Dienstag, 8. August 2017

Personelle Erneuerung im Ingolstädter BdV-Vorstand

Der Kreisverband Ingolstadt des Bundes der Vertriebenen hatte für Sonntag, den 12. November 1995, eine Delegiertenversammlung der ihm angeschlossenen Landsmannschaften und Heimatortsgemeinschaften einberufen. Als wichtigster Tagesordnungspunkt stand die Neuwahl des Vorstandes an. An der Versammlung nahmen 72 Delegierte teil. Sie stammen aus dem Banat, Böhmerland, aus Niemes, Oberwischau, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und aus dem Sudetenland.
In seiner Begrüßungsansprache verkündete der amtierende stellvertretende Vorsitzende Otto Glöser, daß am Vortag der langjährige Kreisvorsitzende des BdV-Ingolstadt und Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Eduard Steurer verstorben sei. Otto Glöser würdigte die allseits anerkannte Tätigkeit des rührigen sudetendeutschen Landsmannes, der vor 94 Jahren das Licht der Welt in Kumbach im Bregenzer Wald erblickt hat. Eduard Steurer war in gleichem Maße sowohl seiner vertriebenen Gemeinschaft als auch seiner nach 1948 neu erschlossenen Heimat ergeben. Von 1962 bis 1972 war er auch Mitglied im Stadtrat Ingolstadt.
Nach einer Schweigeminute setzte die Delegiertenversammlung ihre Arbeit fort. Über den Tätigkeits- und Kassenbericht kam man zügig zur Entlastung des alten Vorstandes und zu den Neuwahlen. Laut der Verbandsordnung des BdV-Bayern, dem auch der BdV-Ingolstadt angehört, musste die Wahl des Vorsitzenden und der vier Stellvertreter in geheimer Einzelabstimmung vorgenommen werden.
Zum Vorsitzenden wurde (mit 69 Ja- und 3 Nein-Stimmen) Johann Metzger, einer der bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der 40-jährige gebürtige Sanktandreser war der Favorit der in die Jahre gekommenen Vorstandschaft des BdV-Ingolstadt, hat er doch als Vorsitzender der Vereinigung der Banater Schwaben in Ingolstadt schon viel Erfahrung in der Vereinsarbeit gesammelt. Seine erfolgreiche Tätigkeit in der Kommunalpolitik lässt hoffen, dass die Landsmannschaften auch weiterhin als bereicherndes Element des hiesigen Brauchtums- und Kulturlebens betrachtet werden. Trotz aller Unkenrufe, die dem BdV landauf, landab ein absehbares, biologisch bedingtes Ende bescheinigen, ist in Ingolstadt eine Verjüngung dieses Verbandes gelungen, die wohl auch jenen den Wind aus den Segeln holen wird, die allzu gerne und stets voreilig das Wort Revanchismus in den Mund nehmen, wenn Vertriebene ihre Trachten anziehen und sich in ihrer Mundart unterhalten oder ehrfurchtsvoll – aber immer vorwiegend vom Heimweh und nicht von Rachegefühlen bewegt – ihren Vertriebenenpolitikern lauschen.
Neben Johann Metzger, der sich im März zur Wahl des Ingolstädter Stadtrates auf der CSU-Liste stellen wird, hat auch der junge, aber äußerst engagierte Tanzgruppenleiter der Siebenbürger Sachsen aus Ingolstadt Walter Schuller den Sprung in den engeren Führungskreis des BdV-Ingolstadt geschafft. Er wurde mit einem guten Wahlergebnis zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.  Die anderen drei Stellvertreter sind: Otto Glöser (Sudetenland), Oswin Dotzauer (Egerland) und Karl-Heinz Priemer (Sudeten-Schlesien). Dem 20-köpfigen Vorstand gehören auch die Banater/in Franziska Graf (Schriftführerin) und Horst Unterweger (stellvertretender Kassier) sowie der Vorsitzende des Kreisverbandes Ingolstadt der Siebenbürger Sachsen Ludwig Seiverth an. Alle anderen Sitze wurden paritätisch auf die angeschlossenen Verbände verteilt.
Vertriebene und Aussiedler haben in dieser Delegiertenversammlung bewiesen, dass ihre schicksalhaften  Gemeinsamkeiten die deutsche Verbands- und Kulturlandschaft auch weiterhin beleben werden. Eduard Steurer wäre mit dem hoffnungsträchtigen Bekenntnis seines Verbandes zum Weitermachen mit einer verjüngten Führungsmannschaft bestimmt zufrieden gewesen.

Anton Potche

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