sein Hauptinstrument ist die Posaune. Auch er war wie seine vier Banater Kollegen Schüler des Temeswarer Musiklyzeums Ion Vidu.
Der Trompeter Mathias Loris hat mit seiner Jahrmarkter Blaskapelle Banater Musikgeschichte geschrieben. Heute lehrt er an der Musikschule Ludwigshafen, dirigiert den Katholischen Musikverein Osthofen und zeichnet für die musikalische Leitung der Donauschwäbischen Musikanten.
Michael Klostermanns Blaskapelle wird heuer zehn Jahre alt. Schon bei ihrem ersten großen Erfolg (Preisträger des 6. Internationalen Treffens der Blaskapellen in Prag, 1986) waren Banater Schwaben mit von der Partie. Die Liebe zur böhmischen Blasmusik - die sich mehr und mehr  zu einer banatschwäbischen Domäne entwickelt - führen Michael Klostermann und Banater Musiker immer wieder zusammen. So braucht uns ums Überleben unserer böhmischen Blasmusik auch nicht bange sein.
Wer die neueste CD von Michael Klostermann und seine[n] Musikanten nicht im Handel vorfindet, kann sie auch über folgende Adresse anfordern: Michael Klostermann und seine Musikanten, Kirner Straße 7, 55606 Hochstetten/Dhaun, tel.: 06752/2426.                                                                                                                                                                       Anton Potche
aus BANATER POST, München, 20. September 1994



Dienstag, 28. Juli 2015

Dienstag, 21. Juli 2015

Preise für künstlerisches Schaffen

178 Temescher Teilnehmer am Landesfestival 
"CÎNTAREA ROMÂNIEI" wurden ausgezeichnet
Das vom Generalsekretär der Partei, Genossen Nicolae Ceauşescu, angeregte Landesfestival "CÎNTAREA ROMÂNIEI, das politisch-ideologische, wissenschaftliche und kulturelle Tätigkeiten umfasst, dessen zweite Auflage der Feier der 35 Jahre seit dem Sieg der Revolution der sozialen und nationalen antifaschistischen und antiimperialistischen Befreiung, dem XII. Parteitag gewidmet war, war durch eine bisher nicht gekannte reiche Beteiligung gekennzeichnet. Von der Landesjury wurden nun die Preisträger bekanntgegeben.
An den Kreis Temesch wurden insgesamt 178 erste, zweite, dritte und vierte Preise vergeben; gelegentlich des ersten Festivals, 1977, waren es knapp über 100 Preise gewesen. Den Laienkunstschaffenden wurden 25 erste, 29 zweite und 29 dritte Preise zugesprochen ; von ihnen erhielten u. a. 2.PREISE: der Temeswarer Franz Schubert-Chor unter Leitung von Prof. Adrian Nucă-Bartzer, Helga Mayer, Flötistin der Lugoscher Volks-Kunstschule, das Folk-Duett Ramona Nauy - Irmgard Holzinger (Kulturheim Lowrin); 3. PREISE: die von Prof. Matthias Loris geleitete Blaskapelle des Jahrmarkter Kulturheims, die schwäbische Tanzgruppe des Kulturheims von Teremia Mare, das Lied- und Tanzensemble des Kulturhauses Großsanktnikolaus, der Holzschnitzer Peter Berberich vom Kulturhaus Jimbolia, Elisabeth Molitor von der Temeswarer Genossenschaft "Arta populară bănăţeană" für kunstgewerbliche Arbeiten, Josef Klein, Temeswar, für musikalische Schöpfungen und die Kunstfotografen Robert Moser und Rudolf Sandor, beide Temeswar.
Einen 1.PREIS erhielt die rumänische Abteilung des Lugoscher Volkstheaters, die Hans Kehrers Stück Narrenbrot aufführte. Für die deutsche Darbietung desselben Stückes wurden die Neupetscher Laienspieler mit einem 4. PREIS ausgezeichnet, ebenso die Lowriner Kulturgruppe, die eine Gedichtmontage in schwäbischer Mundart darbot.
Von den Temescher Berufskünstlern wurden ausgezeichnet:
1. PREIS: der Chor der Temeswarer Staatsphilharmonie "Banatul" unter Leitung von Diodor Nicoară, die Celistin Alexandra Guţu, Nicolae Boboc, für musikalisches Schaffen, die Schriftsteller Nikolaus Berwanger und Ivo Muncian, Mátray Lászlo vom Ungarischen Staatstheater Temeswar, Mariana Drăghicescu, Gesangsolistin der Philharmonie.
2. PREIS: das Ballettensemble der Temeswarer Rumänischen Oper, Francisc Valkay und Dumitru Manolache, Ballettänzer, Elisabeth Lux, Ballettänzerin, das Streichquartett "Timişoara", die Pianistin Ingrid Szirovatka, der Geiger Dragoş Cocora, der Klarinettist Dumitru Sîpcu und Luca Novac (Tarragato).
3. PREIS: das künstlerische Ensemble "Banatul", Rodica Murgu und Mariana Comes, Ballettänzerinnen, Virginia Baz-Baroiu, Graphikerin Elena Tulcan (Keramikarbeiten) und Ana Pacatiuş (Gesangsolistin).

