Dienstag, 18. Dezember 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 117

Do geht's wie bei der Fraa, wie's Wäsche, Bigle un Backe zammkumm sin.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 11. Dezember 2018

„Freindschaftstanz“ beim Brauchtumsfest

Übervolle „Laawerhitt“ in Neupetsch / Zwei Kerweien in Jahrmarkt / Pischkia ohne Vortänzerpaar
[…]

LG – Jahrmarkt. Zwei Kerweizüge zu je 20 Trachtenpaaren gab es in diesem Jahr, die eine Gruppe feierte mit der Hans-Kaszner-Kapelle im Hof des Kulturheims und die andere mit der Loris-Kapelle auf der Tanzfläche im Gemeindepark.
Unter den Klängen der Loris-Blasmusik wurde Samstag die Kerwei ausgegraben und anschließend ging es zum Bürgermeisteramt und dann mit Einladungen und Weinkostproben durchs Dorf. Den Trachtenzug führten Vortänzerpaar Walter MathisMarlene Popatics, die ersten „Nohtänzer“ Manfred KilzerAnni Kasznel und die zweiten „Nohtänzer“ Günter BarthBrigitte Wagner an. Samstag abend gab es beim Vortänzer das traditionelle Paprikasch, Sonntag in der Früh wurden die Lose für Hut und Tuch verkauft. Nach dem Umzug durchs Dorf folgte im Park der hier typische Vortanz und die „Freindschaftstänze“ (der Verwandten, Freunde und Gäste). Hutgewinner wurde Sonntag Christoph Possler, das Tuch ging gestern an Mathias Kilzer. Kerweivater war auch in diesem Jahr Michael Loris, Kellner Nikolaus Sehler.
In der Handwerkergasse grub die zweite Gruppe Samstag, um 10 Uhr, die Kerwei (Flasche) aus und der Reihe nach ging es durch alle Gassen. Der Trachtenzug mit der Kaszner-Kapelle wurde vom Vortänzer Walter RosnerHilde Kohn, den Nachtänzerpaaren Richard KilzerHeidi Hügl und Herbert Friedrich - Marlene Loris angeführt. Als neuer Kerweivater wirkte Wilhelm Bild, den Spruch des Vortänzers hatte Marianne Ebner geschrieben. Nach dem Verkauf der Lose – beide Jungengruppen verkauften jeweils weit über 1000 Zettel – ging es auch Sonntag durchs Dorf. Gelungen war die Unterhaltung im Freien im Kulturheimhof, am Abend wurde im Kulturheimsaal weiter gefeiert. Hutgewinner wurde Johann Rosner, das Tuch ging gestern an Herbert Friedrich. Obwohl hier die Kerwei Dienstag abend begraben wird, folgt am Sonntag die Nachkerwei. Dann wird auch das Kerweifoto zu den Kapellmeistern nach Hause gespielt.

[…]
aus Neue Banater Zeitung, Temeswar, 16. Juni 1981

Dienstag, 4. Dezember 2018

DIE TEMESCH – lesenswerte Neuerscheinung


Der Schager Heimatbote DIE TEMESCH ist wieder unterwegs, und er vermittelt auch diesmal das Bild eines durchs Dorf ziehenden „Trummelmanns“. Was er mitzuteilen hat, liefert quantitativ und qualitativ ausreichend Stoff für eine lesenswerte Broschüre. Um die redaktionelle Gestaltung und den Druck zu ermöglichen, hat Franziska Graf weder finanzielle Risiken noch geistige Mühen gescheut.

Gewidmet ist die Nr. 2 dieses Heimatblattes „dem Gedenken an die Russland-Deportation vor 50 Jahren“, „damit in späteren Jahren so ein Unrecht, wie es an unseren Eltern, Geschwistern, unseren Lieben oder uns selbst geschah, sich nicht mehr wiederholt“, erläutert Anny Kleeb, die Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Schag, in ihrem Grußwort . Von den 76 Verschleppten aus Schag haben 16 die Heimat nicht wiedergesehen.

Man soll seine Toten und Opfer der Geschichte gebührend ehren, aber man soll es gleichzeitig vermeiden, mit ihnen in einem ausweglosen Vergangenheits- und Unrechtstrauma zu erstarren. Sie, unsere in der Heimatscholle oder in fremder, verbrannter Erde ruhenden Toten, wären wohl die Letzten, die das von uns erwarten würden. In diesem Sinne lässt auch die Verfasserin des Schager Heimatboten Nr. 2 DIE TEMESCH ihre Blicke durch die Gegenwart und die letzten zwei Jahre (seit erscheinen der Nr. 1) schweifen und präsentiert ab Seite 8 die Schager HOG als eine aktive Volksgruppenzelle der Banater Schwaben. Es tut immer wieder gut, zu erfahren, dass nicht nur die BANATER POST über die Kirchweihfeste unserer Landsleute quer durch Deutschland berichtet, sondern dass viele Stadt- und Regionalblätter diese Veranstaltungen für oft auch ausführliche Berichte wert finden. Man kann in dem gehefteten Büchlein nachlesen, wie Journalisten der Zeitungen Die RHEINPFLALZ, SÜDWEST und der GESCHÄFTSANZEIGER FÜR HAGENBACH UND KANDEL über die Banater Schwaben berichten.

Literarische Beiträge wirken sich auch in der TEMESCH wie Rosinen im Kuchen aus. Katharina Ochsenfeld-Mallingers Gedichte bringen den Informationsfluß des Büchleins (114 Seiten) zum schwingen, ohne ihn allerdings zu unterbrechen, und Nikolaus Mayers Lausbubenstreiche lassen denen Ion Creangăs nichts aus. Toll, wie der Mann schreibt. Mit welch unbeschwertem Hunor hier donauschwäbische Tugenden aus der Rutenzüchtigungszeit unserer Banater Vergangenheit zum Vorschein kommen, ist einfach faszinierend.

Alles in allem hat Franziska Graf mit diesem Heimatbote wieder ein Kleinod benatschwäbischer Kultur vorgelegt.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. November 1996

Dienstag, 27. November 2018

Dienstag, 20. November 2018

Deutsche Laiengruppen zur Landesphase

HF – Temeswar. Für den Endausscheid des Landesfestivals Cîntarea Românien – musikalisch-choreographische Darbietungen – qualifizierten sich bei der Zwischenkreisphase in Temeswar folgende Gruppen und Solisten: der Schubert-Chor (Dirigent Adrian Nucă-Bartzer), die Instrumentalgruppe der Lugoscher Volkskunstschule (Leiter Franz Metz), das Instrumentalquartett der Temeswarer Volkskunstschule (Leiter Heinrich Neumann), das Kammerorchester des Munizipalkulturhauses Lugosch (Dirigent Franz Metz), die Jugendblaskapelle (Dirigent Hans Kaszner) und das Blasmusikorchester (Dirigent Matthias Loris), beide aus Jahrmarkt, die Instrumentalsolistin Viorica Treuer (Klavier) von der Lehrergewerkschaft Lugosch, der Instrumentalsolist Josef Berwanger (Trompete) von der Volkskunstschule Lugosch, das Ballettduo der Temeswarer Volkskunstschule Christina Tines – Peter Minich (Choreographie Marcel Botscheller), die Tanzgruppen der Temeswarer Volkskunstschule (Ballett, Gesellschaftstanz, moderner Tanz: Choreographie Marcel Botscheller), das Volksmusiksextett Fahrende Musikanten der Temeswarer Volkskunstschule (Leiter János Kálmár), das deutsche Volksmusikquintett des Munizipalkulturhauses Lugosch (Leiter Martin Frombach).

