Dienstag, 20. Dezember 2016

Erstmals "Maientanz" in Reschitza

Reschitza (NW). In der Nacht von Samstag auf Sonntag fand in der Kantine des Maschinenbaubetriebs im Lunca-Bîrzavei-Viertel eine Tanzunterhaltung statt., an der 500 Personen teilnahmen. Die als "Maientanz" bezeichnete Unterhaltung war im Namen des Reschitzaer deutschen Operettenensembles veranstaltet worden: die Organisatoren entsprachen damit dem Wunsch der Operettenfreunde und der deutschen Bevölkerung nach einem dritten geselligen Zusammensein im Jahr nach dem Maskenball im Februar und dem Operettenball im Oktober, die beide schon als traditionell gelten. Um das Gelingen der Unterhaltung hat sich insbesondere Dipl-Ing. Oskar Ferch verdient gemacht. Es spilelte die Hans-Kaszner-Kapelle von Jahrmarkt.
Das Programm wurde damit eröffnet, dass die Mitglieder des Ensembles und seines Chors - Dirigent Prof. Franz Stürmer - einige Lieder aus der Operette Tanz ins Glück von Robert Stolz (1889-1975) zum besten gaben; diese Operette wird gegenwärtig von Spielleiter Franz Kehr inszeniert. Es wird die sechste Operette von Robert Stolz sein, die das Ensemble aufführt. Das Ensemble würdigte auf diese Weise den Komponisten, seit dessen Geburt hundert Jahre vergangen sind; für die Musikfreunde ist 1980 das Robert-Stolz-Jahr. Ein anderer Programmpunkt war das musikalische Rätselraten, ebenfalls mit Liedern von Robert Stolz, wobei gleich elf Teilnehmer sich ein Anrecht auf den Preis erwarben und die Torte von Konditormeister Otto Hengstenberger unter sich aufteilten.


aus NEUER WEG,  Bukarest, 20. Mai 1980

Dienstag, 13. Dezember 2016

Ein neues Nachschlagwerk

Es ist aus mehreren Gründen ein gewagtes Unterfangen, eine Arbeit mit lexikalischem Gepräge über das Blas- und Unterhaltungsmusikwesen der aus Rumänien in die Bundesrepublik gekommenen Deutschen zu veröffentlichen. Erstens kommt niemand an den umfangreichen Werken Robert Rohrs vorbei, ohne Gefahr zu laufen, sich des Plagiats verdächtig zu machen. Zweitens scheint das Interesse an solchen Nachschlagwerken sich auf Insiderkreise zu beschränken. 
Stephan- Heinrich Pollmann hat diese Gefahr anscheinend erkannt, als er das Buch Banatschwäbische - und siebenbürger Blaskapellen und Musikgruppen in Deutschland verfaßte, denn er hat versucht, eine Ergänzung der auf diesem Gebiet bereits geleisteten Arbeit zu präsentieren, was der Untertitel seines Werkes auch kundtut: Werdegang und Tonträgerverzeichnis der Musikgruppen. In einem gewollt aktualitätsbezogenen Nachschlagwerk der hier behandelten Thematik verbirgt sich wiederum die Gefahr, bereits überholt zu sein, wenn es seine Leserschaft erreicht. Das liegt an der ständigen Personalfluktuation, der die Musikgruppen im harten Konkurrenzkampf unterliegen. Eine solche Zeitdynamik muß aber sogar von einem BROCKHAUS in Kauf genommen werden.
Was nun von Stephan-Heinrich Pollmann vorliegt, ist ein durchaus nützliches 365 Seiten starkes Nachschlagwerk, das einen geordneten Überblick über die LPs, MCs und CDs der Blas- und Tanzkapellen, die von Flüchtlingen, Vertriebenen und Aussiedlern aus dem ehemaligem Jugoslawien, Ungarn und Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurden, gewährt. Es gibt auch Informationen zur Entstehung der Kapellen, zu den musikalischen Leitern der Gruppen und zu einigen Komponisten. Wenn man das Buch dann zuschlägt, hat man die Fülle der Daten natürlich nicht gespeichert, was insofern nicht schlimm ist, da man es mit Hilfe eines gut konzipierten Inhaltsverzeichnisses schnell an der gewünschten Seite wieder aufschlagen kann. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis verhilft Wissensdurstigen weiter. Sowohl diese Quellenangaben als auch das Fehlen einiger bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen öfter anzutreffenden Kapellen (allerdings ohne Studioproduktionen) zeigen, wie umfangreich die hier angegangene Thematik ist. Die in den Hitlisten vorzufindenden und aus Siebenbürgen und dem Banat stammenden Stars wären für dieses Buch bestimmt eine Bereicherung gewesen. Peter Maffay und Mara Kayser sind gemeint, auch wenn Letztere sich anscheinend schämt, in der Öffentlichkeit eine Banater Schwäbin zu sein. (Ob man als "Saarländerin" wohl eine schönere Stimme hat?)
Stephan- Heinrich Pollmann, Sohn eines Schager Landsmannes und einer Westpreußin, ist sich aber längst bewußt, daß er sich einer nie endgültig zu bewältigenden Arbeit angenommen hat. Er will weiter sammeln, recherchieren, ordnen, aufbewahren und langfristig auf ein neues Nachschlagwerk dieser interessanten Thematik - dreht es sich letztendlich doch um die kulturelle Bereicherung, die Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler für Deutschland sind - hinarbeiten. Glück auf, Stephan-Heinrich Pollmann! Durch seinen Idealismus wird auch die skeptische und allzu oft geäußerte Theorie des biologischen Endes unseres Volksstammes widerlegt. Auch "Hiergeborene" zeigen Interesse an ihren südosteuropäischen Wurzeln.
Das Buch Banatschwäbische und siebenbürger Blaskapellen und Musikgruppen in Deutschland - für Verbandsvorstände auch empfehlenswert wegen den aktualisierten Kontaktadressen der Kapellen - kann bestellt werden bei: Stephan-Heinrich Pollmann, Marktstraße 5, 38678 Clausthal-Zellerfeld, Tel. 05323/83489. 
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. Oktober 1995

Dienstag, 6. Dezember 2016

Dienstag, 29. November 2016

Liedervortrag und Minikerwei

VB - Lowrin [...]

DW - Reschitza. Die vom Operettenensemble organisierten Unterhaltungsabende - Regie führt Dipl.-Ing. Oskar Ferch - finden immer großen Anklang; diesmal waren auch 30 Gäste aus Bokschan eingeladen. Und Musik machte die Jahrmarkter Hans-Kaszner-Kapelle bis nach sieben Uhr in der Früh. Der Chor, dirigiert von Prof. Franz Stürmer, leitete den Abend mit Liedern aus der in Vorbereitung befindenden Robert-Stolz-Operette Tanz ins Glück ein. Als Solisten wirkten mit Technikerin Marianne Gropşan und Prof. Georg Colţa. Und da heuer das "Robert-Stolz-Jahr" begangen wird, wurde auch ein musikalischer Ratewettbewerb veranstaltet, wobei es zehn unsterbliche Melodien des Komponisten zu erraten galt. Die als Prämie von Zuckerbäckermeister Otto Hengstenberger gestiftete Torte musste unter zwölf Gewinnern verteilt werden. Die Melodien wurden von einer Schallplatte abgespielt, die der Komponist dem langjährigen Regisseur der Operettengruppe, Franz Kehr, geschenkt hatte, der mit der Witwe Einzi Stolz in Briefwechsel steht.

HM - Perjamosch [...]

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 20. Mai 1980

Dienstag, 22. November 2016

Erfolgreich bei "Jugend musiziert"