 aus NEUE BANATER ZEITUNG / Temeswar, 22. August 1979

Dienstag, 14. Juli 2015

Im Schneckentempo Richtung Demokratie

Rumäniens Schwierigkeiten mit der parlamentarischen Wirklichkeit
Man stelle sich vor, Abgeordnete von CSU, FDP, SPD u. a. wechseln von heute auf morgen die Fronten und werden CDU-Mitglieder. Schließlich hat diese Partei ja in Bonn / Berlin die meisten lukrativen Regierungsjobs (z. B. Botschafter) zu vergeben. Für jeden außerhalb der CDU aktiven Politiker mag das wohl ein verlockender Gedanke sein, und für die CDU selbst darf man ihn wohl auch als Wunschgedanken apostrophieren, würden diese Vorfälle doch sowohl den Koalitionspartner als auch die Opposition schwächen. In einer stabilen Demokratie kommen solche Frontenwechsel nur sehr selten vor, und wenn schon mal, dann versinken die Überläufer schnell in der Bedeutungslosigkeit. Diese zumindest in der deutschen Politik konstatierbaren ungeschriebenen Spielregeln deuten auf eine vorhandene ausgeprägte politische Moral hin. Ab und zu auftretende Selbstbedienungsbedürfnisse bei Politikern mit ausprägten Zulangqualitäten sind Seltenheiten, die die sprichwörtliche Regel von der Ausnahme auch bestätigen.
Anders verhält es sich aber in einer im Werden bestehenden Demokratie. Der wohl labilste Demokratisierungsprozeß Europas ist zur Zeit in Rumänien zu beobachten. Von den drei Säulen einer lebensfähigen Demokratie - Politik, Wirtschaft und Pressefreiheit - steht in dem südeuropäischen Land bloß die Letzte ohne verhängnisvolle Risse da. Das führt im politischen Leben zu bei uns kaum nachvollziehbaren Machtkampfmethoden. Die mit der Unterstützung nationalistischer und altkommunistischer Parteien (PUNR, PRM, PSM) regierende PDSR (Partidul Democraţiei Socialiste din România -Partei der Sozialen Demokratie aus Rumänien) hat das Sommerloch mit Abwerbungsaktivitäten ausgefüllt. Dabei hat man sich nicht nur auf Parlamentarier beschränkt - der Senator Victor Neagu wechselte von der PDAR (Partidul Democrat Agrar Român - Demokratische Rumänische Agrarpartei) zur PDSR -, sondern war auch im kommunalen und regionalen Bereich tätig. Im Kreis Argeş hat gleich eine ganze Gruppe von führenden PD-Mitgliedern (Partidul Democrat - Demokratische Partei, Partei des im September 1991 gestürzten Premierministers Petre Roman) ihre Partei verlassen. Die Zeitung ROMÂNIA LIBERĂ schreibt von Übertrittsangeboten der PDSR (einstige FDSN) und von wahrscheinlichem Wechsel. Auch im Munizipium Bukarest ist ein namhafter Überläufer von der PDAR zur PDSR zu verzeichnen. Die von der Regierungspartei ausgelegten Köder liegen sowohl in eigenen Parteifunktionen als auch in hohen Justiz- und Staatsämtern. Die einstigen PD- und heutigen PDSR-Mitglieder Caius Dragomir und Eugen Dijmărescu sind z. B. rumänische Botschafter.