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 2. Juni 1981

Dienstag, 13. November 2018

DIE TEMESCH ist unterwegs

Der Schager Heimatbote Nr. 2 – Erinnerungen, Geschichten und Schicksale

Je kleiner eine Ortsgemeinschaft ist, umso schwieriger gestalten sich die Arbeiten an einem periodischen Informations- und Lesebüchlein. Die Probleme sind sowohl finanzieller als auch thematischer Art. Die Herstellungskosten in den Druckereien unterliegen einer Inflationsrate, die weit über dem Preissteigerungsniveau der Konsumgüter und –leistungen liegt. Andererseits muß man das Büchlein so gestalten, dass es zumindest bei den Dazugehörenden der angesprochenen (wenn auch ehemaligen) Dorfgemeinschaft auf Interesse stößt.
Obwohl die Schager HOG nicht zu den stärksten – rein zahlenmäßig, versteht sich – gehört, hat ihre Schriftführerin Franziska Graf auch der zweiten Nummer des Schager Heimatboten DIE TEMESCH die Geburt ermöglicht. Schmerzhaft? Finanziell auf jeden Fall, denn die Druckkosten haben sich im Vergleich zur ersten Nummer (1994) glatt verdoppelt. Daß aber von einer großen Auflage, die den Preis drücken würde, nicht die Rede sein kann, zeigt eine Information zum Verkauf des ersten Heimatboten: „Vom Verkauf der Nr. 1 unseres Heimatboten DIE TEMESCH zum Preis von 10 DM, waren 2 DM als Spende für unsere deutschen Landsleute, die noch in Schag leben, gedacht. Zu der somit erzielten Summe von 550 DM, hat der Vorstand aus dem HOG-Fond 250 DM hinzugefügt (Nr. 2, S. 14). Das ergibt nach Adam Riese gerade 275 verkaufte Büchlein.
Als Verkaufszahl ist das nicht umwerfend, aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl Schags vor der Flucht 1944 schon bemerkenswert. Damals lebten in Schag nach der Statistik des Heimatbuchautors Jakob Schmidt 1338 Deutsche in 333 Hofstellen. Das würde immerhin bedeuten, dass in 82,5 Prozent der von Deutschen bewohnten Häusern in Schag ein Heimatbote dankbare Leser gefunden hätte, wenn …
Ja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre, würde es den Schager Heimatboten – zumindest mit der jetzigen Themenpalette – gar nicht geben und man würde besonders das Motto der Nr. 2 auch nicht missen: „Gewidmet dem Gedenken an die Russland-Deportation vor 50 Jahren – 14. Januar 1945“.
114 Seiten bedruckt und reich bebildert mit Nachrichten über Schager Menschen von einst und heute liegen nun vor. Leider zählen zu den Einstigen auch die 16 in Rußland verstorbenen Schager. Ihnen gilt auch der erste Beitrag in diesem vertrauensseligen Büchlein. Namentlich werden auch die verstorbenen Schager der letzten zwei Jahre erwähnt.
Dann darf man staunen, auf wie viele Leistungsträger aus den eigenen Reihen die Schager stolz sein können: Toni Mager, Pfarrer Michael Sauer, Gregor Weber, Klaus Lohmüller, Prälat Dr. Joszef Fodor und viele andere, die sich oder Bekannte in irgendeinem der Beiträge oder auf den 134 Photos in bemerkenswert guter Qualität erkennen werden.
Der Schager Heimatbote Nr. 2 DIE TEMESCH gewährt Einblick in das Innenleben einer intakten Heimatortsgemeinschaft (HOG) und ist nicht nur für die Schager ein kurzweiliger „Trummelmann“. Franziska Graf hat auch diesmal ein reiches Gemeinschaftsspektrum gebündelt, und sie denkt bereits an die Nr. 3, wie ihr Aufruf auf der letzten Seite kundtut. Gebeten wird um Erinnerungen, Familiengeschichten und Schicksale sowie Erfolgserlebnisse von Schager Landsleuten für die nächste Ausgabe des Schager Heimatboten DIE TEMESCH.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 27. Oktober 1996

Dienstag, 6. November 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 115

Do blitzt's, do dunnert's un do schlaat's in.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 30. Oktober 2018

Von Alt bis Zinne

Rund 2500 Zuschauer besuchten die Vorstellungen der Jahrmarkter Loris-Kapelle – Leitung Prof. Mathias Loris – in den Burzenländer Ortschaften Hălchiu, Cristian, Codlea, Hărman und Rosenau. Das bunte Programm mit Blas- und Unterhaltungsmusik erfreute sich bester Aufnahme seitens des Publikums.


