Dienstag, 16. Januar 2018

Gäste im Maximilianeum

Ingolstädter BDVler besuchten den Sitz des Bayerischen Landtags

Wie kommen Ingolstädter Vertriebene und Aussiedler zu einem Landtagsbesuch im Maximilianeum? Ganz einfach: Johann Metzger, von Geburt Banater Schwabe und im unverklärten Verhältnis zu seiner Abstammung seit vielen Jahren Vorsitzender der Vereinigung der Banater Schwaben in Ingolstadt e.V., aus geschichtlicher Gesinnung Vorsitzender des BDV-Kreisverbandes Ingolstadt und aus politischer Überzeugung stellvertretender Vorsitzender des Ingolstädter CSU-Kreisverbandes sowie Stadtrat, als Ausdruck praktischen Bürgerdienstes, übermittelt den Wunsch einiger BdV-Mitglieder, den Landtag in München zu besuchen, Hermann Regensburger (CSU), Mitglied des bayerischen Landtags, Staatsskretär im Bayerischen Innenministerium und Stadtrat in Ingolstadt. Dieser beauftragt sein Ingolstädter Büro, und Frau Schweiger (Sekretärin) vereinbart mit Metzger einen Besuchstermin. Für 48 Mitglieder des Ingolstädter Kreisverbandes des Bundes der Vertriebenen, unter ihnen auch mehrere Banater Schwaben, fiel dieser Termin auf den frühlingshaften 27. Februar 1996.
Ja, und wie das im Leben so ist, war Dr. Manfred Schumann, Ingolstadts OB-Kandidat der SPD und MdL, der erste, der der Besuchergruppe in der Eingangshalle des Maximilianeums über den Weg lief. Die Begrüßung war freundlich. Hallo! Man kennt sich doch. Schließlich waren auch gestandene Sozialdemokraten in der Gruppe. Der BdV ist eben ein parteiübergreifender Verband. Auch Albert Schmid (SPD) kam die Gruppe gelegen, denn der wollte gleich wissen, wo denn dieses Wellheim liege, dort müsse er nämlich hin. Ach ja, es war ja Wahlkampf. Da schwirrten die Politiker durch die bayerischen  Lande. Gut so, denn der Plenarsaal der Volksvertreter war leer. Die Ingolstädter Vertriebenen und Aussiedleer konnten tagen.
Ingolstädter BdV-Mitglieder im
Maximilianeum -
am Rednerpult: Hermann Regensburger
Herman Regensburger begrüßte vom Rednerpult die Besucher und ließ auch jeden gleich wissen, in wessen Fraktionsrevier er sich befindet. Da saßen dann einige auf Plätzen, die sie als Abgeordnete bestimmt nicht einnehmen würden.
Der Staatssekretär gab einen kurzen Überblick über die Tätigkeit des Parlaments, dessen Schwerpunkt in den von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Sitzungen der zwölf Ausschüsse und der Parlamentarischen Kontrollkommission zu suchen sei. In der Vollversammlung findet aber das von den Medien so geschätzte Aufeinanderprallen von Meinungen und Interessen statt. Von Journalisten war jedoch an diesem Nachmittag weit und breit keine Spur. Also konnte man ganz ungeniert fragen. Der Kommunal- und Landespolitiker Hermann Regensburger stand Rede und Antwort.
Wie steht’s um das Kulturhaus der Banater Schwaben in Ingolstadt? Warum wird die Kulturarbeit der Ausländer in Ingolstadt höher bezuschusst als die der Vertriebenen und Aussiedler? Wieso erfährt der deutsche Bürger stets mehr über geschädigte Demonstranten (oft auch gewalttätige Ausländer) als über lädierte Polizisten? Woran liegt es, dass man den rumänischen Burschen mit der Safekleptomanie nicht endlich das Handwerk legen kann? …
Diese und andere Fragen haben den „alten“ Polithasen Regensburger (55) natürlich keinen Moment in Verlegenheit gebracht. Alles in Butter, mit kleinen Abstrichen und unvermeidbaren Problemen. Es kann sowieso niemand jedem recht machen. Optimismus regelt zwar keine Probleme, hält den Glauben an ihre Lösung aber aufrecht. Das ist doch auch schon etwas.
Hermann Regensburger nahm sich noch die Zeit, um seine Gäste durch die geschichtsträchtig bemalten Räume des Maximilianeums zu führen. Zwischen 1852 und 1874 wurde das Maximilianeum zum Zweck der „Hebung des monarchischen nationalen Volksgeistes“ von Maximilian II. von Bayern errichtet. Obwohl das imposante Bauwerk „auf der Isarhöhe bei München“ erst zehn Jahre nach dem Tode des Monarchen seiner Bestimmung übergeben wurde, blieb es bis heute mit seinem Namen verbunden, wenn auch der „monarchisch nationale Volksgeist“ mittlerweile einem parlamentarischen Mitbestimmungsgeist weichen musste. Ursprünglich nur als „Atheneum“ für eine Stiftung, die das hehre Ziel hatte, „talentvollen bayerischen Jünglingen (jeglichen Standes) die Erreichung jener Stufe wissenschaftlicher und geistiger Ausbildung zu erleichtern, welche zur Lösung der höheren Aufgaben des Staatsdienstes erforderlich ist“, gedacht, beherbergt das Maximilianeum seit 1949 den bayerischen Landtag, während die „talentvollen bayerischen Jünglinge“ im Max-Josef-Stift wohnen.
Heimfahrten von Tagesreisen oder Informationsfahrten sind ja nicht immer der Fröhlichkeit letzter Schluß. Man hat eben das Schöne, Reizvolle, Informative, einfach das Neue bereits hinter sich und fährt dem Alltag entgegen. Diesmal war auch die Rückfahrt der Ingolstädter BdVler von ihrem interessanten Landtagsbesuch von guter Stimmung geprägt. Begriffe wie Kumulieren, Panaschieren, Zusammenzählen  - wobei die „3“ zu besonderen Ehren kam -, CSU, SPD, FDP, Grüne prägten die Diskussionen. Wer dabei Schlechtes denkt, sollte wissen, dass Ingolstädter Vertriebene und Aussiedler nichts von Wortungetümen wie „Kommunalwahlwerbefahrt“ halten. Politisch interessiert sind sie aber allemal.
Anton Potche

aus BANATER POST, München, 20. April 1996

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