Dienstag, 20. Dezember 2016

Erstmals "Maientanz" in Reschitza

Reschitza (NW). In der Nacht von Samstag auf Sonntag fand in der Kantine des Maschinenbaubetriebs im Lunca-Bîrzavei-Viertel eine Tanzunterhaltung statt., an der 500 Personen teilnahmen. Die als "Maientanz" bezeichnete Unterhaltung war im Namen des Reschitzaer deutschen Operettenensembles veranstaltet worden: die Organisatoren entsprachen damit dem Wunsch der Operettenfreunde und der deutschen Bevölkerung nach einem dritten geselligen Zusammensein im Jahr nach dem Maskenball im Februar und dem Operettenball im Oktober, die beide schon als traditionell gelten. Um das Gelingen der Unterhaltung hat sich insbesondere Dipl-Ing. Oskar Ferch verdient gemacht. Es spilelte die Hans-Kaszner-Kapelle von Jahrmarkt.
Das Programm wurde damit eröffnet, dass die Mitglieder des Ensembles und seines Chors - Dirigent Prof. Franz Stürmer - einige Lieder aus der Operette Tanz ins Glück von Robert Stolz (1889-1975) zum besten gaben; diese Operette wird gegenwärtig von Spielleiter Franz Kehr inszeniert. Es wird die sechste Operette von Robert Stolz sein, die das Ensemble aufführt. Das Ensemble würdigte auf diese Weise den Komponisten, seit dessen Geburt hundert Jahre vergangen sind; für die Musikfreunde ist 1980 das Robert-Stolz-Jahr. Ein anderer Programmpunkt war das musikalische Rätselraten, ebenfalls mit Liedern von Robert Stolz, wobei gleich elf Teilnehmer sich ein Anrecht auf den Preis erwarben und die Torte von Konditormeister Otto Hengstenberger unter sich aufteilten.


aus NEUER WEG,  Bukarest, 20. Mai 1980

Dienstag, 13. Dezember 2016

Ein neues Nachschlagwerk

Es ist aus mehreren Gründen ein gewagtes Unterfangen, eine Arbeit mit lexikalischem Gepräge über das Blas- und Unterhaltungsmusikwesen der aus Rumänien in die Bundesrepublik gekommenen Deutschen zu veröffentlichen. Erstens kommt niemand an den umfangreichen Werken Robert Rohrs vorbei, ohne Gefahr zu laufen, sich des Plagiats verdächtig zu machen. Zweitens scheint das Interesse an solchen Nachschlagwerken sich auf Insiderkreise zu beschränken. 
Stephan- Heinrich Pollmann hat diese Gefahr anscheinend erkannt, als er das Buch Banatschwäbische - und siebenbürger Blaskapellen und Musikgruppen in Deutschland verfaßte, denn er hat versucht, eine Ergänzung der auf diesem Gebiet bereits geleisteten Arbeit zu präsentieren, was der Untertitel seines Werkes auch kundtut: Werdegang und Tonträgerverzeichnis der Musikgruppen. In einem gewollt aktualitätsbezogenen Nachschlagwerk der hier behandelten Thematik verbirgt sich wiederum die Gefahr, bereits überholt zu sein, wenn es seine Leserschaft erreicht. Das liegt an der ständigen Personalfluktuation, der die Musikgruppen im harten Konkurrenzkampf unterliegen. Eine solche Zeitdynamik muß aber sogar von einem BROCKHAUS in Kauf genommen werden.
Was nun von Stephan-Heinrich Pollmann vorliegt, ist ein durchaus nützliches 365 Seiten starkes Nachschlagwerk, das einen geordneten Überblick über die LPs, MCs und CDs der Blas- und Tanzkapellen, die von Flüchtlingen, Vertriebenen und Aussiedlern aus dem ehemaligem Jugoslawien, Ungarn und Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurden, gewährt. Es gibt auch Informationen zur Entstehung der Kapellen, zu den musikalischen Leitern der Gruppen und zu einigen Komponisten. Wenn man das Buch dann zuschlägt, hat man die Fülle der Daten natürlich nicht gespeichert, was insofern nicht schlimm ist, da man es mit Hilfe eines gut konzipierten Inhaltsverzeichnisses schnell an der gewünschten Seite wieder aufschlagen kann. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis verhilft Wissensdurstigen weiter. Sowohl diese Quellenangaben als auch das Fehlen einiger bei landsmannschaftlichen Veranstaltungen öfter anzutreffenden Kapellen (allerdings ohne Studioproduktionen) zeigen, wie umfangreich die hier angegangene Thematik ist. Die in den Hitlisten vorzufindenden und aus Siebenbürgen und dem Banat stammenden Stars wären für dieses Buch bestimmt eine Bereicherung gewesen. Peter Maffay und Mara Kayser sind gemeint, auch wenn Letztere sich anscheinend schämt, in der Öffentlichkeit eine Banater Schwäbin zu sein. (Ob man als "Saarländerin" wohl eine schönere Stimme hat?)
Stephan- Heinrich Pollmann, Sohn eines Schager Landsmannes und einer Westpreußin, ist sich aber längst bewußt, daß er sich einer nie endgültig zu bewältigenden Arbeit angenommen hat. Er will weiter sammeln, recherchieren, ordnen, aufbewahren und langfristig auf ein neues Nachschlagwerk dieser interessanten Thematik - dreht es sich letztendlich doch um die kulturelle Bereicherung, die Flüchtlinge, Vertriebene und Aussiedler für Deutschland sind - hinarbeiten. Glück auf, Stephan-Heinrich Pollmann! Durch seinen Idealismus wird auch die skeptische und allzu oft geäußerte Theorie des biologischen Endes unseres Volksstammes widerlegt. Auch "Hiergeborene" zeigen Interesse an ihren südosteuropäischen Wurzeln.
Das Buch Banatschwäbische und siebenbürger Blaskapellen und Musikgruppen in Deutschland - für Verbandsvorstände auch empfehlenswert wegen den aktualisierten Kontaktadressen der Kapellen - kann bestellt werden bei: Stephan-Heinrich Pollmann, Marktstraße 5, 38678 Clausthal-Zellerfeld, Tel. 05323/83489. 
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. Oktober 1995

Dienstag, 6. Dezember 2016