      aus KARPATENRUNDSCHAU,
Kronstadt, 8. Mai 1981

Dienstag, 23. Oktober 2018

Unter lachender Sonne

Stimmen und Stimmungen zum Tag der deutschen Heimat

3. Oktober 1996. Tag der Deutschen Einheit. 11:30 Uhr. Nebel verhüllt die Stadt. Ich betätige die Fernbedienung und bin via Bildschirm beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in der Residenz zu München live dabei. Nach der Egmont-Ouvertüre tritt Edmund Stoiber, Ministerpräsident Bayerns und Bundesratspräsident, ans Rednerpult und beschwört die nationalstaaliche Eigenständigkeit als Grundstein für eine „europäische Friedensgemeinschaft“.
Bundespräsidentin Rita Süssmuth plädiert für die Pflege aller kulturellen und traditionellen Landsmannschaftswerte. Die bunte Andersartigkeit der deutschen Regionen fördere die Heimatgefühle der Menschen und mache Deutschland erst lebenswert. Das gilt jetzt, nach sechs Jahren Einheit mehr denn je, bleibt doch das so wichtige Verstehen des Andermanns für das weitere Zusammenwachsen unseres Landes auch in Zukunft von vordergründiger Bedeutung.
Nach einem Solo für Horn und Orchester von Richard Strauss schreitet der ungarische Ministerpräsident Gyula Horn zum Rednerpodest. Er würdigt die Deutsche Einheit als „Siegel auf dem Vertrag, den die Bürger Europas miteinander bereits geschlossen hatten“. Der Mann, dessen Verdienst am Öffnen des Eisernen Vorhangs unbestritten ist, spricht ergreifende Worte über die Ereignisse, die an der österreich-ungarischen Grenze dem Fall der Berliner Mauer vorausgingen. Seine Bewunderung für das deutsche Volk, für die Art und Weise, wie es das Geschichtserbe zweier Diktaturen bewältigt, klingt aufrichtig.
Und es hört sich wie ein Trost an, wenn er den Deutschen mit sachlichen Worten zu verstehen gibt, dass auch sein Volk eine unrühmliche Geschichtsperiode zu bewältigen hat: „Die ungarisch-deutschen und die deutsch-ungarischen Beziehungen haben neben vielen anderen auch einen speziellen emotionalen Aspekt. Nach 150 Jahren Besatzungszeit und einem über das Land fegenden Krieg wurden in den verwüsteten und entvölkerten Gebieten des damaligen Ungarn Schwaben und Sachsen angesiedelt, damit sie das Land bevölkern und durch ihre Kultur bereichern. Nicht nur die Geschichte, auch die ungarische Literatur bezeugt, dass die Nachfahren der Ansiedler in Ungarn eine wahre Heimat gefunden haben. Sie kämpften in den immer wieder aufflackernden Unabhängigkeitskriegen Schulter an Schulter mit den Ungarn. […] Eine verwerfliche Folge des für alle Völker verheerenden Zweiten Weltkrieges war die kollektive Brandmarkung und ungerechte Behandlung der in Ungarn lebenden deutschen Minderheit. Es ist bewegend, wie unsere einstigen Landsleute ihre Bindung an Ungarn bis zum heutigen Tag bewahrt haben und nun von Deutschland aus die alte Heimat besuchen. Nicht nur ihren in Ungarn gebliebenen Angehörigen zuliebe, nicht nur um Kindheitserinnerungen wach werden zu lasse, sondern auch, da sie die mit den Ungarn gemeinsame Donaulandschaft nicht vergessen können und wollen. Ungarn heißt die Ausgesiedelten unter den Nachbarn als Familienmitglieder willkommen. Kommen Sie und bringen Sie möglichst viele Freunde mit. Die Bürger Deutschlands können in Ungarn jederzeit mit Achtung und echter Gastfreundschaft rechnen.“
Der Nebel hat sich gehoben. Die Sonne beschert uns einen goldenen Herbstnachmittag. Ich radle mit Frau und Kindern durch die herbstgefärbten Donauauen um Ingolstadt und denke an die Rede des ungarischen Ministerpräsidenten. Und ich könnte sie, weiß Gott, deuten. Man kann alles zerreden und mit bohrenden Fragen nach der absoluten Wahrheit suchen. Das bleibt aber letztendlich doch nur ein fruchtloses Unterfangen, und das besonders heute, an diesem Feiertag, an diesem vereinenden Strom und unter dieser lachenden Sonne.
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, 27. Oktober 1996

Dienstag, 16. Oktober 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 114

"Die Wuch fangt scheen on", hot de Zigeiner gsaat, wie er am Montach gheert hot, dass er noch an dem Tach ufghong werre soll.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 9. Oktober 2018

Herzlicher Empfang in Siebenbürgen

Temeswarer Schubert-Chor und Jahrmarkter Loris-Kapelle unternahmen Gastspielfahrten in die Kreise Sibiu und Brașov
Siebenbürgen-Tourneen gehören bereits zur Tradition des Temeswarer Schubert-Chors. 1972, 1978 sowie im Mai und Dezember 1979 wurden derartige Ausfahrten veranstaltet. Die diesjährige, die fünfte, wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Staatstheater organisiert. Der Chor unter seinem Dirigenten Adrian Nucă-Bartzer trat in Sibiu, Burgberg und Agnetheln auf. Dargeboten wurden Stücke des klassischen Repertoires (Schubert, Beethoven) sowie einheimischer Komponisten (Bartzer, Linster, Oschanitzky, Klepper), während der zweite Teil des Konzerts Volks-, volkstümliche und Frühlingslieder umfaßte. Die Schauspieler Helga Sandhof und Matthias Pelger trugen Gedichte vor. Als Solisten traten auf: Werner Stein, Irina Corpaș und Rudolf Henning, die Ansage besorgte Helmut Menning
In Sibiu sang der Chor in der Aula des deutschsprachigen Lyzeums. Der herzliche Empfang in dieser 600jährigen Schule, der reiche Applaus und die lobenden Worte zahlreicher Zuhörer waren ein guter Auftakt für die Gastspielreise. Im Harbachstädtchen Agnetheln war ein besonders begeistertes Publikum erschienen, das mit Beifall und Blumen nicht geizte. Beeindruckend war der Abschluss, als die Zuhörer mit dem Chor das Siebenbürgenlied – die Überraschung des Abends – sangen. Überall wurde der Wunsch laut, den Chor auch bei anderen Gelegenheiten wiederzuhören.
Die Ausfahrten der Temeswarer Sängerfreunde waren gleichzeitig ein Ausflug, der der Entspannung und der Möglichkeit diente, Land und Leute besser kennenzulernen. So war es auch diesmal. Besucht wurden Michelsberg mit seiner mittelalterlichen Burg, sodann die Stolzenburg in Slimnic und historische Sehenswürdigkeiten in Mediasch. In Michelsberg, wo die örtliche Blaskapelle durch die Gassen zog, um den Mai „einzuspielen“, kam es auf dem Dorfanger zu einer freundschaftlichen Begegnung, gegenseitig brachte man sich ein „Ständchen“ dar. In allen Ortschaften gab es Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen, neue Freunde zu gewinnen.
Vier Tage, drei Konzerte, Hunderte Kilometer, viel Spaß und Freude – das wäre das Fazit dieser Tournee, wobei die schönen Erinnerungen bleiben. Anstrengungen und Mühen jedoch rasch vergessen werden. Die Jahrmarkter Loris-Kapelle kehrte gestern abend von ihrer Gastspielfahrt durchs Burzenland zurück.

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 5. Mai 1981

Dienstag, 2. Oktober 2018

auf dem nebelhorn

lag mir die welt
zu füßen

zwischen uns
eine weiße schicht
statt freiblick
jenseits von füssen

der abstieg
war ein lebenwerden
stein um stein

die gams im fernglas
versüßt jede nichtigkeit
noch nie war ich so gerne
unwichtig und klein


obermaiselstein, 1996
anton potche


aus BANATER POST, München, 20. Oktober 1996


Dienstag, 25. September 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 113

Die Reiche koche mit Schmalz, 
die Arme mit Wasser.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 18. September 2018

Blasmusik macht Laune

Zum Konzert der Jahrmarkter Loris-Kapelle in Temeswar
HM – Temeswar. Die Temeswar-Konzerte der Jahrmarkter Loris-Kapelle unter ihrem Dirigenten Prof. Matthias Loris gehören nun schon zur Tradition. Sonntag nachmittag lockte diese bekannte und wiederholt preisgekrönte Kapelle erneut rund 2000 Musikfreunde der Begastadt, aber auch aus umliegenden Gemeinden, in die Olympiahalle. Unter dem Motto „Blasmusik macht Laune“ wurde im ersten Teil des Konzerts Blasmusik dargeboten, erstmals kein Stück in der Orchestration des Kapellmeisters. „Wir versuchten so den Anschluss an das internationale Repertoire“ – so die Ansagerin Eva Jauch. Zur Eröffnung trat die Jugendkapelle mit dem Duett Gute Freunde auf. Es beeindruckten die klaren, reinen Töne, die perfekte Darbietung. Die „Kleinen“ bewiesen, dass sie das Werk ihrer Väter würdevoll fortsetzen wollen und können. Dann spielte die 43 Mann starke „große“ Kapelle Walzer, Polkas und Märsche. Es sangen Michael und Mathias Bild, Niki Seibert und Hans Eichinger. Beim Potpourri von Trinkliedern (Schunkelparade) durften die Zuhörer mitsingen. Alle dargebotenen Stücke bewiesen erneut das hohe Können dieser Kapelle. Im zweiten Teil des Abends kam dann das nicht weniger bekannte Unterhaltungsorchester zum Zug. Gespielt wurden ältere und neuere Schlager; ein besonderes Lob gebührt Josef Retter, der als Klaviersolist hervortrat. Gesangsolisten waren Hans Eichinger, Annemarie Loris, Annemarie und Niki Seibert, Peter Pfeifer, Michael und Mathias Bild und Eva Jauch, die auch die Ansage mit viel Humor und Würde besorgte. Die zahlreichen Wiederholungen und der reiche Applaus waren Ausdruck des Dankes für das gelungene Konzert und an die begeisterten Musiker.


aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 31. März 1981

Dienstag, 11. September 2018

„Mer sin doch Landsleit!“

Der Vorstand des Münchner Kreisverbandes absolvierte einen zweckmäßigen Stadtbesuch in Neuburg an der Donau


Was kann man an einem verregneten Samstag, von denen uns dieses Jahr einige beschert hat, unternehmen? Ein erfahrener Reisender wie Franz Andor, der Vorsitzende des Kreisverbandes München unserer Landsmannschaft, weiß da Bescheid. Man veranstaltet einen Stadtbesuch. Und wenn sich dann noch die Gelegenheit bietet, eine Stadt zu besuchen, die einen den Banater Schwaben durch seine Abstammung wohlgesinnten Bürgermeister hat, dann darf man sich sogar auf einen Empfang im Rathaus freuen.
Genau so geschah es am – natürlich verregneten und saukalten – Samstag, dem 14. September 1996. Franz Andor machte sich per Bahn – Wochenendtarife muß man bei der DB einfach nutzen – mit den Vorstandsmitgliedern des Münchner Kreisverbandes und deren Gattinnen auf den Weg nach Neuburg a.d. Donau. Auch Hilde Seitz und Traudl Mehringer vom Patenverein Waldfrieden Großhadern gehörten zu der Reisegruppe.
Durch die breit angelegte, mit anmutigen Villen gesäumte Bahnhofstraße gelangten die Münchner in die Altstadt und über einen imposanten Treppenüberbau ins Rathaus, wo Oberbürgermeister Hans-Günter Huniar sie begrüßte. Wo sonst die Neuburger Ratsherren (Stadträte) die Geschicke ihrer Stadt lenken, saßen nun die Banater Schwaben aus München und lauschten den Erläuterungen des OB, der mit einem ansprechenden Auftakt – „Mer sin doch Landsleit!“ – erst gar keine Befangenheit aufkommen ließ.
Natürlich hat auch Hans-Günter Huniar, wie wohl alle seine Amtskollegen in diesem Land, seine Sorgen. Und die gelten in erster Reihe den arbeitslosen Menschen. Neuburg a.d. Donau hat 30.000 Einwohner und ist dank einiger Industrieniederlassungen und eines tüchtigen Mittelstandes nicht überproportional von der Arbeitslosigkeit betroffen. Die Nähe von Audi in Ingolstadt wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Trotzdem liegt jeder Arbeitsuchende dem OB besonders am Herzen, weswegen ihm neue Investoren schon recht wären.
Neuberg a.d. Donau ist eine „Große Kreisstadt“, die Zuständigkeiten im Fischerei- und Baurecht, dem Bereich Volks- und Realschulen und in anderen Verwaltungsangelegenheiten wahrnimmt. Und der Oberbürgermeister? Ja, an diesem Titel scheint der lebensfrohe und in so manchen politischen Schlachten (leider auch wegen etlichen Abwehrgefechten gegen unfaire und schmutzige Angriffe von unpolitischen Interessenverfechtern geprägt) erprobte Hans-Günter Huniar seine Freude zu haben, denn er nennt ihn ein Relikt aus der Zeit, als Neuburg a.d. Donau noch eine „Kreisfreie Stadt“ war. Bei der letzten Gebietsreform 1972 hat Neuburg seine „Freiheit“ zugunsten des oberbayerischen Landkreises Neuburg-Schrobenhausen eingebüßt. Der OB-Titel ist aber geblieben, obwohl er eigentlich nur von Stadtoberhäuptern kreisfreier Städte getragen wird. Ein besonderer OB ist Hans-Günter Huniar also allemal. Daß er stets auch bestrebt ist, Besonderes für die Lebensqualität seiner Stadt zu tun, zeigen nicht zu guter Letzt die ca. 300 Neubürger, die sich jährlich hier niederlassen.
Hans-Günter Huniar nannte seine Stadt einen Geheimtipp für städtebauliche Beschaulichkeit. Wer mit offenen Augen durch die historische Oberstadt – früher hieß es: „Wer was ist und wer was hat, wohnt in der Oberstadt.“ – und die von architektonischer Modernität aufgewertete „Untere Stadt“ geht, wird sehr viele angenehme Eindrücke aus dieser Donaustadt, in der jährlich eine aus Ulm kommende Ulmer Schachtel auf ihrer Reise nach Wien, Budapest oder bis zum Schwarzen Meer anlegt, mit nach Hause nehmen.
Die Münchner spürten, daß sie einen Mann vor sich hatten, der sein Amt nicht nur mit Sachverstand, sondern vor allem mit viel Herz ausfüllt. Als er ihnen dann noch erzählte, dass er sich am nächsten Tag auf den Weg ins Banat machen würde, um endlich die Orte der Herkunft seiner Eltern (Vater aus Marienfeld, Mutter aus Albrechtsflor) kennenzulernen, waren sie sich sicher, daß ihr bis dahin nicht ausgesprochenes Vorhaben richtig war.
Weil Franz Andor es schon immer verstand, das Schöne mit dem Nützlichen zu verknüpfen, lud er den Oberbürgermeister der Stadt Neuburg a.d. Donau, Hans-Günter Huniar, als Schirmherr und Festredner zum „Großen Schwabenball, der am 11. Januar 1997 im Münchner Pschorrkeller über die Bühne geht, ein. Bekräftigt wurde diese Einladung mit einem Päckchen Banater Bratwurst – vielleicht hat der OB diese gleich als Stärkung mit auf seine Banatreise genommen – und einem Bierglas, gestiftet vom Patenverein Waldfrieden. „Banater Brotworscht und bayerisches Bier han schun immer zammgepasst.“
Über die Geschichte seiner Stadt hat Hans-Günter Huniar seinen Gästen nichts erzählt; das hat er einer charmanten und sehr gut informierten Stadtführerin überlassen. Margot von Heßling hat sich der Gruppe aus München angenommen und den wißbegierigen Banater Schwaben die Historie Neuburgs a.d. Donau, der Stadt der Renaissance und des Barock, in lebhaften, von Prinzen und Prinzessinnen, Grafen und Gräfinnen, mit all ihren Stärken und – oft zum Schmunzeln anregenden – Schwächen beherrschten Bildern näher gebracht. Spätestens als die Banater Schwaben im imposanten Schloßhof erfuhren, daß die umliegenden Gemächer wahrscheinlich vorübergehend auch von Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt, der zweiten Frau des Pfalzgrafen und Kurfürsten Philipp Wilhelm (1615 bis 1690), bewohnt wurden, spürten sie den Atem der Geschichte, der im 18. Jahrhundert auch die Geburt ihres Volksstammes ermöglicht hat. Die Gräfin schenkte nämlich 17 Kindern das Leben. Der als Schwiegervater Europas bekannte Vater hat diesen reichen Segen voll zugunsten seiner politischen Ziele wirken lassen. So wurde einer der Töchter, Eleonora von Pfalz-Neuburg, durch ihre Ehe mit Kaiser Leopold I. zur Großmutter Maria Theresias.
Nach einem kräftigen Mittagessen in einer gutbürgerlichen Wirtschaft ließen die Münchner ihren Ausflug nach Neuburg a.d. Donau mit einem Besuch des über die Donaustadt hinaus bekannten Töpfermarktes ausklingen.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. Oktober 1996