Selbst nach Führern unpolitischer Organisationen - allerdings muß dieser Begriff auf Rumänien bezogen noch mit Einschränkungen benutzt werden - strecken die Potentaten der Regierungspartei ihre Fühler aus. Der Präsident der Gewerkschaftsföderation Frăţia, Miron Mitrea, scheint ihr erstes Opfer aus dem Bereich der organisierten Arbeitnehmerschaft zu sein. Hier wurde der Versuch der Regierung, die Gewerkschaft zum Transmissionsriemen eigener zentralistischer Wirtschaftsmethoden und auch politischer Entscheidungen zu degradieren, erstmals seit den Kumpelaufmärschen (1991) wieder offenbar. Der gute Mann will Vizepräsident der PDSR werden. Den Gewerkschaften in Rumänien droht ein erneutes Mauerblümchendasein wie zu Ceauşescus Zeiten.
Ob man das Ernennen von zwei PUNR-Mitgliedern zu Ministern (18. August 1994) noch als Absorbierungsvorgang der Regierungspartei nennen darf oder ob man diesen ungeheuerlichen Vorgang eher als Erpressung der als extremistisch, nationalistisch und antieuropäisch eingestuften PUNR (Partidul Uniunii Naţionale a Românilor - Partei der Nationalen Union der Rumänen) werten soll, wird schon die nahe Zukunft zeigen. Ins Reich der politischen Absurdität - nach westeuropäischen Maßstäben - rückt allerdings die nach der Paukenschlagumbildung der rumänischen Regierung von den Führern der PUNR verbreitete Nachricht, daß noch zwei weitere, schon seit längerem in Amt und Würde stehende Minister "Sympathisanten" der PUNR wären, dies bloß bisher nicht publik gemacht hätten.
Trotz dieser unerfreulichen Entwicklung treiben die nationalistischen Extravaganzen des PUNR-Vorsitzenden Gheorghe Funar auch Blüten, die zu wahrhaft amüsant-lächerlichen Situationen - der Rumäne würde sagen "situaţii caraghioase" - führen. In seinem krankhaften Drang, das Primärexistenzrecht der Rumänen in Siebenbürgen zu dokumentieren, läßt er jetzt als Klausenburger Bürgermeister das Zentrum dieser geschichtsträchtigen Stadt aufwühlen, um dort vermutete Ruinen aus der Daker-Römer-Zeit freizulegen. Was die Archäologen allerdings als Erstes zu Tage förderten, waren zwei wertvolle österreichische Pfeifen aus der Habsburgerzeit. Ob Herr Funar wohl Pfeifenraucher ist?
Die Moral vieler politischer Würdenträger Rumäniens ist mehr als zweifelhaft. Die Opportunisten beherrschen die politische Szene. Das mag wohl eine der Ursachen für das Schneckentempo des Demokratisierungsprozesses in diesem Land sein.                                                                                                                                                                                                          Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 18. September 1994

Dienstag, 7. Juli 2015

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 60

Wer mit de Wällef laaft, muss mit ne heile. 

