Dienstag, 17. November 2015

Der Schager Heimatbote "Die Temesch" tut kund

Schager Heimatbote Nr. 1 "Die Temesch"; 10 DM - zu beziehen bei Franziska Graf, Lenbachstraße 2A, 85084 Reichertshofen
"Wir versuchen, hier Wurzeln zu fassen, indem wir unser Heim mit Erinnerungsstücken aus der alten Heimat schmücken, uns mit ehemaligen Nachbarn treffen und Vergleiche suchen, die uns an die alte Heimat erinnern und sie ersetzen." Franziska Graf hat diesen Satz in der Nr. 1 des Schager Heimatboten "Die Temesch" niedergeschrieben. Daß zu den effektivsten Erinnerungsstimulationen aber besonders auch das gedruckte Wort gehört, beweist sie durch die Herausgabe dieses Schager Heimatboten, der alle zwei Jahre erscheinen soll.
Bereits die erste Nummer ist ein lesenswertes Büchlein. Man erfährt Interessantes über die Schager Geschichte - Franziska Graf scheut selbst eine Gegendarstellung zu einer ortsgeschichtlichen Dokumentation des kompetenten Banatexperten Luzian Geier nicht -, bekommt Kostproben Schager Mundart aufgetischt, fühlt sich durch das "Drei-König-Singen in die gute alte Zeit versetzt, betrachtet die vielen, sehr gut gelungenen Photoreproduktionen, wundert sich (oder auch nicht) über die neuen Verhältnisse in Schag - diese Neuigkeiten kann man sogar in rumänischer Originalfassung lesen (eine hervorragende Idee der Herausgeberin) - und man kann sich an vielen Gedichten von Autorinnen und Autoren aus dem Banat erfreuen. Natürlich kommt auch das Schager HOG-Leben in Deutschland sowohl in Wort als auch in Bild nicht zu kurz.
Und hat man die 80 Seiten durchgelesen und betrachtet, dann fällt einem erst auf, daß keine einzige der Werbung zum Opfer gefallen ist. Diese Erkenntnis berührt einen angenehm, erlaubt sie doch einerseits den Vergleich mit teils noch reklameverschonten Kulturkanälen unserer Fernsehlandschaft und verweist andererseits auf die nur von selbstlosem Idealismus hervorrufbare finanzielle Risikobereitschaft, die die Herausgeberin mit dieser Veröffentlichung an den Tag legt.
Wen die Kunde des Schager Heimatboten erreicht, der besitzt ein "Erinnerungsstück" an eine Menge Schag, etwas Temesch, einen Hauch Banat und viel, viel alte Heimat.
                                                                                                        Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 1./8. Januar 1995

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