Finsternis. Unheimlich traurig klingen die
tiefen Töne. Allmählich gesellen sich aber optimistischere Tenorhorn-,
Trompeten- und Klarinettentöne zu dem metaphysischen Tief-Dunkel der Bässe. Auch
die Bühnenbeleuchtung erwacht zum Leben und gewährt den Blicken die Chance, den
Ursprung dieser ungewöhnlichen Blasmusikklänge visuell zu erkennen. In diesen
ersten Takten von
Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" liegt nicht nur
eine nietzschenhafte Tragik, sondern auch eine Ernsthaftigkeit, die deutlich
machen soll, daß Blasmusik sehr anspruchsvoll werden kann, wenn ihre
konzertanten Möglichkeiten erkannt und ausgeschöpft werden.
Musikdirektor
Adolf Daeschler ist einer jener
begabten Musiker, die es verstehen, eine Blaskapelle in ein
Blasorchester umzuwandeln. Er stellte dies am 24. April 1994 im
Dinkelsbühler Schrannensaal klar unter Beweis. Das traditionelle
Frühlingskonzert der
Stadtkapelle Dinkelsbühl - heuer auch
das 25-jährige Jubiläumskonzert, sowohl für die Kapelle als auch für
ihren Dirigenten - steigerte sich während seines Verlaufs zu einem
wahren Leckerbissen für Blasmusikliebhaber. Das Verdienst des Dirigenten
ist besonders hoch einzuschätzen, gelang es ihm doch in einem
musikalisch besonders anspruchsvollen ersten Konzertteil, den Nachteil
der zahlenmäßigen Diskrepanz zwischen Holz- und Blechbläsern (Verhältnis
5:18) durch eine bemerkenswerte Dynamik wettzumachen.
Im Zweiten Konzertteil kam die leichtere Muse zu
ihrem Recht und spätestens in der "Schlager Revue 1969" von
Ernst
Tuschla war klar erkennbar, daß diese Musiker in den verschiedensten
kleineren Besetzungen auch Tanzmusik spielen oder einst spielten. Die
Routine, mit der sie hier zu Werke gingen, barg schon etwas
Professionelles in sich. Auch der Dirigent hatte die Zügel etwas
gelockert, so daß ab und zu ein gekonnter Ad-libitum-Soloeinsatz
durchaus zum Ohrenschmaus wurde.
Auch in dieser Kapelle musizieren, wie in vielen
deutschen Blaskapellen, Musikanten, die ihre musikalische
Grundausbildung in banater und siebenbürger Dörfern und Städten erhalten
haben. Von den fünf Klarinettisten der
Stadtkapelle Dinkelsbühl
kommen zwei aus Siebenbürgen (
Mathias und
Bernhard
Huber - Vater und Sohn; Foto: 4. u. 5. v.r.) und zwei aus dem Banat.
Die Brüder
Franz und
Peter Tasch (Foto: 3. u. 2.
v.r) erlernten das Klarinette- und Saxaphonspiel in Jahrmarkt. Unter
den Kapellmeistern
Hans Kaszner sen. und
jun. spielten sie
Blas- und Tanzmusik.
Franz war auch als Sänger in der
Tanzkapelle aktiv. Beide spielen auch in der
Werkskapelle AMP
(Filiale eines amerikanischen Industriekonzerns in Wört), mit der sie bereits eine erfolgreiche
Spanientournee absolviert haben, und in der
Blaskapelle
Jillenschwang.
Die Jahrmarkter-Dinkelsbühler Brüder
Franz und
Peter Tasch
knüpfen durch die Musik Bande zu neuen Freunden, aber ab und zu auch
Erinnerungsbande an die alte Heimat, wenn mal ein Stück im Repertoire
auftaucht, von dem es dann heißt: "Des hun mer schun in Johrmark gspillt."
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 11.
Juli 1994