Elke Loris und Siegfried Jung aus Jahrmarkt überzeugten mit Können
"Die Wettbewerbe Jugend musiziert sind längst zu einem festen Bestandteil des Musiklebens in Deutschland geworden. Umfragen belegen, daß Musikhören die beliebteste Freizeitbeschäftigung junger Menschen ist. Jeder Dritte im schulpflichtigen Alter - so haben Erhebungen des Deutschen Musikrats ergeben - musiziert selbst. Wichtig sind insbesondere die Anschlußförderungen für die Preisträger. Angesichts der vielfältigen Wirkungen des Musizierens sollten solche Anschlußförderungen schon bei den Regionalwettbewerben eingerichtet werden. Gerade hier werden künftig noch verstärkt Anreize und Anstrengungen benötigt, um die Basis der Wettbewerbe zu sichern." Diese Feststellungen Claudia Noltes, der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, im Programmheft des 32. Bundeswettbewerbs 1995 Jugend musiziert unterstreichen den hohen Stellenwert, den die musikalische Bildung unserer Jugend für die Politik hat. Die große Teilnehmerzahl bei den Wettbewerbsstufen (regional, Landesebene, Bundesebene - letztere mit heuer 1150 Teilnehmern) steht für die Akzeptanz, die die natürliche Musik (ohne Elektronik) bei der Jugend findet.
Daß Klassikliebhaber im zarten Jugendalter aber auch Eurodance, Rave, Crossover, Rap usw. mögen, ist verständlich. Für Blasmusik scheinen sich allerdings nur wenige der im Rahmen des Forschungsprojektes Wirkungsanalyse Jugend musiziert befragten Jungmusiker/innen zu interessieren. Die Gründe für dieses schlechte Ansehen der Blasmusik bei jungen, meist angehenden Berufsmusikern sind bestimmt auch im Zeitgeist und ewigen Generationskonflikt zu suchen. Der heurige Bundeswettbewerb Jugend musiziert konnte allerdings wesentlich dazu beitragen, die Vorurteile, die man in "Klassikerkreisen" den "klassischen Blasmusikinstrumenten" entgegenbringt, abzubauen. Bariton-, Tenorhorn- und Flügelhornisten bot dieser Wettbewerb ebenso die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen, wie dies die in symphonischen Orchestern längst etablierten Trompetisten und Posaunisten schon seit Jahrhunderten tun.
Die Tuba scheint es im Chor der Blechbläser besonders schwer zu haben. Wegen ihres mächtigen Tonumfangs ist sie selbst in großen Symphonieorchestern stets nur als Einzelgänger anzutreffen. Auch in Blaskapellen bleibt sie zahlenmäßig immer hinter den anderen Instrumenten. Als Soloinstrument kommt die Tuba äußerst selten zur Geltung. Umso erfreulicher ist es, daß heuer gleich 13 Tubisten aus drei Altersgruppen den Bundeswettbewerb (1. bis 8. Juni in Erlangen, Fürth und Nürnberg ) erreichten. Unter ihnen war auch der aus Jahrmarkt stammende Siegfried Jung.
Elke Loris & Siegfried Jung
Er spielte zusammen mit Elke Loris am Klavier - die ihre ersten Kindheitsjahre auch in Jahrmarkt erlebte - ein sehr anspruchsvolles Programm. Schon die Auswahl der Stücke macht es den Tubisten und ihren Lehrern nicht einfach. Da bietet das Mozart-Œvre einiges, aber ein Tubawerk gehört nicht dazu. Es ist schon bemerkenswert, was sich die Lehrer für ihre Schüler alles einfallen lassen und was die einschlägige Literatur so alles an Transkriptionen bietet. Mathias Loris, bei dem Sigi Jung seine ersten musikalischen Gehversuche machte, und Oswald Windrich, sein jetziger Tubalehrer (beide aus Jahrmarkt kommend), wählten für ihre Schützlinge einen für Tuba und Klavier bearbeiteten Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 - 1791) Konzert in Es-dur für Horn und Orchester. Da durfte man natürlich gespannt sein, wie ein 16-jähriger Tubist die sehr viel Feingefühl beanspruchende Horn-Stimme der Romanze bläst und wie die 17-jährige Pianistin den Orchestersatz dieses Larghetto-Mittelteils des unter Nr. 3 KV 447 geführten Horn-Konzertts bewältigen wird. Die Horn-Konzerte Mozarts sind ja für ihre Melodik bekannt, auch wenn man den Eindruck gewinnt, daß sie sich trotz ihrer stilistischen Unterschiede (im Konzert in Es-Ddur KV 447 werden im Orchester schon Klarinetten und Fagotten eingesetzt - Entstehungszeit um 1788, also lange vor dem Entstehen der ersten Ventilhörner) alle ähneln. Eben in der leicht ansprechenden Melodie, die der Zuhörer unbewußt speichert und noch nach langer Zeit nachsummen kann, liegt die Gefahr für die Interpreten. Instrumentalisten, und Bläser besonders, können schnell Opfer ihrer eigenen Spielbegeisterung werden, was besonders in elegischen Stellen in unschöne Vibratos ausarten kann. Siegfried Jung und Elke Loris hatten ihre Gefühle voll im Griff. Mozarts Verspieltheit kam voll zur Geltung. Das Duo Jung & Loris spielte partiturgetreu ohne gefühlsmäßige Überbetonung.
Das Zuhören steigerte sich zu einem wahren Musikgenuß. Auch Frank Bencriscuttos (*1928) Concertino und die Toccata von Girolamo Frescobaldi (1583 - 1643) kamen gut an. Die Preisrichter verliehen Elke Loris und Siegfried Jung je einen zweiten Preis für ihre insgesamt sehr ausgewogene Darbietung der drei Werke aus drei verschiedenen Stilepochen: Renaissance, Klassik und Musik des 20. Jahrhunderts. Wie wertvoll die Preise von Jugend musiziert wirklich sind, kann eine Gesamtbewertung des Jury-Vorsitzenden Reinhart von Gutzeit wohl am deutlichsten zur Geltung bringen: "Insgesamt waren die Leistungen der jungen Musiker durch ein großes Maß an Ernsthaftigkeit, Unverkrampftheit und ein hohes Qualitätsniveau gekennzeichnet."
Wenn man bedenkt, daß die Blasmusik sowohl für Siegfried Jung als auch für Elke Loris (Piccolo-Flöte) eine wichtige Stufe auf dem Weg zur konzertanten Musik waren - beide pflegen auch die Blasmusik im Kirchenmusikverein Osthofen -, so kann man trotz des Imageverlustes der Blasmusik bei jungen, werdenden Musikakademikern mit Fug und Recht behaupten, daß diese auf jeden Fall der klassischen Musik näher steht als die modeabhängige E-Musik . Auch der 32. Bundeswettbewerb Jugend musiziert hat dies bewiesen. 
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 15. Oktober 1995

Dienstag, 15. November 2016

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 83

Dehoom is dehoom, un wann's hinnrem Owe is.

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 8. November 2016

Maiball in Reschitza

jw. Reschitza. - Einen Maiball organisiert heute die Reschitzaer Operettengruppe. Er findet im Kantinensaal des Maschinenbauwerks statt. Bei dieser Veranstaltung, bei der über 500 Gäste aus Reschitza und Bokschan teilnehmen, spielt die Hans-Kaszner-Kapelle aus Jahrmarkt zum Tanz auf. Die Reschitzaer Laienspieler werden auch eine Kostprobe aus der sich in Vorbereitung befindlichen Operette Der Tanz ins Glück von Robert Stolz bringen. Auch ist ein Ratewettbewerb über das musikalische Schaffen von Robert Stolz vorgesehen.