Dienstag, 4. September 2018

Dienstag, 21. August 2018

Eine volle Olimpia-Halle

Die Jahrmarkter Loris-Kapelle trat in Temeswar auf / Ein bunter Melodienreigen mit Volksweisen und Schlagern

Von Jakob Hanso  

Temeswar. – Die Loris-Kapelle aus Jahrmarkt hat am Sonntag abend erneut bewiesen, daß sie bei einem Auftritt mit Tausenden Zuhörern rechnen kann. Die Temeswarer Olimpia-Halle war voll bis zum letzten Platz. Nicht nur Temeswarer hatte der Blasmusikabend angelockt, sondern auch aus dem Kreis Temesch sowie aus den Kreisen Arad und Karasch-Severin waren Blasmusikfreunde und Loris-Fans zum Konzert gekommen. „Blasmusik macht Laune“ – das Motto, das die Leute um Prof. Mathias Loris für ihr Programm gewählt, ist zweifellos richtig.
Die „Laune“ begann schon am Anfang mit dem Auftritt der aus etwa 25 Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren bestehenden Nachwuchskapelle des Mathias-Loris-Ensembles. Das Stück für Trompetenduo, das die „Kleine Kapelle“ spielte, forderte zum Beispiel heraus. Es zeigte sich, dass das Publikum im Saal fast alles zweimal hören wollte, und die Kleinen mussten ihr Stück wiederholen.
Das gleiche gilt für die meisten Darbietungen der 45 Mann starken „Großen“ Loris-Kapelle. Die Volksweisen und volkstümlichen Melodien, die die Kapelle im ersten Teil zu Gehör brachte, mussten fast immer wiederholt werden. Dies war bei der Melodie Blasmusik macht Laune, bei der Bring-Polka und bei Des Jägers Abschied der Fall. Die Blasmusik-Laune wurde noch gesteigert, als Mathias Loris die Zuhörer aufforderte, mitzusingen – „net unbedingt scheen, awer laut“. Das Volksliederpotpourri zur Einleitung des Konzerts wurde denn auch zu einem großen Beifallserfolg für die Kapelle. Viel mitgesungen wurde aber leider nicht: Das Publikum war mehr auf Zuhören und Applaudieren eingestellt als auf ein aktives Mitgehen.
Dafür wurde es im zweiten Teil – Schlager- und Unterhaltungsmusik – aktiver: Ansagerin Eva Jauch, die nicht nur für heitere Momente sorgte, sondern auch als Solistin auftrat, veranstaltete im Namen der Kapelle einen kleinen Quiz. Das Publikum sollte erkennen, welches die Melodie ist, die in einer anderen Orchestrierung (sie wurde von Josef Retter besorgt) als die übliche vorgestellt wurde. Natürlich erkannte man sofort das allen bekannte Lied Rosamunde.
Mit Quiz, guter Laune und zahlreichen bekannten Schlagern wurde auch dieser zweite Teil des Konzerts vom Publikum besonders gut aufgenommen. Die Solisten Annemarie Loris, Annemarie Seibert, Mathias und Michael Bild, Nikolaus Seibert, Peter Pfeifer und Hans Eichinger mußten ihre Lieder jedes Mal wiederholen.
Mit dem gleichen Programm will die Jahrmarkter Loris-Kapelle im Laufe des Monats April auf Tournee nach Siebenbürgen gehen.