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 16. Juni 2015

Das große Fest der Guttenbrunner Feuerwehr

Ein Bildbericht über die Feier ihres 100jährigen Jubiläums

DER FESTTRIBÜNE GEGENÜBER nahmen die 900 Mitglieder der 27 Formationen aus den Kreisen Arad und Temesch Aufstellung - auf unserem Bild in der Mitte die Guttenbrunner Feuerwehr mit ihren jungen Helfern im Vordergrund.  Der von Kommandant Lulay geleiteten Formation gehören 41 aktive und sechs Ehrenmitglieder an. Bei seinem 50. Jubiläum zählte der Verein 99 aktive und 714 unterstützende Mitglieder. Im Laufe seiner hundertjährigen Tätigkeit erhielten die Guttenbrunner 65 Preise und Diplome, die im Vereinslokal ausgestellt sind. Die Formation wurde 1970 mit einem ersten, 1969 und 1971 mit je einem zweiten Preis auf Landesebene ausgezeichnet. Die Guttenbrunner Feuerwehr wird seitens des Volksrates von Bürgermeister Emeric Reştea, Vizebürgermeister Josef Scheirich und Volksratssekretär Gheorghe Popa, dem Vorsitzenden der technischen Brandschutzkommission der Gemeinde, tatkräftig unterstützt.
GROSSVATER, VATER UND SOHN - drei Generationen einer Familie als Mitglieder der Guttenbrunner Formation. Ehrenmitglied Peter Lulay, 73, davon 45 Jahre Feuerwehrmann, sein Sohn, der Werkmeister Hans Lulay, 48, und Enkel Günter Lulay, 24.  Sie stellten die Motorpumpe der Feuerwehr her und arbeiteten einen Lkw "PRAGA" zu einem Zisternenwagen um.
EINE BESONDERE ATTRAKTION während des festlichen Aufmarsches war die Vorführung der technischen Ausrüstungen, darunter eine Handspritze aus dem Gründungsjahr, drei weitere Handpumpen und eine Motorpumpe, ein moderner Zisternenwagen und ein 5000 l fassendes Wasserauto.
KRITISCHER BEGUTACHTER Nikolaus Lukhaup, Ehrenmitglied und ehemaliger Kommandant (1961 - 1968) mit dem derzeitigen Kommandanten Adam Lulay (seit 1971): "Wir werden alles tun, was in unseren Kräften steht, dass der Name der freiwilligen Feuerwehr von Guttenbrunn auch weiterhin an der Spitze stehen soll." In seiner Tätigkeit wird der Kommandant u. a. unterstützt von dem rührigen Sekretär der Formation Peter Michelbach, dem ältesten aktiven Mitglied der Formation, von den Gruppenleitern Albin Michelbach, Jakob Knapp, Hans Heckmüller und Peter Hoffmann, von Leuten wie Traian Danc oder Adam Viorel. Die weiteren Ehrenmitglieder  der Feuerwehr, neben den bereits erwähnten, sind: Adam Berg (ehemaliger Hornist), Georg Mergl, Peter Keil, Josef Marsel und der 82jährige Michael Stoica, als ältester unter ihnen.
NACHWUCHS FÜR DIE FORMATION - auch die jungen "Freunde der Feuerwehr", die Schüler und Pioniere Armin Rückert, Zukari Runhardt, Alin Zembrod, Adrian Filimon und Nelu Ungur marschierten beim Jubiläumsmeeting helmbewährt auf.
MUSIK MACHTE DIE JAHRMARKTER BLASKAPELLE unter Leitung von Prof. Mathias Loris. Seine Musikanten erhielten auch den ersten Preis beim Wettbewerb der Blaskapellen. Zahlreiche Freunde der Feuerwehr und Schaulustige wohnten den Festveranstaltungen bei.
Redaktion: Eduard Schneider