aus NEUER WEG, Bukarest, 17. Mai 1980

Donnerstag, 3. November 2016

Ka Biografie ohne Onfang

Wie ich vor 11 Johr uf Deitschland kumm sin, hot mich - nateerlich aah alle anre Leit, die wu grad Fernseh gschaut hun - es eerscht de Karl Moik begrießt. "Herzlich willkommwn im Musikantenstadel, hier in der Stadthalle so und so", hot er gsaat. Mei, war des scheen. Ich hun gemoont, ich sin im siwete Himml. Des Kukruzkolwebiehnebild hot mich faszineert. Es hot ausgschaut wie in meim Großvatter seim Kotarka vor der Kollektiwisare.
Ich soon eich Leit, ich war ganz Moik-sichtich. Haschisch is do wahrscheinlich gar nicks dagee. Noch bevor ich e Flichtlingsausweis ghatt hatt, hun ich mer schun vum eerschte Arwetslosegeld e gebrauchte Videorecorder kaaft, forr daß ich all die ville Musikante, die wu beim Moik spille, immer un ewich onschaue kann. Ich hun in meim Volksmusikrausch - jo Leit, ich war wie bsoff - gar net bemerkt, daß die Musikante beim Moik, bei der Carolin Reiber, beim M & M-Ehepaar, beim ewich haasre Steiner un seiner Tochter, beim Hermann Efi usw., usf. jo gar net blose, un daß die Sänger/inne iwerhaupt norr's Maul uf un zu mache, awwer ehre Stimmbänner verschone.
Asso verarsche loss ich mich net. Die Volksverdummung mach ich nemmi mit, hun ich mer noo gsaat. Ich war so richtich gallisch un hun ka oonzichi Volksmusiksendung meh gschaut. Bis vor vier, finef Johr, do hot's mich noh wedder gepackt. Wie sich unner de Landsleit rumgeredd hot, daß der un der am Fernseh in der un der Kapell zu siehn war, hun ich mer e extra Kassette kaaft un hun unser Schwowemusikante regelmäßich ufgholl. Es is doch egal, hun ich vor meim Gewisse argumenteert, ob die wirklich singe un spille odder ob die norr so mache. Wichtich is, de alte Leit gfallts un sie hun ehre Fraad an unser schwowische Musikante, wann aah oft in annre Trachte. Wie noo noch die Mara aus Sanktanna mit dem scheene Kinstlernome Kayser in meiner Flimmerkist ufgetaucht is, war ich, un net norr ich, glei ganz aus'm Heisje. Endlich e banater Blimche, wann aah norr e Plastikblimche uf der Hutwatt, hun ich mer gedenkt. De Rasen, uf dem wu die Fernsehvolksmusikante so mache, als ob se Musik mache meechte, is jo aah norr e synthetischer Teppich.
aus Frau mit Herz, 26.10.1995
Un in meim neie Glickseelichkeitsgfiehl - die Mara singt net norr scheen, sie is halt aah e scheenes Weibsmensch - hun ich fast e Johr lang gar net bemerkt, daß die sich jo in der Öffentlichkeit als Saarländerin un net als Banader Schwowin ausgebt. Wie ich des awwer mitkriet hun, sin ich halt wedder fuchsteiwlswild wor, was meiner "besten Ehefrau von allen" - so etwas hot nämlich net norr de Ephraim Kishon, sondern e jeder onstännicher Schwob aah - nateerlich e Heidenspaß gemach hot. Ich moon, die is eifersichtich un sicher aah noch schadefroh. Wie do unlängst noo awwer im Bayrische Fernseh so e Musikfilm - mei Sohnemann hot mich belehrt, daß des Videoclip haaßt - gelaaf is, war ich gspannt wie e frißne Reenschirm, weil in're dreiveertel Stunn werd die Mara bestimmt aah vun ehrer schwowischer Kindheit redde, hun ich mer gedenkt. Denkste. "Weit gefehlt", hot mei ongetrauti zwatti Seel frohlockt. Nicks, awwer rein gar nicks hot's gsaat, es Mara. Unser Mara!? Norr vun seiner Oma hot's verzählt. Awwer nemmol die hat die Ehr ghatt, als Banader Schwowin erwähnt zu werre. 
Jetz sin ich stinksauer. Mei Sohn, der Lauskerl, hot gsaat: "Komm Papa, ich zeig dir einen echten Künstler, der auch weiß, wo er herkommt." Noo hot er mer e Buch iwer de Peter Maffay gebrung. Wann ich net gsitzt hätt, wär ich beim Lese glatt uf de Arsch gfall. Es eerschte Kapitel vun dem Buch is dem kloone Peter seiner Kindheit in Kronstadt gewidmet. Glaabt mer Leit, ich sin heit noch bloo vor Neid. Forrwas hot der Mann e Vergangenheit , wieso is der aah als Weltstar des geblieb, zu was unser Herrgott ne gemach hot, e halwer Sachs un e halwer Ungar. Is des net scheen, wann e erfolgreicher Sänger wie de Peter Maffay bekennt: "Ich bin ja zu Hause sogar dreisprachig aufgewachsen, weil mein Vater Ungar ist." Un de Biograf fangt sei "Peter-Maffay-Story" mi'm Onfang on: "Kronstadt in Rumänien. Vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg leben in der Stadt, die am Nordrand der Karpaten liegt, noch ungefähr 100.000 Menschen. Die Rote Armee ist in das Land eingezogen und mit ihr eine neue Ideologie. Doch die vom Krieg gebeutelten Menschen in den zerstörten Städten wollen nichts von Ideologie wissen. Sie denken nur ans Überleben, daran, daß die Kinder genug zu essen haben, daß Holz in den Ofen kommt. In einem Vorort von Kronstadt wird in dieser trostlosen Zeit am 30. August 1949 ein kleiner Junge geboren. Seine Eltern, der Vater ist Ungar und die Mutter Siebenbürgendeutsche, nennen den Jungen Peter Alex."
Ich sin net norr bees, Leit, ich sin aah traurich. Jo, ich kennt kreische. Vun unsrer Mara, unsrem schwowische Sternche mit falscher Identität werd's nie e Biografie gewwe, weil dem wu sich sei Kindheitsumgebung net ingeprägt hot, dem fehlt halt es Wichtichste vun're Biografie, nämlich de Onfang. Un was gebt's schun ohne Onfang? Nemol e Brotworscht, nicks, gar nicks.
Berns Toni
aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 24. September 1995

Dienstag, 25. Oktober 2016

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 82

De Herrgott soll der die Gewohnheit schenke.

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 18. Oktober 2016

Unterhaltungsabend

Unter dem Motto "Der Mai ist gekommen ..." veranstaltet das Reschitzaer deutsche Operettenensemble  morgen, 22 Uhr, im Kantinensaal des Maschinenbauunternehmens einen Unterhaltungsabend. Zur Eröffnung bietet das Ensemble ein Kurzprogramm mit Liedern aus der Operette Tanz ins Glück von Robert Stolz dar. Und weil 1980 das "Robert-Stolz-Jahr" ist, findet auch ein musikalischer Rätselwettbewerb statt. Es spielt die Jahrmarkter Hans-Kaszner-Kapelle.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 16. Mai 1980

Dienstag, 11. Oktober 2016

Als sich der Sturm legte, konnte "Der Sturm" beginnen

Ernst Seiltgen und Michael Bleiziffer verlassen das Stadttheater Ingolstadt
Der Ausklang der Theaterspielzeit 1994/1995 in Ingolstadt fiel auf Sonnabend, den 22. Juli 1995. Es war längst bekannt, daß mit der Freilichaufführung von William Shakespeares Schauspiel Der Sturm, in der deutschen Fassung August Wilhelm Schlegels, gleich zwei Prominente des städtischen Theaterbetriebes ihren Abschied von diesem sehr erfolgreichen Haus (170.000 Besucher/Jahr) nehmen werden: Ernst Seiltgen, Intendant, und Michael Bleiziffer, Regisseur.
Also strömten die Theaterfans, ausgerüstet mit Sitzkissen, Decken und... Regenschirmen, ins Oval des klassizistischen Turmbaus. Beim letzten „Über-die-Bühne-Gehen“ einer Bleiziffer-Inszenierung, unter der Intendanz eines Ernst Seiltgen, wollte man dabei sein. Das hieß mehr als Lokalpatriotismus bewusst erleben. In der Luft lag das Ende einer Ära. Professor August Everding persönlich war eine Woche vorher zu Seiltgens offizieller Pensionierung angereist, und der knapp gescheiterte Versuch des „Ingolstädter Freilicht-Experten“ – so schwärmte die Regionalpresse von Bleiziffer bereits in der Ankündigung der „Sturm“-Erstaufführung  (24. Juni 1995) - die Intendantenarbeit seines künstlerischen Ziehvaters fortzusetzen, hatte schon Monate im voraus für Gesprächsstoff gesorgt. Erwartete Theaterkultur auf höchstem Niveau, aber auch Kulturpolitik mit ihren oft unverständlichen Folgen verliehen dieser letzten Aufführung vor den Ferien eine besondere Spannung.
Pünktlich um 20:30 Uhr ging’s dann los, doch nicht nach der Regie Bleiziffers, sondern nach der des Spielleiters aller Zeiten und Räume. Windböen brachten Blitz, Donner und Regen. Nur ein paar Standhafte bleiben auf den Zuschauerrängen. Die meisten flüchteten in den Turm. Einige stiegen in die Gänge des Obergeschosses und hielten Ausschau nach Westen. „Es wird hell“, rief eine Stimme. Der Sturm legte sich. Der Sturm konnte beginnen. Er war auf der Bühne schon in seinem Entstehen eine Meisterleistung Michael Bleiziffers. Szenenapplaus begleitete die unruhige See aus Stoff, Seilen und Statisten. Sie versanken in den Fluten, die Mächtigen, aber auch Gierigen, Korrupten, Unbarmherzigen aus Neapel und Mailand, Alonso, König von Neapel, und Antonio, unrechtmäßiger Herzog von Mailand, mit all ihren Begleitern. Wie gerecht muß diese Strafe gewesen sein, die Prospero, Antonios verbannter Bruder, mit Hilfe des Luftgeistes Ariel heraufbeschworen hatte, dass der Sturm selbst nach Jahrhunderten nicht enden wollte? Heftiger Regen setzte von neuem ein. Die Aufführung wurde unterbrochen. Sogar der Himmel schien Seiltgen und Bleiziffer halten zu wollen. Dem Sturm wurde der nötige Respekt gezollt. Der Sturm wurde auf den Sonntagabend verschoben.
Und siehe da: Sie kamen wieder mit ihren Kissen, Decken und… Regenschirmen, die glückseligen Menschen, die das Leben in Kurzfassung so lieben. Die Wolken hingen noch immer tief. Werden Seiltgen und Bleiziffer ewig bleiben müssen? Der Sturm brach aus. Er wütete in den Herzen der Unersättlichen, er entfachte die Romeo-und-Julia-Geschichte in Ferdinand und Miranda, aber er gestattete auch Trinculo und Stephano, einen skurril anmutenden, mit viel komödiantischer Gestik bestückten Freiheitstraum in derbem Volkshumor zu veranschaulichen. Bleiziffers Sturm wurde von keinem Sturm unterbrochen. Stürmisch raste bloß die Zeit, denn drei Stunden absoluten Theatergenusses waren vorbei. Michael Bleiziffer, der Spielleiter, hat dem genialen Bühnenschriftsteller William Shakespeare in beeindruckender Art und Weise seine Reverenz erwiesen. So macht man großes Theater, Kunst pur, in der sowohl der Mensch als Schöpfung des dichterischen Genius wie auch der Darsteller als begnadeter Umsetzer der Regieansprüche im Mittelpunkt des Geschehens bleiben. Ein zurückhaltender aber in seiner Gestaltungskraft stets aussagekräftiger Bühnenbildner ist natürlich für die angepeilten Ziele eines Regisseurs unverzichtbar. Bleiziffers Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Bühnengestalter Konrad Kulke hat sich auch diesmal bewährt.
Nach Prosperos ergreifendem Schlußmonolog brauste stürmischer Beifall dem Ensemble entgegen, und Ernst Seiltgen betrat die Bühne. Wohl zum letzten Mal. Grabesstille. Seine helle, freundliche Stimme klang nach Prophezeiung und Beschwörung zugleich: „Zu unserem Leben gehört das Wechseln wie das Atmen.“ Der selbst scheidende Intendant begann viele Beschäftigte eines der besten nichtstaatlichen Theater Bayerns mit einer Kurzvita, einem herzlichen Dankeschön, einer Rose und vielen guten Wünschen für die Zukunft zu verabschieden.
Alphabetsbedingt war Michael Bleiziffer der erste der Scheidenden, und spätestens jetzt erfuhr auch der kulissenunkundige Theaterliebhaber, wer dieser hochgewachsene, langhaarige Künstler ist, der 13 Jahre lang die Ingolstädter mit 51 hochkarätigen Inszenierungen beglückte. Originalton Seiltgen: „Ich habe ihn bei einer meiner Inszenierungen in Temeswar gefunden. […] Er saß da herum und durfte nicht arbeiten, weil er etwas zu keck geworden war, was Ceaușescu mißviel. […] Michael Bleiziffer wird in Zukunft als freischaffender Künstler tätig sein.“ Sie umarmten sich, der Mentor und sein Schützling. Der Applaus wollte nicht enden. Bravo-Rufe. Gänsehaut. (Michael Bleiziffer in dem Buch 22 Jahre Theater für Ingolstadt; Intendanz Ernst Seiltgen 1973 bis 1995: „Als ich Ernst Seiltgen 1980 bei seiner Gastinszenierung in Temeswar kennenlernte, konnte ich noch nicht wissen, dass diese Begegnung mein Leben verändern würde. […] Wenn ich an meine ersten Inszenierungen in Ingolstadt denke, die weder beim Publikum noch beim damaligen Ensemble auf bedingungslose Akzeptanz gestoßen sind, so muß ich zwei Aspekte hervorheben: Seiltgen ermöglichte und ließ Reibung zu.“)