aus NEUER WEG, Bukarest, 31. März 1981

Donnerstag, 16. August 2018

Der Strand gehört dem Volk

Ein Kapitel Jahrmarkter Ortsgeschichte

„Niklos, de Finef-Uhr-Zugg kummt. Kumm hinner die Beem, daß die Zuggleit uns net siehn.“ 
Dabei hatte weder Niklos (Nikolaus Potche) noch Phit (Peter Oberle), der Mann, der zu dieser Vorsichtsmaßnahme mahnte, irgendeinen Grund sich zu verstecken. Im Gegenteil, sie gehören zu den Standhaften, die eine Idee bis zu ihrer Gestaltung verfolgten, und der es zu verdanken ist, daß Jahrmarkt einen der schönsten Dorfstrände Rumäniens hatte. 
Als 1965 Ceaușescu an die Macht kam, war der später berüchtigte Diktator erstmals „mit der Konsolidierung seiner Macht beschäftigt und ließ Rumänien weitgehend in Ruhe. Daraus erwuchsen einige wenige glückliche Jahre. Die Kultur blühte auf. Stalinistische und oft prosowjetische Funktionäre wurden alle mit der Keule des neuen rumänischen Nationalismus aus ihren Ämtern verjagt. Mit diesem etwas bizarren Nationalismus hat sich Rumänien zweifellos ideologisch von Moskau entfernt, wenn auch nicht Lichtjahre weit. Genug allerdings, dass der Westen sofort zur wenig fundierten Ansicht gelangte, Rumänien sei der liberalste Staat Osteuropas.“ 
Diese von Dr. Malte Olschewski in seinem Buch Der Conducator – Phänomen der Macht festgehaltene Stimmung spürten auch die Banater Schwaben in ihren weitgehend noch intakten Dorfgemeinschaften, und es gibt ein leuchtendes Beispiel dafür, daß sich in jener Zeit sogar ungewöhnliche kommunalpolitische Projekte in den banatschwäbischen Dörfern durchführen ließen. Daß man natürlich alle dem Kommunismus eigenen „Werte“ kennen und auch geschickt und risikofreudig für das Wohl der Dorfgemeinschaft einsetzen musste, war wohl das Schwierigste für die von – heute kaum noch nachvollziehbarem – Idealismus angetriebenen Gestalter banat-deutscher Kulturgüter. 
In Jahrmarkt gibt es seit 1962 eine Tischlerei, die in ihren ersten zwei Jahrzehnten mit einer überwiegend deutschen Belegschaft gearbeitet hat. Es muß um 1968 gewesen sein, als in diesem Unternehmen die Idee reifte, in den „Kotstoonlecher“ eine Freibad- und Sportanlage zu errichten. Peter Oberle, der damalige Betriebsleiter und Promotor dieses für viele unrealisierbaren Luftschloßprojekts, sagt heute zum Impuls der ursprünglichen Überlegungen: „Ich hun halt immer versucht, unser Kinn im Dorf zu halle, dass se net sunntachs aah noch in die Stadt fahre.“ Die große Stadt. In ihr lauerten die Gefahren, die unsere Selbstwertgefühle gefährden konnten. Die kleinen, überschaubaren Räume sollten sich damals wie heute leichter zu einem Hort heimatlichen Bewusstseins entfalten; eine fast prophetische Gedankenverbindung, wenn man heute sieht, wie traditionelle Werte auf dem Altar einer falsch verstandenen multikulturellen Gesellschaft geopfert werden. 
Ideen sind Schöpfungen der Begeisterung und schenken ihren Müttern und Vätern vorfreudige Erregungen. Die Ernüchterungen kommen aber meist schon beim zielstrebigen Planen und spätestens beim Umsetzen ins Anschau- und Greifbare. Umso schwieriger hatten es die Jahrmarkter Tischler mit ihrer Idee, wollten sie diese doch in einem – trotz allem Liberalisierungsschein – immerhin kommunistischen Staat, in dem Mitdenken von unten verpönt war, verwirklichen. 
Peter Oberle und seine Mannen griffen an, und zwar richtig planstabsmäßig. Zu den aktivsten Mitarbeitern in diesem vielköpfigen Planungs- und Durchführungsstab zählten schon bald der Bautechniker Adam Kernleitner und der vom Zimmermann zum Tischler konvertierte Nikolaus Potche.
Die erste Hürde stand für die beherzten Männer im Jahrmarkter „Sfat popular“ (Volksrat), heute Gemeinderat. Die Mitglieder dieses Gremiums mussten vom Sinn und der Realisierbarkeit des Vorhabens überzeugt werden. Peter Oberle erinnert sich: „Das war schon darum schwer, weil ich kein Parteimitglied war.“ Der Antrag wurde wegen Geldmangel und anderen als wichtiger eingestuften Gemeindeprojekten abgeschmettert. 
Aufgeben? Von wegen! Eine Niederlage in einen Teilerfolg ummünzen, das ist Optimismus, und den hatten die Männer mit der Strandidee. Das Thema Strand war Dorfgespräch. Der Augenblick musste genutzt werden. Erich Tassinger fertigte ein Holzmodell der gesamten Anlage an, die zusammen mit einem von Adam Kernleitner gezeichneten Plan in der „Autoservire“ (Selbstbedienungsladen) neben der Apotheke ausgestellt wurde. Nach etwa einem Monat war in der Dorfbevölkerung eine positive Haltung für das Projekt zu erkennen. 
Der Volksrat reagierte und brachte das Thema erneut auf die Tagesordnung. In einer stürmisch verlaufenen Sitzung schlug Ingenieur Jakob Bild vor, das Bauvorhaben mit freiwilligen Geldbeiträgen der Bürger zu finanzieren. 
Der damalige Volksratsvorsitzende (Bürgermeister) Josef Wagner stellte sich hinter Oberles Vorstellung einer Bürgerbefragung. Uff, kann man da aus heutiger Sicht nur sagen. Beide Vorschläge passierten das Gremium und ein Stück Demokratie in einem kommunistischen Land wurde verwirklicht. Die große Mehrheit der Jahrmarkter Bevölkerung sprach sich für den Strand und eine finanzielle Beteiligung von 100 Lei pro Familie aus. Etwa 100.000 Lei standen so für den Baubeginn zur Verfügung. Nikolaus Pannert, der Kassier des Volksrates, war für die Einsammlung und Buchführung des Geldes zuständig. 
Wichtig war, daß auch der Vorsitzende des Staatlichen Landwirtschaftsbetriebs (SLB) Nicolae Dogariu für das Projekt gewonnen werden konnte. Aber das Schönste war wohl, daß Peter Oberle, Adam Kernleitner und Nikolaus Potche sich bei ihren Vermessungsarbeiten in den „Kotstoonlecher“ nicht mehr vor den spöttischen Blicken der Gegner verstecken mußten. 
Man konnte mit den Arbeiten beginnen. Die Zahl der freiwilligen Mitarbeiter stieg. Fast zwei Jahre lang leistete die Mehrheit der Jahrmarkter Bürger ihre sowieso staatlich verordnete „prestația“ (Arbeitsleistung) für die Gemeinde hier ab. 
Daß es beim Strandbau auch oft mit illegalen Mitteln zuging, kann man bloß aus heutiger Sicht behaupten. Damals hieß es, alles Machbare für das Projekt ist für das Wohl der Gemeinschaft. 
Nikolaus Potche besorgte die Schaltafeln und -bretter für das Becken und die Gebäude (Toiletten und Umkleideräume). Dieses wieder verwertbare Baumaterial wurde auf Leihbasis zur Verfügung gestellt. Das Geschäft fußte auf gegenseitigem Vertrauen und wurde per Handschlag mit dem Bauleiter einer Temeswarer Baufirma in die Wege geleitet. Die Tischlerei stellte während der Arbeitszeit Leute für den Strand frei. Auch die dem SLB eingegliederten technischen Einheiten im Dorf waren diesbezüglich nicht kleinlich. Fehlte es mal an Baugeräten, ließ Tierarzt Peter Stefan seine Beziehungen spielen, und ging der Treibstoff aus, war Petricică der richtige Ansprechpartner. 
Zum Schluß gab es am Jahrmarkter Strandbau kaum noch Unbeteiligte. Auch die Schulkinder halfen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Lehrer Hans Speck und Josef Schäffer hatten die Bedeutung des Projekts für die Dorfgemeinschaft von aller Anfang an erkannt. 
Viele persönliche Opfer ließen eine gewaltige Baustelle gedeihen. „Ich hun selmols mei Urlab am Strand verbrung; awwer net beim Bade, norr beim Inschalle, Betoneere un Ausschalle“, erzählt Nikolaus Potche von der damaligen Aufbruchstimmung.

Jahrmarkter Strand im Jahre 1980
Im Sommer 1970 war das Becken in T-Form fertig. In Peter Oberles Erinnerungen steht auf Seite 155: „Es wurde Wasser in das Becken reingelassen. Alle Kinder aus Jahrmarkt konnten das bezeugen, denn sie waren alle da. Zwei Tage und zwei Nächte lief das Wasser vom Prinz-Eugen-Brunnen ins Bad, so daß sonntags morgens um 10 Uhr gebadet werden konnte. […] Ich wagte mich nur zögernd, mittags runter zu gehen und traute meinen Augen nicht, als ich die Menschenmenge dort sah. Ich mußte meine Tränen verbergen.“
Biotop am Jahrmarkter Strand, 1970
Ein Traum war wahr geworden. Auf dem etwa 2 ha großen Areal, auf dem die vorausgegangenen Generationen ihre Kotsteine in Holzformen gestampft haben, entstand in den 70er Jahren ein Freizeit- und Erholungsort mit einem Handballplatz und schattigen Alleen, der den Jahrmarkter Nachkriegsgenerationen ihr Dorf lebenswert machte. 
Die Idylle war leider von kurzer Dauer. Eine Kapitelüberschrift in Ion Mihai Pacepas Buch Red Horizons (Rote Horizonte), Washington 1987, lautet: „Die besten Exportgüter – das Rohöl, die Juden, die Deutschen.“ Der gewesene Generalleutnant und Geheimdienstchef Ceaușescus mußte es ja wissen. 
Die Jahrmarkter Banater Schwaben kannten, wie alle ihre deutschen Landsleute in Rumänien, damals ihren besonderen Marktwert für das größenwahnsinnige Diktatorenehepaar noch nicht, sonst würde es „ihren“ Strand heute bestimmt nicht geben. Sie sollten ihrem Werk trotz allem nicht den Stempel des Vergeblichen aufdrücken, denn zivilisatorische Leistungen erfahren oft ihre wahre Anerkennung erst lange nach ihrem Erbringen. 
Diese Zeit muß in Rumänien anscheinend erst reifen, denn glaubt man einem Artikel der Temeswarer Zeitung RENAȘTEREA BĂNĂȚEANĂ vom 20. Juli 1991, so war es um die Pflege der Anlage nach der Aussiedlung der Deutschen aus Jahrmarkt schlecht bestellt. Die Zeiten der „Stranddirektoren“ Johann Weber und Barbara & Johann Zimmermann sind halt längst vorbei. Barbara Zimmermann erklärte der Zeitung: „Gut, dass Sie gekommen sind. Haben Sie gesehen, wie der Strand aussieht? Schande! Mir tut das Herz weh, wenn ich das sehe. Zehn Jahre haben wir dort gearbeitet, und der Strand war immer rein und die Leute waren gut betreut. Jemand wollte den Strand kaufen, aber das Volk war nicht einverstanden. Es hat gesagt, der Strand gehört dem Volk.“
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 5. Oktober 1996

