Der vor 34 Jahren in Jahrmarkt
geborene Trompeter Helmut Kassner hat es versucht. Trompetengrüße
können vielsagender als oft wohlfeile Liedverse sein. Was einem Zuhörer von der
gleichnamigen CD entgegenklingt, ist Gefühl pur, und es ist vor allem eine
beglückende Opulenz von Melodie, die einen plötzlich berieselt. Wie formulierte
es doch der Feuilletonist der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Klaus Konjetzky so trefflich:
"Bei Musikstücken ist es wie bei den Frauen: Selbst die schönsten haben Stellen,
die sind noch schöner. Hier wie dort gibt es viele, die haben überhaupt nur eine
Stelle, auf die fahren wir ab. Nun ist der Weg zu solchen Stellen oft sehr lang.
Zu lang. Nehmen wir Dvoraks Neunte, die <Aus der neuen Welt>. Gut. Aber das
Beste kommt erst im zweiten Satz: dieses americo-böhmische Englischhorn-Largo,
das uns so wunderbar weh macht."
Bei Helmut Kassner muß
man nicht warten, obwohl eine Spannung produzierende Steigerung, unterbrochen
von einem naturalistischen Gruß aus Oberkrain, - mußte das sein? - auch
bei seinen Trompetengrüßen erkennbar ist. Bloß spürt man hier, im
Gegensatz zu einem zeitlich gedehnten klassischen Werk, das Warten auf einen
sich dem Gedächtnis einprägenden Höhepunkt nicht. Man gleitet sachte von Melodie
zu Melodie und lauscht wunderbaren Dialogen, die die Trompete mit einer
weinenden Posaune, mit dem sehnsuchtsvollen Schwingen der Saiten einer
klassischen Gitarre und nicht zuletzt mit einer trotz stellenweiser
Melodieführung zurückhaltenden Orgel (Keyboard) führt. Musik zum Träumen, und
das vor allem dank des in allen Lagen sehr schönen Klanges der Trompete. Und
wenn ihre Klänge durch die Abenddämmerung schweben, dann bieten sie uns
den musikalischen Höhepunkt dieser CD in einer fantastischen Symbiose zwischen
mioritischem (mioriţa = Schäflein)
Doinaklagen, wie es nur die Karpatentäler kennen, und einem an den spanischen
Bolero erinnernden Tamburinrhythmus.
Man gerät beim Anhören dieser
Scheibe leicht ins Schwärmen und vergißt dabei die Menschen, Komponisten und
Interpreten, die uns diesen Genuß hochwertiger Instrumentalmusik bieten.
Wolfgang Gutmann, Nico Salerno, Wolf Weisser, Hans Bruss
und vor allem Helmut Kassner selbst zeichnen für die Kompositionen und
Bearbeitungen der zwölf Trompetengrüße. Musikalisch begleitet wird der
Solist von Johann Kaszner, Hans Bruss, Friedl Crăciunescu,
Axel Henninger und Alexander Babinetz.
Bestelladresse: Helmut Kassner,
Auf Wies 13, 72766 Reutlingen, Tel. 07121/470564
Anton Potche