Michael Bleiziffer
Foto: Salzburger Landestheater
Die letzte Rose war vergeben, die letzte Amtshandlung eines Theatergiganten, der laut Professor Everding „die Ambition hatte, Theater für seine Stadt“ zu machen, vollbracht. Oberbürgermeister Peter Schnell betrat, einen schweren Werkzeugkoffer schleppend, die Bühne. Ernst Seiltgen soll ein begabter Handwerker sein. Es gibt ja Menschen, deren Hände können, was die Augen sehen. Ingolstadts Intendant a. D. ist einer jener angenehmen Zeitgenossen, die alles anpacken, täglich „learning by doing“ (ohne gescheite Managerratschläge) praktizieren, Risiken nie scheuen und auch aus Rückschlägen Mut zum Weiterschreiten schöpfen. Das „Holen“ des 1953 in Sanktanna geborenen Michael Bleiziffer nach Ingolstadt war eines seiner Verdienste um die Theaterkultur dieser Stadt. Es bleibt wohl kennzeichnend für das fruchtbare Zusammenwirken zweier Theatergrößen aus zwei Generationen, wenn Modernes und Traditionelles sich gegenseitig auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ergänzen. Auch die verantwortlichen Politiker Ingolstadts haben das längst erkannt. Nicht zufällig beendete OB Peter Schnell seine wörtliche Verabschiedung Ernst Seiltgens in den wohlverdienten Ruhestand mit den Worten: „Und wir hoffen, dass auch Herr Bleiziffer in Zukunft einer der unseren bleiben wird. Alles Gute, Michael Bleiziffer!“
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 20. September 1995

KULTURPOLITISCHE KORRESPONDENZ, Bonn, 30. Oktober 1995

Dienstag, 4. Oktober 2016

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 81

De Hätt un de Hatt hun alle zwaa nicks ghatt. 



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Gsammelt vum Frombach Franz 
alias Gerwer Franz  
(1929 - 1999)

Dienstag, 27. September 2016

Über 400 Personen

Über 400 Personen wohnten in Gottlob dem Konzert der Jahrmarkter Kaszner-Kapelle bei, unter ihnen viele Gäste aus Wiseschdia, teilte uns Prof. Willi Gebhardt mit. Um das gute Gelingen der Veranstaltung hatten sich vor allem die Familien Hans Hoff, Josef Hoff, Otto Kirschenheuter, Margit Wissenz, Franz Labring, Heidi Merle und Elmar Florescu bemüht.


aus NEUE BANATER ZEITUNG / Temeswar, 7. Mai 1980

Dienstag, 20. September 2016

Banater Blasmusik

Ein bemerkenswertes Konzert in Würzburg
Die rege Vereinstätigkeit findet auch in unzähligen Blasmusikkonzerten, die jahrein, jahraus in deutschen Landen veranstaltet werden, ihren Niederschlag. Sehr erfreulich. Das gilt nicht nur für die Initiative an sich, sondern auch für die oft lobenswerte Qualität der Darbietungen. Nur beim Repertoire, da versteht man oft die Welt nicht mehr. Märsche von Sousa, Gershwin-Melodien, südamerikanische Rhythmen, spanische Tänze, irgendwelche Beatles- und ABBA-Medleys sowie vieles andere mehr vom Globusrund sind schön; aber so schön, daß ihnen zuliebe Werke deutscher Komponisten viel zu wenig berücksichtigt werden, auch wiederum nicht. Und trotzdem hält dieser unerfreuliche Trend an.
Umso erfreulicher ist es, wenn Banater Musiker eigene, originelle Akzente setzen. Daß die Schwerpunkte eines Blasmusikkonzertes auch anders gelagert werden können und mit welchen Mitteln man eine adäquate, publikumsbezogene und allgemeinbildende Programmgestaltung erreicht, zeigten bei den 8. Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben in Würzburg am 8. Juli 36 aus dem rumänischen Teil des Banats stammende Musiker/innen in einem Konzert mit vielen künstlerischen Höhepunkten. Das von Mathias Loris dirigierte Blasorchester bot der Zuhörerschaft einen aufschlußreichen Streifzug durch die banater Blasmusikliteratur.
Der Eingangsmarsch Fanfare militaire von Josef Ascher (1829 -1869) kann als Hommage an die Militärmusik verstanden werden. Diese hatte sich nach der Jahrhundertwende positiv auf das Gedeihen der banater Dorfkapellen ausgewirkt.
Klassische Werke mit dominanten Bläsersätzen eignen sich besonders für Blasorchester. Allerdings sollte dieses dann auch auf einem hohen interpretativen Niveau stehen. Das Blasorchester der banater Musiker war ein solch homogener Klangkörper, obwohl es nur eine dreistündige Probe absolviert hatte. Das Orchester klang im lyrischen Teil der Ouvertüre zum Operetteneinakter Leichte Kavallerie von Franz von Suppé (1819 - 1895) einem mit Streichern bestückten symphonischen Orchester sehr ähnlich. Mitreißen konnte dann das bekannte Schlußthema in Marschform. Hier hätte eine stärkere (rein zahlenmäßig)  Flügelhorn- und Trompetenbesetzung bestimmt gutgetan.
Ein Einstieg in die authentische banater Blasmusikliteratur schaffte das Orchester bravourös mit Richard Bartzers (*1926) Konzertmarsch Zum Königstein. Mathias Loris, der für die Programmgestaltung zeichnete, dirigierte dann seine eigene Blasorchesterfassung des rumänischen Liedes Lino, Leano von Nicolae Ursu (1905 - 1969). Die eigenartige Harmonie dieses Werkes klang trotz einer nicht abzustreitenden Fremdheit dank der Blasorchesterbearbeitung irgendwie vertraut. Man wurde spontan an die großen "fanfare populare", wie sie im Ardeal und in der Moldau anzutreffen sind, erinnert. So und nicht anders vermittelt man Kultur über Grenzen hinweg. Als Bereicherung und nicht als Dominanz muß man Kulturgut anderer Landstriche präsentieren. Wie gut aber auch das deutsche Melodiegefühl in der banater Blasmusik zum Tragen kam, konnte man anschließend dem Konzertwalzer Du mein Banaterland von Nikolaus Maser (1920 - 1984) entnehmen. Daß Loris hier seine Erfahrung in die Partitur einbrachte, ohne allerdings die Themen des Werkes zu mißbrauchen, hat das Stück sicherlich aufgewertet. Der Leistungsnachweis des Komponisten wurde dadurch in keiner Weise geschmälert.
Deutsche Blasmusik erklingt nur noch selten in den banater Dörfern. Aber die "bleckmusic" wird von den Rumänen weiter gepflegt, wenn auch nicht mit der ethnologischen Bedeutung, die die Banater Schwaben ihrer Blasmusik beimaßen. Hier in Deutschland lebt die Blasmusik des Banaterlandes aber vor allem dank einiger Komponisten der mittleren Generation weiter. Franz Watz (*1949), Günther Friedmann (*1952) und Mathias Loris (*1951) sind nur drei Beispiele für die künstlerisch äußerst kreative Musikergeneration, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus dem Banat in die Bundesrepublik kam. Walzer und Polkas, aber auch ein Konzertstück (La Donna divina von Franz Watz) kamen von diesen Tondichtern zur Aufführung. Der böhmische Einfluß ist in ihren Werken nicht zu verkennen. Loris steht mit seinem Marsch Die Jahrmarkter Musikanten in der Tradition der K.u.k.-Militärmärsche.
Die Gesamtdarbietung dieses Konzertes war von der natürlichen Musikalität des Orchesters geprägt. Diese entsprang dem ungezwungenen Verhältnis, das die Musikerinnen und Musiker mit banater Vergangenheit, heute Musiklehrer, Bläser in Polizei- und Symphonieorchester oder Laien mit Musikausbildung und reger Musiktätigkeit, zur Blasmusik haben. Der Versuch, von Gagen verwöhnte Musiker zu einem altruistischen Engagement aus purer "Liebe zur Blasmusik" zu gewinnen, ist gelungen. Warum auch nicht? Chöre bereichern unser Leben schon seit Menschengedenken mit selbstloser Hingabe für die Kunst der Stimmeneintracht. Die banater Musiker haben einen neuen Weg in der Perzeption ihres Musikverständnisses beschritten. Wenn die organisatorischen Mängel dieses Konzertes, die die professionelle Einstellung der meisten Protagonisten zwar nicht beeinträchtigten, darum aber trotzdem nicht minimalisiert werden sollten, abgestellt werden können, dürfte es nicht bei dieser herrlich summenden Eintagsfliege bleiben.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 10. September 1995