Dienstag, 7. August 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 111

Die Dumme werre net all un wann hunnert Johr kooni uf die Welt kumme.



☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias 
Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Donnerstag, 2. August 2018

Feuerwehrball in Jahrmarkt

Für die freiwillige Feuerwehr und deren Familien bot die Kaszner-Kapelle Samstag und Sonntag ihr Konzertprogramm wieder dar. Eröffnet wurden die Unterhaltungsabende vom Chor der Feuerwehr mit dem traditionellen Jahrmarkter Feuerwehrmarsch-Lied. Organisatoren des Festes waren Kommandant Johann Loris und sein Stellvertreter Franz Nover. (L. G.)

aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar, 3. März 1981

Dienstag, 24. Juli 2018

Vier Verse in ein Fotoalbum


Der Lauf der Zeit führt uns hinaus,
Das Ziel: Immer hinauf!
Nur Gedanken führen zurück
Auf den Weg des Jugendglücks.

Temeswar, Juni 1973
Mark Jahr

aus DER DONAUSCHWABE, Aalen, 22. September 1996

Dienstag, 17. Juli 2018

Johrmarker Sprich un Sprichelcher - 110

Die Bsoffne falle der Maria in de Schoß.

☻     ۩     ☺
Gsammelt vum Frombach Franz alias Gerwer Franz  (1929 - 1999)

Dienstag, 10. Juli 2018

Bläser im Wettbewerb

HS – Temeswar. Die Temescher Kreisphase des Wettbewerbs der Blaskapellen innerhalb des Landesfestivals Cîntarea României findet heute, 9 Uhr, im Jugendhaus, Arieș-Straße 19, statt. Es beteiligen sich u. a. die Bläser aus Grabatz unter Mathias Tillschneider, die Kleinbetschkereker unter Franz Hoffmann, das Großjetschaer Weber-Blasorchester sowie die beiden Jahrmarkter Blaskapellen unter Matthias Loris und Hans Kaszner, die sich mit ihren Unterhaltungsorchestern bereits für die Zwischenkreisphase qualifiziert haben. Die gleiche Wettbewerbsetappe für Unterhaltungsmusik erreichten ferner die Popgruppe Pro musica des Temeswarer Jugendhauses, die Gesangsolisten Irmgard Holzinger aus Lowrin und Elisabeth Franzen von der Temeswarer Volkskunstschule.






aus NEUE BANATER ZEITUNG, Temeswar,  1.März 1981

Dienstag, 3. Juli 2018

Bühnenerfolge auf der ganzen Welt

Nikolaus Wolcz inszenierte in Ingolstadt Cyrano de Bergerac

Degenhelden gab es zu seiner Zeit bestimmt mehrere in Paris, aber sicher keinen, der mit gleichem Geschick auch Liebesbriefe aus seiner Schreibfeder zaubern konnte. Cyrano de Bergerac hieß der degenschwingende Romancier, den seine Kameraden „einen Dämon der Tapferkeit“ nannten, und der um 1640 in Paris sein Unwesen trieb. Um aber unsterblich zu werden, reichten weder seine Waffentaten noch sein Roman Mondstaaten oder die auf Kardinal Mazarin zielenden Spottgedichte aus. Es war seine große Nase, die dem streitbaren und liebessüchtigen Gascogner zum Leben nach dem Tode verhalf. Sie ist in der Phantasie eines genialen südfranzösischen Dichters übernatürlich geraten und trägt die Schuld für unbefriedigte Liebe und fabelhafte Rechtfertigungsduelle.
Edmond Rostand verhalf so Cyrano mit unrühmlichem Ruhm zu neuem Glanz. Im Jahre 1897 veröffentlichte er die romantische Komödie Cyrano de Bergerac, die auch heute noch Theaterfans in freudige Erregung versetzt.
Ingolstadts Theaterintendant Wolfram Krempel hat seine erste, sehr erfolgreich verlaufene Saison in der Donaustadt mit der Freilichtaufführung des Cyrano de Bergerac beendet. Ort der lustigen Liebesgeschichte ohne Happyend war 1996 der klassizistische Turm Baur am südlichen Donauufer.
Die Regie dieser gewollt opernhaft geratenen Inszenierung hatte er einem Regisseur anvertraut, der bereits erfolgreiche Musiktheateraufführungen in Wien, Paris und London auf die Bretter gebracht hat. Nikolaus Wolcz konnte seine reiche Erfahrung im Gestalten sowohl räumlich als auch inhaltlich groß angelegter Bühnenstücke voll in der Ingolstädter Aufführung einbringen. 95 Akteure boten ein buntes Bild des französischen Gesellschaftslebens zur Zeit der beiden Ludwigs, des XIII. und des XIV. Es ist bei dieser Menge von Darstellern in ständigem Kommen und Gehen und bei oft schnell wechselnden Szenenbildern viel Geschick für die Kristallisation des Wesentlichen gefragt, um die Handlung vom regen Drumherum nicht verwischen zu lassen.
Da zeigte sich dann, daß Nikolaus Wolcz nicht umsonst sein Talent bei Liviu Ciulei an der Bukarester Theater- und Filmhochschule „Ion Luca Caragiale“ schleifen ließ und durch viele Inszenierungen an den zwei größten Bühnen der rumänischen Hauptstadt, des National- und des Munizipaltheaters, aber auch während seiner Arbeit an mehreren Filmen einen ungemein scharfen Kunstsinn für derlei Aufführungen entwickelt hat. Das Publikum und auch die Kritiker waren von Wolcz’ Cyrano begeistert. Die platonische Liebe blieb während der fast dreistündigen Darbietung der glühende Kern des Geschehens, der die Sinne betäubte und bei der fantastischen Doppel-Liebeserklärung der zwei Kadetten Cyrano de Bergerac und Christian de Neuvillette unter dem Balkon ihrer angebeteten Roxana bei aufgehendem (auch natürlichem) Mond den Eindruck vermittelte, daß jegliches Atmen im klassizistischen Natursteinoval ausgesetzt habe.
Dies war aber nur einer der Höhepunkte, in denen es dem 1944 in der Temeswarer Josefstadt geborenen Schauspieler, Theater und Opernregisseur gelungen ist, Poesie pur in Wort, Bild und Handlung zu vereinigen. „Bei aller optischer Qualität jedoch ist der beeindruckendste Teil der Inszenierung von Nikolaus Wolcz seine beinahe musikalische Behandlung der Tempi. Und die stellt er harmonisch in den Dienst einer Sprache, die – was selten genug ist – durch ihr Versmaß nicht gebremst oder domestiziert erscheint, sondern im Gegenteil unglaublich schwingend und beschwingt, humorvoll und auf satirische Weise ‚kalauernd‘ wirkt.“ So schwelgte nach der Premiere (22. Juni, bei unverschämter Kälte) der DONAUKURIER –Feuilletonist Michael Schmatloch.
Die Rollenbesetzung war optimal und für den Cyrano in dem Neuzugang des Ingolstädter Theaters, Thomas Schneider, ideal. Mit Friedrich Schilha (hervorragend als Comte de Guiche) und Robert Schüpfer (Taschendieb) hatten aber auch zwei weitere aus dem Banat stammende Darsteller Teil am Erfolg dieses Freilichtschauspiels.