 aus NEUE BANATER ZEITUNG - ARADER KURIER / Temeswar, 8. August 1979

Dienstag, 9. Juni 2015

Konzert in Ingolstadt

"Wir bedauern die Menschen, die stumm sind." Diese Worte sprach der Bürgermeister des ungarischen Dorfes Szendehely, Ignac Altsach, beim zehnjährigen Gründungsjubiläum des Chores der Siebenbürger Sachsen in Ingolstadt am 14. Mai. Die Folge dieser Aussage muß das Reden - auch wenn man sich dazu noch oft gestikulierender Hand- und Kopfbewegungen bedient -, das Singen und auch der Tanz sein. In diesem Sinn hat der Chor der Siebenbürger Sachsen unter der Leitung von Ludwig Seiverth auch seine Jubiläumsveranstaltung organisiert.
Zehn Jahre jung und schon im Ingolstädter Kulturleben voll etabliert - das bestätigten den 45 Chormitgliedern, die aus 20 siebenbürgischen Ortschaften stammen, nicht zuletzt die Ansprachen des Ingolstädter Stadtrates Otto Six und des Vorsitzenden des Oberdonau-Sängerkreises, Fritz Bohländer, der auch viele Sänger/innen mit der Ehrennadel und Urkunde des Oberdonau-Sängerkreises ehrte. 
Ludwig Seiverth, nicht nur der Gründer und musikalische Leiter dieses Chores, sondern auch Vorsitzender der Kreisgruppe Ingolstadt der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, hielt Rückschau. Und weil Kultur, Politik und Geschichte nie unabhängig voneinander existieren können, war der Blick zurück in die 850-jährige Vergangenheit und die Erinnerung an die letzten Jahre in der Heimat im oft als Schutz empfundenen Schatten der Karpaten ein Wermutstropfen, der nicht nur aus der Stimme des Redners, sondern auch aus so manchem feuchten Auge quoll.
Die Darbietungen des Chores und der eingeladenen Gastensembles entfalteten sich in einem wahren Mammutprogramm von drei Stunden. Der Männergesangverein Ingolstadt-Mailing/Feldkirchen, die ungarndeutsche Tanzgruppe aus Szendehely, die Prinzengarde "Eggspatzen aus Retzbuck", die Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen aus Ingolstadt und nicht zuletzt der Gastgeberchor boten Kostproben aus ihren reichen Repertoires.
Natürlich wurde nach so viel Kultur auch noch das Tanzbein geschwungen. Es ging diesmal nicht nur im Walzer- und Polkaschritt über das Parkett. Die Ungarndeutschen aus Szendehely lebten so richtig auf, als die Blaskapelle unerwartet einen Csárdás und einen Frisch intonierte. Und wer dann zusah, wie diese Frauen und Männer, Mädchen und Buben die ungarischen Tänze tanzten - natürlich hielt auch so mancher Sachse mit -, der konnte sich dem schönsten Sinnieren über den Sinn eines vereinten und den Unsinn eines bis vor kurzem getrennten Europas hingeben. Wer sich dann dabei auch noch Gedanken über diese Menschen deutscher Abstammung aus Ungarn machte, mußte erkennen, daß es noch schwieriger als zu Jakob Bleyers Zeiten sein wird, das Deutschbewußtsein der Deutschen in Ungarn aufzufrischen. Nötig ist es aber allemal, denn nur durch lebensfähige Minderheiten kann Europa das Maß an Toleranz erreichen, das das Leben hier auf dem alten Kontinent lebenswerter machen soll.
80 Prozent der Bewohner Szendehelys haben deutsche Vorfahren. Maria Meszavos, die Tanzgruppenleiterin, die hervorragend deutsch spricht, nannte Familiennamen aus ihrem Dorf: Szegner (Segner), Bach, Rottenbacher, Virsinger (Viersinger) German (Germann), Mänich, Schlenk und andere. Man bemühe sich zur Zeit um die geschichtliche Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit des Dorfes. Die Ahnen der meisten Szendehlyer kommen wahrscheinlich aus Franken, wie die jüngsten Forschungen ergeben haben. Die Tanzgruppe des Dorfes präsentiert sich selbstverständlich auch in Ungarn als deutsche Gruppe. Es ist aber sehr schwer, zurück zur deutschen Sprache als Umgangssprache zu finden. Frau Meszavos weiß, woran es liegt: "Wir brauchen viele Kontakte zu deutschen Menschen." Der Deutschunterricht in der Schule sei nicht ausreichend. Erst ab der 4. Klasse wird eine Stunde am Tag deutsch unterrichtet. In der Familie wird nur ungarisch gesprochen.
Mark Jahr
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 28. August 1994