Dienstag, 13. September 2016

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 80

De Gscheidst gebt noh, hot de Ochs em Fleischhacker gsaat. 

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 6. September 2016

Wie gefielen Ihnen die Loriskapellen?

Es antworten Reschitzaer Konzertteilnehmer
Peter Lulay, 42, Bautechniker: Beide Orchester haben mich begeistert, das Programm war vielseitig, alle kamen auf ihre Rechnung. Man bot uns schöne Musik. Vielleicht weil ich ein leidenschaftlicher Blasmusikanhänger bin, gefiel mir der erste Teil besser. Damit will ich nicht gesagt haben, dass die Unterhaltungsmusik mich nicht angesprochen hat. Es war Rhythmus und Melodie da. Ein erholsamer Abend. Mein Wunsch: das nächstemal mehr Volksmusik.
Dr. Anton Kieszer, 49: An diesem Abend fiel mir meine Studentenzeit ein. Man bot einen sehr schönen Walzer, den mein gewesener Professor I. G. Stoica komponiert hatte, mit viel Gefühl dar. Mich hat das sehr beeindruckt. Das originelle Stück Musikantenstreik, von Peter Loris, dem Gründer der Loris-Kapelle, war äußerst nett. Ein Hinweis, dass die Jugend Musik machen soll? Die Tanzmusikkapelle möchte ich immer so klingen hören, auch auf den Bällen.
Johann Klein, 44, Techniker: Ein ausgezeichneter Klangkörper. Die Jahrmarkter waren oft in Reschitza und haben uns nie enttäuscht. Ich liebe Blasmusik, weil ich der älteren Generation angehöre. Im nächsten Programm möchte ich mehr Volkslieder hören. Danke für den schönen Abend.
Franz Kehr, 57, Spielleiter der deutschen Operettengruppe: Der Besuch der Loris-Kapelle war für uns ein Ereignis. Sie bewies, dass auch Laienspieler ein beachtliches künstlerisches Niveau erreichen können. Dies gibt uns Mut und Kraft, unsere Operettentradition weiter zu pflegen. Ich weiß, wieviel harte, aufopferungsvolle Arbeit hinter so einer Aufführung steckt. Darum Hut ab vor dem Dirigenten Prof. Matthias Loris und vor jedem Mitwirkenden. Möge ihr Schwung, ihr Wille, die Kulturtradition ihrer Gemeinde weiter zu fördern, erhalten bleiben.
Josef Dudl, 80, langjähriger Leiter der Reschitzaer Blasmusik und des Operettenorchesters: Die Aufführung gefiel mir sehr gut. Die Leistungen beider Kapellen grenzen an Berufsmusik. Sie dienen als Beispiel. Das Repertoire ist abwechslungsreich, die Interpretation pedant, die Instrumente genau gestimmt, was leider heutzutage selten vorkommt. Professor Loris möchte ich sagen, dass ich mit seinem Großvater in der Braşover Militärmusik gespielt habe. Es freut mich außergewöhnlich so gute und junge Musiker zu hören.
Dipl.-Ing. Oskar Ferch, 50, Vorsitzender der deutschen Operettengruppe: Es ist schon Tradition, dass die Loris-Kapelle uns besucht. Sie bietet immer gute, gediegene Blasmusik. Das Unterhaltungsorchester wies ein höheres Interpretationsniveau auf. Wenn die Loris-Kapelle sozusagen zur hauseigenen Musik des Ensembles wurde, bedeutet dies noch immer nicht, dass Reschitza für andere Formationen tabu ist. Im Gegenteil: Wir erwarten alle mit offenen Toren. Die Kreisgrenze sollte auch von anderen Kapellen überschritten werden. Solche Konzerte sind hier beliebt, und ein volles Haus ist so wie sicher.