Nikolaus Wolcz
Foto: atelierunum.blogspot.com
Wolcz kam, inszenierte und siegte. Für ihn waren es sieben Wochen Arbeit fürs tägliche Brot. Aber die Früchte seiner Arbeit genossen noch viele Menschen, die das Ideal der reinen, humorvollen und doch so tragischen Liebe mitempfinden wollten, als er auch diese Städte des schnelllebigen Theaterruhms schon wieder verlassen hatte.
Auf seine überaus ersprießliche Theater- und Opernarbeit angesprochen meinte Nikolaus Wolcz, der in den siebziger Jahren auch am Deutschen Theater in Temeswar drei Stücke auf die Bühne gebracht hat, mit einem unverfälschten Zungenschlag: „Na aber jetz’, werd’ ich doch langsam alt.“ Sprach’s, packte seine Koffer und machte sich auf den Flug in die Staaten, wo er ab sofort eine sechsjährige Professur als Chef der Schauspielabteilung an der Columbia University in New York begleiten wird.
Tja, das nennt man wohl Josefstädter Humor.
 Anton Potche
aus BANATER POST, 20. August 1996

Dienstag, 26. Juni 2018

Dienstag, 19. Juni 2018

Loris- und Kaszner-Kapellen zur Zwischenkreisphase


mv. Temeswar. – Die beiden Jahrmarkter Unterhaltungsmusikorchester unter Leitung von Prof. Mathias Loris und Prof. Hans Kaszner, die sich an der Kreisphase des Landesfestivals Cîntarea României beteiligten, haben sich für die Zwischenkreisphase qualifiziert. An der Zwischenkreisphase, die in der zweiten Aprilhälfte in Temeswar stattfinden wird, beteiligen sich ferner das Orchester Universal 80 des Temeswarer Hauses der Armee, das Orchester Pro patria des Innenministeriums, die Vokal- und Instrumentalgruppe Șah mat, die Popgruppe Pro musica des Temeswarer Jugendhauses, die Gruppe Memotim des Instituts für Rechentechnik, das Dixieland-Orchester des Jugendhauses, die Gesangsolisten Elisabeth Franzen und Ioan Toroican von der Temeswarer Volkskunstschule, Talila Negrea vom Haus der Armee, Dolina Iancu vom Banatul-Klub, das Vokaltrio Mirela Lăzărescu, Adriana Sîrbu und Dolores Bartoș von der Lugoscher Volkskunstschule, die Folksänger Irmgard Holzinger aus Lowrin und Adina Dimitriu von der Temeswarer Volkskunstschule, das Folkduo Gheorghe Radu und Gheorghe Popovici aus Fatschet sowie Adalbert Todor, Instrumentalsolist des Kulturheims von Moșnița Nouă.
Sonntag findet im Temeswarer Jugendhaus (9 Uhr) die Kreisphase des Wettbewerbs der Blaskapellen statt. Zu den rund 15 besten Blaskapellen des Kreises Temesch, die sich am Wettbewerb beteiligen, gehören auch die beiden Jahrmarkter Kapellen unter Leitung von Prof. Mathias Loris und Prof. Hans Kaszner, die Franz-Hoffner-Blaskapelle aus Kleinbetschkerek, die Mathias-Tillschneider-Kapelle aus Grabatz und die Weber-Blaskapelle aus Großjetscha. Ebenfalls Sonntag um 9 Uhr wird im Temeswarer Studentenkulturhaus der Wettbewerb der besten Agitbrigaden des Kreises eröffnet. Daran beteiligen sich insgesamt 32 Formationen.

aus NEUER WEG, 25. Februar 1981

Dienstag, 12. Juni 2018

Literaturpolitiker


Zum Artikel Beim Weg zur Ost-West-Einigung verliert der PEN Federn und Ansehen vom 27./28. Juli 1996:
Jetzt wird es aber langsam Zeit, dass einige Damen und Herren Schriftsteller in Deutschland sich auf das Wesentliche ihrer Spartenzugehörigkeit, nämlich das Schreiben von literarischen Werken, besinnen. Das trifft besonders auf jene zu, die sich durch ihre öffentlichkeitswirksamen Wortmeldungen und Rücktrittserklärungen aus dem West-PEN in den Kulturseiten der Zeitungen wohl gerne mal wiederfinden.
Wie schwer es war, in Ländern, in denen die Zensur fröhliche Urstände feierte, überhaupt zu veröffentlichen, müsste doch mittlerweile bekannt sein. Literaten wollen nun mal ihre Werke gedruckt sehen. Daß sie dabei auch ab und zu einem bestimmt nicht von allen Ost-PEN-Mitgliedern geliebten Staatssystem kleinere oder größere Zugeständnisse machten und sogar einer Stasimitarbeit verfielen, muß im Bereich der menschlichen Schwächen gesucht werden. Darum kann man doch nicht eine totale Verweigerung der Ost-West-Vereinigung des PEN proklamieren, die einer pauschalen und daher bestimmt einigen – selbst wenn es nur wenige wären – Ost-PEN-Mitgliedern ungerecht widerfahrenen Verurteilung gleichkommt.
Haben Herta Müller und Richard Wagner vergessen, dass sie für ihr literarisches Schaffen den Preis des Zentralkomitees (ZK) des Verbandes der Kommunistischen Jugend (VKJ) in Rumänien – Wagner 1973, Müller 1983 – entgegengenommen haben? Eine Ablehnung dieses Preises wäre doch eine heroische Tat gewesen. Damals freuten sie sich aber über ihre Erfolge, denn im Rachen des Ungeheuers verhält man sich anscheinend sehr menschlich. Daran sollten Herta Müller und Richard Wagner besonders jetzt denken, wenn sie in einem demokratischen Land Literaturpolitik betreiben, anstatt Literatur zu schreiben.
Anton Potche

aus DONAUKURIER, Ingolstadt, 2. August 1996