Redaktion: Desiderius Wittmann

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 6. April 1980

Dienstag, 30. August 2016

Die Blasmusik bleibt ein Kulturgut der Banater Schwaben

Berufsmusiker spielen zum ersten Mal gemeinsam auf
Ein außergewöhnliches Blasmusikkonzert fand im Rahmen der 8. Kultur- und Heimattage der Banater Schwaben in Würzburg statt. Versucht man den Entstehungsprozeß einer solchen Kulturproduktion chronologisch festzuhalten, so muß man gerechtigkeitshalber zuerst nach den Köpfen Ausschau halten, in denen die Idee dazu entstanden ist. Schon vor vielen Monaten träumten unruhige Geister unserer landsmannschaftlichen Führungsgremien, vor allem Peter Krier und Franz Andor, von einem Blasmusikkonzert. Das Außergewöhnliche dieser noch vagen Vorstellungen lag in der Substanz, die das Orchester auszeichnen sollte. Man stellte sich ein Blasorchester vor, dessen Mitglieder aus dem Banat stammen, zumindest ein Musiklyzeum/-gymnasium besucht haben und zur Zeit haupt- oder nebenberuflich als Musiker/-innen tätig sind. Das klang natürlich gleich nach einem künstlerisch hochdotierten Profi-Ensemble, das es bekanntermaßen ja nicht gibt, aber - und hier ruht der wertvolle Kern des Urbildes - für ein Konzert entstehen könnte. Als dann an einem Sonntagmorgen Peter Krier die Telefonnummer von Mathias Loris wählte, hatte er die richtige Intuition, denn auch im Hinterkopf dieses in der Jahrmarkter Blasmusiktradition tief verwurzelten Musiklehrers schlummerte schon lange ein ähnlicher Gedanke. Der Funke zündete. Loris ließ seinem organisatorischen Talent freien Lauf - worüber sich mit Sicherheit sogar die Deutsche Telekom freute - und brachte ein 36 Frau/Mann starkes Blasorchester auf die Bühne des Congress Centrums Würzburg.
Aus allen Teilen Deutschlands, von Celle bis Bad Reichenhall, waren die Musiker/-innen an diesem hochsommerlichen 8.Juli angereist. Was sie dann vorfanden, war kein kühler, konzentrationsfördernder Konzertraum, sondern ein an der Sonnenseite gelegener, 40 qm großer Umkleideraum, in dem sich eine unerträgliche Hitze staute und der als Proberaum genutzt werden mußte.
15.00 Uhr. Die Probe beginnt. Die ersten Takte klingen unsicher. Man kennt sich zwar, muß sich aber musikalisch aneinander gewöhnen. Loris ermuntert, gibt selbst einen zögerlichen Einsatz zu. Schließlich ist das nicht seine Kapelle. Hier sitzen ebenbürtige Kollegen. Der Dirigentenstab hämmert aufs Pult. Noch einmal von A, doch ohne dal segno. Die Zeit drängt. es wird immer besser. Musik entsteht, beginnt trotz der unmenschlichen Schwüle zu klingen, schön zu klingen. Die Tür zum Korridor steht offen, um ein wenig Durchzug zu schaffen. Eine vorbeieilende Frau - alle scheinen es an diesem Nachmittag eilig zu haben - bleibt brüsk stehen, lauscht, wirft einen Blick in den übervollen Raum und wendet sich an einen friedlichen Kiebitz: "Do kriet mer jo Gensehaut." Und das bei diesen Temperaturen.
Dann Pause. Endlich bringt jemand Getränke. Was hier abläuft, kommt einem Wunder gleich. Kaum einer schimpft, obwohl Grund genug da wäre. Zum Meckern ist keine Zeit. Erzählen, fragen, informieren, Meinungen austauschen, Erinnerungen auffrischen. Da stehen doch wahrlich drei Klarinettisten beisammen und jagen irgendwelche Tonleiter durch ihre mit komplizierter Mechanik bestückten Holzröhren. "Der Neu war schon immer Schnell", zollt Stritt seinem Kollegen Anerkennung. Die vergessen alles um sich, wenn's um die Musik geht. Irrsinn! Der schönste der Welt.
Probe, zweiter Teil. Böhmische Blasmusik. Man kommt schneller voran. Die Solisten sind gänzlich verschwunden. Ein Klangkörper ist entstanden, zusammengeschweißt im wahrsten Sinne des Wortes.
Foto: Helmut Graf
21:00 Uhr. Mit einstündiger Verspätung - Politik beeinflußt unser Leben - beginnt das Konzert. Was nach einem bereits bewältigten Zwölf-Stunden-Tag mit Tanz, Marsch, Lied und Festreden wohl niemand mehr für möglich gehalten hätte, trat wirklich ein. Das Auditorium wurde aufmerksam. Schon die imposante dreistufige Orchesterarchitektur - Loris kennt sich aus - fesselte die Blicke. Die Fanfare in Marschform von Josef Ascher (1829 bis 1869) gibt den Musikern die nötige Sicherheit. Es klingt gut, kompakt, berauschend im Fortissimo, gefühlvoll im Pianissimo. Sogar die einzige Flöte kommt durch. Gut. Das Programm ist anspruchsvoll, ohne die Zuhörer zu strapazieren. Franz von Suppés (1819 bis 1895) Ouvertüre Leichte Kavallerie erklingt sehr nuanciert. Man spürt das professionelle Musizieren besonders in den Tempi und in der breiten Lautstärkenpalette.
Der Konzertmarsch Zum Königstein von Richard Bartzer und der Walzer Du mein Banater Land von Nikolaus Maser können jedes Blasmusikrepertoire bereichern. Mathias Loris hat zweifelsohne eine richtige Auswahl getroffen, als er sich für die zwei Banater Komponisten entschied. Auch die hervorragende Darbietung des rumänischen Liedes Lino, Leano von Nicolae Ursu kommt beim Publikum gut an. Die Orchesterfassung dieser "motive populare româneşti" hat Loris selbst geschrieben.
Wie künstlerisch produktiv die jüngste Musikergeneration - die das Banat noch bewußt als geographische Heimat erlebt hat - ist, zeigen die Kompositionen von Franz Watz, Günther Friedmann und Mathias Loris. Ihre Walzer, Polkas und Märsche legen ein klares Zeugnis von der Sensibilität der Banater Schwaben für egerländer und böhmische Blasmusik ab. Franz Watz ist aber in La Donna divina auch als ein Meister der Blasmusikklassik zu erkennen.
22:30 Uhr. Konzertende. Rhythmischer Applaus. "Zugabe! Zugabe!" Zwei folgen: Alte Kameraden und Radetzky-Marsch. Peter Krier, Geschäftsführender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, bedankt sich. Seine Idee wurde Wirklichkeit. Sein Dank, unser aller Dank und besondere Wertschätzung für eine hervorragende künstlerische Leistung gebührt den Musiker/-innen. Flöte: Helga Konyen (Banater Heimatort: Blumenthal, jetzige Wirkungsstätte: Musikschule Gerlingen); Klarinette und Saxophon: Richard Beisser (Großjetscha, Musikschule Schwäbisch Hall), Helmut Jung (Hatzfeld, Musikschule Raunheim), Walter Kindl (Deutschbentschek, Apian Gymnasium Ingolstadt), Martin Metz (Lugosch, Musikschule Sack), Johann Neu (Sackelhausen, Musikschule Ulm), Horst Reiter (Großjetscha, Musikschule Emmendingen), Otto Schmitz (Reschitz, Musikschule Ravensburg), Toni Schneider (Warjasch, Musikschule Trier), Josef Stritt (Saderlach, Musikschule Altensteig), Gerhard Stubner (Steierdorf, Musikschule Traunstein); Fagott: Traian Doru Murgu (Orawitza, Musikschule Lörrach); Flügelhorn und Trompete: Nikolaus Loris (Jahrmarkt, Engagementmusiker Karlsruhe), Peter Maser (Lenauheim, Musikschule Oldenburg), Josef Maurer (Hellburg, Musikschule Großberg), Karl Nagy (Temeswar, Musikschule Weißenburg), Peter Pesch (Jahrmarkt, ESWE-Werkorchester Wiesbaden), Hans Pitzer (Sackelhausen, Polizeimusikkorps Mainz); Tenorhorn und Bariton: Hans Breika (Temeswar, Philharmonie Ludwigshafen), Hans Kassner (Jahrmarkt, Polizeiorchester Wiesbaden), Helmut Pop (Dreispitz, Polizeiorchester Wiesbaden), Josef Wanyer (Jahrmarkt, Schwabenblaskapelle Rastatt); Posaunen: Uwe Schummer (Temeswar, Philharmonisches Orchester Bad Reichenhall), Georg Hromadka sen. (Temeswar, Rentner), Georg Reith (Deutschbentschek, Polizeimusikkorps Mainz); Waldhorn: Werner Gaug (Dreispitz, Polizeiorchester Wiesbaden), Hanno Hehn (Bogarosch, Audi-Werkorchester Ingolstadt), Michael Marki (Gilad, Musikschule Villingen-Schwenningen), Nikolaus Reinlein (Marienfeld, Musikschule Weißenburg), Franz Weissgerber (Tschene, Polizeimusikkorps Mainz); Baß: Alfred Bürger (Lowrin, Musikschule Celle), Heini Degrell (Triebswetter, Musikschule Rielasingen), Alfred Sutter (Deutschbentschek, Musikschule Aalen); Rhythmusgruppe: Georg Hromadka jun. (Temeswar, Musikschule Heidelberg), Viorica Siminescu (Buchenland, Musikschule Passau), Eckhart Stromer (Chicago-USA / Eltern aus Ulmbach, Student Konservatorium Würzburg); Dirigent: Mathias Loris (Jahrmarkt, Musikschule Ludwigshafen).
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 5. August 1995


Dienstag, 23. August 2016

Mittwoch, 17. August 2016

Loris-Kapelle begeisterte Reschitza

DW - Reschitza. Der jüngste Besuch der Loris-Blas- und Unterhaltungskapelle fand hier auch diesmal einen vollen Saal. Die deutsche Operettengruppe hatte sich dieser Veranstaltung angenommen und im Handumdrehen 400 Karten abgesetzt. Die Jahrmarkter zeigten sich von der besten Seite: das Programm bestand aus bisher in Reschitza nicht gespielten Stücken. Dirigent Prof. Matthias Loris griff auf ein Musikstück zurück, Den Musikantenstreik, den sein Urgroßvater Peter Loris 1933 komponiert hatte. Er ergänzte das Repertoire auch mit einem Walzer des Temeswarer I. G. Stoica. Beide Stücke ernteten stürmischen Applaus. Die Kapelle bewies mit dem Potpourri aus der Oper Die Hugenotten von G. Meyerbeer, dass sie technisch anspruchsvolle Partituren rein und genau meistern kann. Das Unterhaltungsorchester brachte jugendlichen Schwung auf die Bühne. Zu schätzen ist die Orchestrierung der Schlager, die der Kapellmeister besorgt hatte. Lob gilt den Gesangsolisten Erna Mathis, Annemarie Loris, Annemarie Seibert, Eva Stefan, die auch Ansagerin war, Hans Eichinger, Peter Pfeiffer, Nikolaus Seibert und Michael Bild. Die Jahrmarkter boten einen Unterhaltungsabend, bei dem sowohl die älteren als auch die jüngeren Semester auf ihre Rechnung kamen und über den noch lange gesprochen wird. Am Samstag geht das gleiche Programm in Hatzfeld über die Bühne.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 25. März 1980

Dienstag, 9. August 2016

Wenn die Tuba und das Klavier ...

In Jahrmarkt geborene Jugendliche erfolgreich bei "Jugend musiziert"
Mit welchen Erwartungen geht man eigentlich zu einer Tuba-Klavier-Darbietung? Ich gestehe, keine besondere Vorfreude auf einen musikalischen Genuß empfunden zu haben. Da überwogen doch deutlich Vorurteile, scheint das größte und weitläufig nur als Rhythmusbestimmer eingesetzte Blechblasinstrument doch völlig ungeeignet als Soloinstrument. Ein Ausflug in die Blasmusikgefilde sei ihm in einem Solopart dann doch mal gestattet. Aber in Begleitung eines Klaviers, der Königin der Instrumente schlechthin, die doch eher selbst brilliert, als da einem schwerfälligen Bombardon die Einsamkeit zu vertreiben, das erweckte in mir nicht mehr als Neugierde.
Meine Skepsis purzelte dann regelrecht, und das bereits nach den ersten Tönen. Da entwickelte sich in Frank Bencriscuttos (*1928) Concertino ein melodiereicher Dialog zwischen der Tuba und dem Klavier. In einem ergreifenden Andante religioso zeigte sich, wie einfühlsam eine Tuba klingen kann und wie zurückhaltend ein Klavier ein vergeistigtes Tuba-Thema zu einem metaphysisch angehauchten Höhepunkt - eigentlich als mitfühlende Partnerin - begleiten muß. Natürlich verschwand diese melancholische Stimmung alsbald und ging in ein beschwingtes Allegro über. Hier zeigte sich dann, was ein "Guter" aus der oft als träge verschmähten Tuba herausnehmen kann. Da folgte einem bemerkenswert lange anhaltenden, in Crescendo-Decrescendo-Modifikation bravourös gespielten Triller eine fulminante Triolenpassage, die nach einer kurzen Beruhigung in ein heroisches Finale mündete, das im Subcontra Es seine Krönung fand. Man spürte, daß dieses Stück der Tuba auf den Leib geschnitten ist. Ein Blick in die Partitur bestätigt dann auch diesen Einruck. Frank Bencriscutto ließ sich sechs Jahre Zeit (1963 bis 1969), um dieses einem ihm nahestehenden Tubisten gewidmete Werk zu vollenden. Um diesen Eindruck allerdings erwecken zu können, mußten der Solist und seine Begleiterin - welch ungerecht sprachliche Zuordnung - eine von jedweden sentimentalen (im Pianissimo) oder überexaltierten (im Fortissimo) Gefühlsduseleien entschlackte Spielweise finden, die dem Zuhörer mehr als Melodie und Gegenmelodie vermittelte. 
Quelle: BANATER POST, München
Trotz ihrer Jugend haben die beiden Gestalter dieses musikalischen Erlebnisses, Elke Loris (Klavier) und Siegfried Jung (Tuba), diese Spielweise gefunden. Daß sie diesen sehr lockeren, ja fast noch kindlich verspielten Stil auch unter Wettbewerbsdruck beim 32. Bundeswettbewerb "Jugend musiziert" beibehalten konnten, zeugt von der soliden musikalischen Ausbildung und pädagogischen Betreuung, die den zwei "Kids" zuteil wurde.

Siegfried Jung, Jahrgang 1979, wurde in Jahrmarkt geboren. Seine Kindheit durfte er schon in Osthofen verbringen. Als Achtjähriger versuchte er sich, wie viele seiner Altersgenossen, am Keyboard. Der Jahrmarkter / Osthofener Musiklehrer Mathias Loris brachte ihm die Grundkenntnisse der Tonkunst bei. Dem Beispiel seines Lehrers, aber auch dem seines Vaters, der auch einmal Trompete blies, folgend, griff der junge Jung zur Trompete. Nach drei Jahren Trompetenunterricht hatte er davon die Nase voll, langte nach der gewichtigen Tuba und hatte anscheinend sein Lieblingsinstrument gefunden. Der als Blasmusikfachmann bekannte Mathias Loris lenkte den begeisterten Jungen in die Richtung des professionellen Musizierens. Dazu gehört auch der Privatunterricht beim ebenfalls aus Jahrmarkt stammenden Musiklehrer und Tubisten Oswald Windrich. Siegfried Jungs Weg ins Junge Blechbläserensemble Mannheim und ins Sinfonische Jugendblasorchester Mannheim führte über den Kirchenmusikverein Osthofen und das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz. Der Schüler des Moll-Musikgymnasiums Mannheim ist auch bereits Mitglied im Deutschen Tubaforum e.V. Trotz dieser vielen Betätigungsfelder fruchtete auch die auf eine Solistenlaufbahn hinzielende Zusammenarbeit mit Elke Loris, der Tochter seines ersten Musiklehrers.
Elke Loris, Schülerin des Wormser Eleonoren-Gymnasiums , erlebte ihre ersten Kinderjahre in Jahrmarkt. Mit neun Jahren wurde sie vom Vater zum ersten Mal mit Begriffen wie Noten auf den Linien, Noten zwischen den Linien, Violinschlüssel, Baßschlüssel usw. vertraut gemacht. In der Musikschule Worms (Lehrerin: Frau Spitzreich) lernte sie dann die Herausforderungen und Reize des Klaviers kennen. Gewissermaßen in der Tradition ihrer Familie stehend, pflegt sie auch die Blasmusik. Im Kirchenmusikverein Osthofen, den ihr Vater seit zehn Jahren leitet, spielt sie Pikkoloflöte. Und weil Ungereimtheiten zur Faszination der Jugend gehören, sei eine solche auch aus dem musikalischen Werdegang der 17jährigen Elke Loris erwähnt: Sie hat sich nämlich noch nicht endgültig für die Musik als Berufsziel festgelegt.
Die sechs Juroren im Großen Saal der Stadthalle Fürth waren am 5. Juni von der künstlerischen Darbietung des jungen Duos überzeugt. Die beiden spielten auch eine Toccata von Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643) und die Romanze aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 bis 1791) Konzert in Es-Dur für Horn und Orchester K.V. 447. Für dieses sehr anspruchsvolle Programm wurden in einer für jedes Instrument einzeln vorgenommenen Bewertung sowohl Elke Loris als auch Siegfried Jung mit je einem hervorragenden zweiten Preis ausgezeichnet. Der Weg für weitere Erfolge ist somit beschritten. 
Anton Potche
aus BANATER POST, München, 10. Juli 1995

Dienstag, 2. August 2016

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 78

De Arme ehre Brot schmeckt besser wie de Reiche ehre Kuche.

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Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 26. Juli 2016

Bietet ihnen die Chance!

Im Gespräch mit Ricky Dandel, das unlängst in der NBZ erschien, stellte man die Frage, ob es in unserem Land eine rumäniendeutsche Schlagersängerbewegung gebe. Ich meine, dass man von einer ausgesprochenen Bewegung nicht reden kann, aber es gibt eine Menge guter Interpreten, die auf Landesebene unbekannt sind. Nichts gegen Ricky Dandel, Marius Ungureanu oder Manfred Seiler, aber die deutsche TV-Sendung müsste mal Ausschau auch nach anderen Sängern halten, denn die "Konkurrenz" ist da. Man muss sie nur ein wenig fördern, vorstellen. Dies halte ich für wichtig. An wen denk ich da? Zum Beispiel an die Jahrmarkter Hans-Kaszner-Kapelle. Hans Kaszner jun. und seine Band bieten nicht nur gediegene Musik, sondern auch gute Interpreten. Dann denke ich an Hans Griffaton, den ich vor Jahren hier in Moritzfeld erlebte und der auf mich einen sehr guten Eindruck machte. Herbert Lindner und Charlotte Bächler aus Bakowa sind mir von einer Hochzeit des vergangenen Herbstes bekannt. Sie sind, meiner Meinung nach, Klasse. Ich bin davon überzeugt, dass es noch viele andere gibt. Wem fällt die Aufgabe zu, diese ausfindig zu machen?
Helmut Ritter, Moritzfeld

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 21. März 1980

Dienstag, 19. Juli 2016

Die Geschichte der Ulmer Schachtel

Zum Artikel "Schachtel" kommt zur Sonderfahrt (DK vom 13. Juni):
Die "Ulmer Schachteln", auch Ordinarischiffe genannt, erlangten geschichtliche Bedeutung, als sie im 18. Jahrhundert als Massentransportmittel eingesetzt wurden. Die Donaukähne brachten in den drei "Großen Schwabenzügen" (1717 - 1726 unter Kaiser Karl V., 1744 - 1772 unter Kaiserin Maria Theresia, 1782 - 1787 unter Kaiser Joseph II.) zirka 150.000 Siedler aus dem gesamten Gebiet des Römischen Reiches Deutscher Nation nach Südosteuropa. Dieses Transportmittel - 1897 transportierte eine "Ulmer Schachtel" zum letzten Mal Fracht donauabwärts - hat sowohl bei Geschichtsschreibern als auch bei Literaten Anerkennung gefunden.
Der Historiker Emil Franzel schreibt in seiner Geschichte des deutschen Volkes , Prisma Verlag, 1985: "Die entvölkerten Gebiete Südungarns wurden von deutschen Kolonisten, vor allem von Schwaben, besiedelt. Der große Schwabenzug hat Tausende Siedler auf den Donaukähnen, den Ulmer Schachteln, stromabwärts in die Gebiete an der Donau, Save, Theiß und Temesch geführt. Im Banat entstand eine der fruchtbarsten Provinzen des habsburgischen Reiches mit zahlreichen deutschen Städten und Dörfern, im übrigen aber auch mit einer nationalen Gemengenlage, wie sie in ganz Europa einzigartig blieb."
In Adam Müller-Guttenbrunns (1852 - 1923) Roman Der große Schwabenzug, Hartmann Verlag, Sersheim, 1990, ist nachzulesen: "Und da standen die Leute am Ufer, und in ihren bunten Trachten spiegelte sich die Morgensonne. Sie schauten zu, wie die Ulmer Schachteln sich zur Abfahrt bereitmachten und beredeten alles. Das Ordinarischiff ging immer zuerst. Das hatte längere Zollplackereien in Passau und Engelhartszell zu bestehen, weil es allerlei Waren transportierte, die versteuert werden mußten. [...] Jetzt bestieg der Schiffsmeister den Steuerstuhl und schwang die Ulmer Flagge. [...] Die Ruder griffen ein, das Ordinarischiff setzte sich langsam in Bewegung. Zurufe wurden laut, Hüte wurden geschwungen, und das Schiff sauste durch den mittleren der fünfzehn Brückenbogen in der besten Strömung dahin." (Romanszene aus der "freien Reichsstadt Regensburg" zur Zeit des ersten Schwabenzuges).
Wie schicksalhaft eine Reise auf der Donau in die unbekannte, gefahrvolle und beängstigende, aber trotzdem hoffnungsbeladene südosteuropäische Zukunft damals war, belegen am deutlichsten erhaltene Zeitdokumente , wie zum Beispiel der Brief, den der Siedler Johann Bornnert im Jahre 1784 nach Albersdorf in Lothringen schrieb: "Wo mir auf Wien komen sein zu dem Kayser, so hat er uns in das Ungern hinein gethan in Binat ... mir sein glücklich angekommen auf dieser Reise frisch und gesund, meine Frau ist zwar in das Kindbet komen auf dem Schiff, aber Gott sey Lob und Danck das Kind hat den heiligen Tauf bekomen, nach dem der liebe Gott es von der Welt abgeholt. Mir ein schwerliche Reis gehabt, es hat uns viel Geld gekost, aber mir haben es bald vergessen, den es ist alles wollfäll." (aus DONAUSCHWABEN-KALENDER 1990, Donauschwäbischer Heimatverlag, Aalen/Württemberg).
In Anbetracht dieses erschütternden Dokuments sollte man doch auch Frauen auf die Ulmer Schachteln lassen. Ohne die Opferbereitschaft der Frauen wären die "Großen Schwabenzüge", nie in Gang gekommen, und die "Ulmer Schachtel" wäre um ein prägendes Geschichtsmerkmal ärmer, ja vielleicht sogar in Vergessenheit geraten.

Anton Potche

aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 27. Juni 1995

Dienstag, 12. Juli 2016

Dienstag, 5. Juli 2016

Mit dem Konzert "Melodien und Rhythmus"

gastieren die Jahrmarkter Loris-Kapelle und ihr Unterhaltungsorchester, beide unter der Leitung von Prof. Matthias Loris, am Samstag, 19:30 Uhr, im Reschitzaer Kulturhaus der Gewerkschaften. Karten im Vorverkauf an der Kasse des Kulturhauses, täglich von 10 bis 13 bzw. 17 bis 20 Uhr.





aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 
18. März 1980

Dienstag, 28. Juni 2016

"Trompetengrüße" von Helmut Kassner

Das Schwerste für einen Künstler ist wohl das Eindringen in bestehende Phalanxen von Berühmtheiten. Obwohl es diese "geschlossenen Schlachtreihen" im gnadenlosen Konkurrenzalltag gar nicht gibt, tragen die etablierten Namen - oft ganz und gar ohne die Absicht ihrer Träger - dazu bei, daß Neulinge in allen Sparten der Kunst vom Publikum kaum registriert werden. Die nur noch auf kommerziellen Erfolg, sprich hohe Einschaltquoten, getrimmten Fernsehanstalten tun ein Übriges. Man muß schon von einem mit Worten schwer definierbaren künstlerischen Drang beseelt sein, um sich heute noch auf die Stufen, die zum Tempel der Unsterblichkeit führen, zu wagen, zumal ein solcher Entschluß oft einem finanziellen Abenteuer gleichkommt. Wer da noch versucht, auf einem so dicht bebauten Feld wie das der Instrumentalsolisten Wurzeln zu fassen, der darf nicht nur ein hervorragender Interpret sein, sondern der muß auch mit Neuschöpfungen aufwarten, die bereits beim ersten Abspielen einer CD bleibende Eindrücke hinterlassen.
Der vor 34 Jahren in Jahrmarkt geborene Trompeter Helmut Kassner hat es versucht. Trompetengrüße können vielsagender als oft wohlfeile Liedverse sein. Was einem Zuhörer von der gleichnamigen CD entgegenklingt, ist Gefühl pur, und es ist vor allem eine beglückende Opulenz von Melodie, die einen plötzlich berieselt. Wie formulierte es doch der Feuilletonist der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Klaus Konjetzky so trefflich: "Bei Musikstücken ist es wie bei den Frauen: Selbst die schönsten haben Stellen, die sind noch schöner. Hier wie dort gibt es viele, die haben überhaupt nur eine Stelle, auf die fahren wir ab. Nun ist der Weg zu solchen Stellen oft sehr lang. Zu lang. Nehmen wir Dvoraks Neunte, die <Aus der neuen Welt>. Gut. Aber das Beste kommt erst im zweiten Satz: dieses americo-böhmische Englischhorn-Largo, das uns so wunderbar weh macht."
Bei Helmut Kassner muß man nicht warten, obwohl eine Spannung produzierende Steigerung, unterbrochen von einem naturalistischen Gruß aus Oberkrain, - mußte das sein? - auch bei seinen Trompetengrüßen erkennbar ist. Bloß spürt man hier, im Gegensatz zu einem zeitlich gedehnten klassischen Werk, das Warten auf einen sich dem Gedächtnis einprägenden Höhepunkt nicht. Man gleitet sachte von Melodie zu Melodie und lauscht wunderbaren Dialogen, die die Trompete mit einer weinenden Posaune, mit dem sehnsuchtsvollen Schwingen der Saiten einer klassischen Gitarre und nicht zuletzt mit einer trotz stellenweiser Melodieführung zurückhaltenden Orgel (Keyboard) führt. Musik zum Träumen, und das vor allem dank des in allen Lagen sehr schönen Klanges der Trompete. Und wenn ihre Klänge durch die Abenddämmerung schweben, dann bieten sie uns den musikalischen Höhepunkt dieser CD in einer fantastischen Symbiose zwischen mioritischem (mioriţa = Schäflein) Doinaklagen, wie es nur die Karpatentäler kennen, und einem an den spanischen Bolero erinnernden Tamburinrhythmus.
Man gerät beim Anhören dieser Scheibe leicht ins Schwärmen und vergißt dabei die Menschen, Komponisten und Interpreten, die uns diesen Genuß hochwertiger Instrumentalmusik bieten. Wolfgang Gutmann, Nico Salerno, Wolf Weisser, Hans Bruss und vor allem Helmut Kassner selbst zeichnen für die Kompositionen und Bearbeitungen der zwölf Trompetengrüße. Musikalisch begleitet wird der Solist von Johann Kaszner, Hans Bruss, Friedl Crăciunescu, Axel Henninger und Alexander Babinetz.
Bestelladresse: Helmut Kassner, Auf Wies 13, 72766 Reutlingen, Tel. 07121/470564
                                                                                                Anton Potche                                            
                                                
aus BANATER POST, München, 
20. Juni 1995


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